Musterstein, Wetterstein, 2478m, Südwand „Dorothea Wallner Gedenkweg“, 8 SL/6+/7- & Westgrat, 33/10/2023
Aber wenn man erst mal losgepiazt hat und einen Cam nach dem anderen im Idealriss versenkt hat, weicht die Anspannung langsam dem Genuss, im Nachstieg erst recht. Gehört sicher zu den besten Kalk-Rissklettereien weit und breit. Mit konditionsforderndem Zu- und langem, anspruchsvollem Abstieg, der Wegfindung und der eigenständigen Absicherung ergibt sich eine zwar nicht allzu lange, dennoch aber fordernde Unternehmung von bleibender Erinnerung. Ein absoluter Neoklassiker eben über den man sich nur freuen kann.
Für eine Tagestour also besser gleich von der Leutasch aus aufsteigen. Abzweig Wanderweg N47° 24.678' E11° 08.479', 2111m. Durch Gras und Schutt zum Wandfuß am Beginn des Schmidbands (N47° 24.788' E11° 08.507', 2091m). Wandhöhe: ca. 380hm vom Wandfuß zum Gipfel, die eigentliche Tour ohne Schmidband und ein paar Meter Ostgrat hat ungefähr 230hm Kletterlänge: 320m auf 8 SL in der eigentlichen Route, ca. 110hm seilfrei über das Schmidband (max. 3) und weitere 20hm über den Ostgrat (1-2) zum Hauptgipfel mit Kreuz und Buch. Material: In der Route steckt nicht viel und das soll auf Wunsch der Erschließer auch so bleiben. Die Erstbegeher haben alle Stände (inklusive Einstieg) mit massiven AV-Ringhaken versehen; in der Tour stecken an neuralgischen Stellen insgesamt 5 AV-Klebehaken, zwei davon in den Viererlängen der „Schmidt/Behrendt“. Mit einem Satz Friends (0,4-4 oder noch etwas größer)/Cams lässt sich diese Traumlinie aber hervorragend absichern. 10-12 Expressen, davon einige verlängerbare, ein 50m Voll- oder Doppelseil, ausreichend Klemmzeug, die übliche Kletterausrüstung und gute Nerven sollten reichen. Schwierigkeit: Eine längere Stelle 6+/7-, der Rest bewegt sich im Riss zwischen 5+ und 6, vor- und nachher auch 4. Route: Ein gutes Topo gibt’s im Panico Kletterführer „Wetterstein Nord“, Fototopo auf dieser Seite. Das Originaltopo der Erstbegeher findet man auf http://www.alpinwiki.at/portal/navigation/ routen/routedetail.php?route=16378, einen interessanten Bericht auf https://www.grubenkar.de /2015/11/13/musterstein-dorothea-wallner/ Der Zustieg zum Beginn der eigentlichen Kletterei verläuft über das Schmidband. Nach steilem Beginn (2-3, fester Fels) wird das Band bald flacher und leichter (1-2). Nach einem Expressanker am linken Rand des Bandes (dir. Zustieg?) steigt man zum inneren Rand des Bandes und steht bald am AV-Ring unter einer Platte links eines Kamins („Schmidt/Behrendt“). 1. SL: Rechts zu Kamin, diesen hoch (SU, BH, 4) und über Wandl zu Stand an AV-Ring. 45m, 1 ZH, 4. 2. SL: Rechts über gestuftes Gelände (3) zu Kaminrinne, durch diese (4, BH) und über gestuftes Gelände (3) in kleinen Kessel unter Kamin rechts und Piazriss in markanter Platte links. 37m, 1 ZH, 4. 3. SL: Piazriss rauf (Vom feinsten! 6-, kein BH, Fehler im Panicotopo; vom Stand keine Haken sichtbar!), kurz leichter. Dann steile, teils überhängende, glatte und deutlich griffärmere Kletterei (6+/7-, 3 eng gesetzte BH in teils ungünstiger Position, fixer Cam) und rechts zu Stand an AV-Ring. 38m, 3 ZH, 1 Fixcam, 6+/7-.
Erstbegeher: U. Koblitz & M. Saumweber (1986) Abstieg: Vom Gipfelkreuz des selten besuchten Bergs mit seinem bald 15 Jahre alten Gipfelbuch auf und ab über den Westgrat. Maximal 3, meist 2, erst ab P. 2445 deutlich leichter. Der Grat ist nie besonders schwer, erfordert aber wegen der Länge und Ausgesetztheit ständig Konzentration und Ausdauer im seilfreien Klettern. Stolpern sollte man auf jeden Fall nicht. Es steckt kaum fixes Material, lediglich eine gebohrte Abseilstelle mit 25m und ein Fixseil auf einen der vielen Felsköpfe existieren. Beide Passagen sind zwar ausgesetzt, für sichere Kletterer dank guter Felsqualität aber auch so gut kletterbar. Dank einiger Steinmanndln und ein paar Steigeisenkratzer ist die Orientierung bei gutem Wetter kein großes Problem. Gelegentlich weicht man auf die Südseite aus, aber nie zu weit! 1,5 Stunden zur Meilerhütte (wenn man den Weg kennt natürlich auch deutlich schneller) erfordern stabile Wetterbedingungen und ein vernünftiges Zeitmanagement. Wir brauchten 30 Minuten von der Hütte zum Beginn des Schmidbandes (das wir schon kannten), stiegen dieses in etwa 15 Minuten zum richtigen Einstieg. Die eigentliche Kletterzeit betrug etwa 3¼ Stunden zum Gipfelkreuz. Der nun bestens vertraute W-Grat zur Meilerhütte hielt uns diesmal in flottem Tempo nur 40 Minuten auf. Durst motiviert eben. Nachdem die Hütte gereinigt, die letzten Vorräte vernichtet und alles verschlossen war, stand „nur“ noch der gut einstündige Abstieg durch Angerlloch und Hirschbichlschlucht bevor, die weitere Abfahrt ins Tal störte nicht mehr viel, da Beschäftigung im Sitzen.
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