Ein richtiger Jubeltag brach an. Über die traumhaft schöne und makellos weiße Landschaft des Leutaschplatts geht es weiter, immer in einem Tälchen unterhalb der Partenkirchner Dreitorspitzen entlang, bis sich auf etwa 2500m die markante Schneerinne auftut. Nach guter Abstrahlung über Nacht trug der Harschdeckel einwandfrei. Nur eine alte Spur von der Leutasch herauf war zu sehen, und das bei derart guten Bedingungen! Uns war‘s gerade recht. Da die Schneerinne noch etwas hart war, kamen ab der steilsten und schmalsten Stelle (ca. 40°) die Schi an den Rucksack. In der Scharte südlich P. 2650 erweitert sich das Panorama enorm: kaum steigt man über die Wächte, wird der Blick auf die ganze Reintalumrahmung frei – blendend weiß! Heuer lag hier oben etwas weniger Schnee als letztes Jahr, so dass die letzten Meter bis zum mittlerweile bedenklich schräg stehenden Gipfelkreuz nicht ganz mit Schi möglich waren. Schidepot war auf etwa 2660m. Ganz allein hatten wir den Gipfel für uns – samt Endlospanorama. Bereits um 8:30 Uhr machten wir uns an die Abfahrt, den die Sonnte war warm und knallte schon ordentlich in die ostseitige Steilrinne. In bestem Firn wedelten wir die selten so unverbollerte Rinne aufs Platt und dort trat dann bei so einer Abfolge von Traumhängen das alte Problem auf – man kann sich kaum noch bremsen! Gott sei Dank wurde ab dem Beginn der Berglenklamm auf etwa 1900m der Schnee etwas tiefer, so dass einem das Aufhören leichter gemacht wurde. Schließlich muss man ja wieder rauf bis zur 2366m hoch gelegenen Hütte. An der Schäferhütte vorbei, ging’s immer noch in völliger Einsamkeit und ohne den Hauch einer alten Spur unter den beeindruckenden und von uns mittlerweile sehr geschätzten Südwänden des Mustersteins zurück ins Dreitorsitzgatterl. Steffi hatte inzwischen die Seilbergung des gestern an der Törlspitze hängen gelassenen Stricke von oben her kommend zu einem guten Ende gebracht und spurte gerade über das ca. 40-45° steile NO-Couloir in die Scharte zwischen Bayerländerturm und Signalkuppe. Na ja, wenn schon eine Spur rauf geht … Noch ein schöner Hang mehr, der auch nicht jedes Jahr geht - wer kann da schon widerstehen? Zurück an der Hütte wurde aufgeräumt, sauber gemacht, gepackt und nach einer kurzen Pause begannen wir die immer wieder spannende Abfahrt ins Angerlloch. Kurz nach 11 war die ideale Zeit heute: die steilen, schattseitigen Hänge zum Drahtseil waren bereits gut fahrbar und nach der kurzen Tragepassage am Drahtseil war der Schnee in der Sonne auch noch nicht zu weich, so dass die flachen Wiesen der Nadl gut liefen. Wenige Meter vor der Wettersteinalm nahmen wir die Schi nach dem allerletzten Schneefetzen dann in die Hände, beim Radl (wo wir nach zwei Tagen die ersten Leute sahen) kamen die Schi wieder an den Rucksack und dann bleib nur noch gepflegtes ausrollen bis Elmau. Anspruchsvolle Schitour mit etwa 1400hm zur Meilerhütte, 500hm zur Leutascher Dreitorspitze und mindestens 180hm Gegenanstieg zurück zur Hütte; wenn auf dem Leutaschplatt gute Schneebedingungen herrschen und man sich nicht bremsen kann schnell deutlich mehr. Minimum also 2080hm, mit Motorrad 400hm weniger. Absolut sichere Verhältnisse sind unerlässlich, auch Stein- und Eisschlag in der Hirschbichlschlucht und in der Schneerinne sind zu beachten. Helm, Steig- und Harscheisen und Pickel können nicht schaden, … … helfen aber nur, wenn man damit auch umgehen kann. Die Abfahrt vom Gipfeldurch die Schneerinne und weiter unten durch die Hirschbichlschlucht ist anspruchsvoll und verlangt einen sehr sicheren Fahrstil im bis zu 40° oder 45° steilen Gelände, das im unteren Teil keinen Sturz erlaubt! Eine gewisse Toleranz gegenüber verbollertem Schnee brauchts manchmal auch. Wer den Anforderungen konditionell und technisch gewachsen ist, findet hier eine erfüllende Unternehmung in wilder Landschaft. 2 Tage, 7 herrliche Seillängen, 1800hm+1100hm, davon 2200hm auf Schi.
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Januar 2025
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