Viele Gründe, die uns somit den weiten Weg gerne in Kauf nehmen lassen und wenn man es erst einmal auf die höchste (ohne Seilbahnunterstützung erreichbare) bayerische AV-Hütte geschafft hat, geht es zu jedem Einstieg nur noch bergab. In anderen Worten: so richtig lohnend wird das Ganze, wenn man ein paar Tage dort oben verbringt. Die Auswahl an Touren zwischen dem 3. und 7. Grad ist groß, die Felsqualität ist meist gut bis sehr gut (dementsprechend würden wir von den uns mittlerweile bald 30 persönlich bekannten Touren fast jede sofort wieder gehen) und auf jeden Fall extrem rau. In allen etwas schwierigeren Touren wird man keinen einzigen speckigen Griff finden. Die Exposition der meisten Routen reicht von Ost über Süd bis West, bei schönem Wetter kann man also trotz der Höhenlage auf angenehme Temperaturen hoffen. Wenn es zu heiß sein sollte, gibt es auch noch einige schattseitige Abenteueralternativen. Nur die Absicherung, die ist schon eher speziell. Bis auf ein oder zwei etwas deplatziert wirkende (und leider recht nah an bestehende, alte Routen heranreichende), gut abgesicherte Neutouren ist das Gebiet um die Meilerhütte ein Reservat für Freunde von Cams, Friends und Keilen. Keine ganz bohrhakenfreie Zone, nein, das nicht, aber man findet diese in vielen Routen nur an den Standplätzen. Dazwischen gibt’s vielleicht noch ein paar wenige BH an neuralgischen Stellen einer Tour (insgesamt selten über 10, Ausnahme ist meines Wissens nur die alte Ostwand an der Dreitorspitze), der Rest muss selbst abgesichert werden. Das kann dann auch mal eine 50m-Risslänge im 6. Grad sein. Ein paar wenige Routen weisen nur (sehr) alte Schlaghaken oder tatsächlich gar nichts an fixem Material auf. Das ist gut so und soll auch so bleiben. Plaisir gibt’s unten im mittlerweile kreuz und quer und ohne Respekt vor bestehenden Routen verbohrten Oberreintal schon mehr als genug. Der Umgang mit mobilen Zwischensicherungen muss also sicher beherrscht werden, die Felsstruktur bietet dafür aber auch reichlich Möglichkeit. Bei der Routenauswahl sollte man hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades erst mal eher defensiv vorgehen und ein gutes Stück unter seinem persönlichen Limit bleiben. Eine sehr gute Routenauswahl bietet der Panico Kletterführer „Wetterstein Nord“, viele alte Routen, die langen Grate und alle Normalwege findet man im antiquarischen AV Wettersteinführer (Rotherverlag). Wir hatten uns diesmal an der Dreitorspitze den Normalweg über den Klemmblock, die Überschreitung und die alte Ostwand, am Bayerländerturm die NO-Kante und den Westwandriss, an der östlichen Törlspitze die Via Sylvia, Dagehtsaa und die Leberle und am Musterstein die Route Morgenrot, den Dorothea Wallner Gedenkweg und den Westgrat zum Ziel gesetzt.
Zustieg: Lang oder sehr lang auf einer der verschiedenen Möglichkeiten zur Meilerhütte, 2372m. Vgl. AV-Karte 4/3 Wetterstein Ost. Fast 1700hm vom Schistadion über Partnachklamm, Kälbersteig, Schachen und Frauenalpl, „nur“ so um die 1400hm von Elmau mit MTB-Unterstützung bis zur Wettersteinalm, 1464m und durch die wilde Hirschbichlschlucht und das Angerlloch. Eine weitere Auffahrt zum Schachen verkürzt zwar den Fußabstieg um weitere 400hm, bringt zeitlich aber nichts. Von der Leutasch durchs Bergleintal muss man auch gut 1300hm überwinden, dazu ist die Antreise aus dem Norden ein gutes Stück länger.
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März 2025
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