Vom Grasband geht’s gleich richtig zur Sache. Nach ein paar leichteren Metern zum ersten Bohrhaken spreizt man steil zum nächsten Haken, bevor man dann genau über dem Sichernden an tollen Henkeln rechts hinaus quert. Leichter, aber nicht weniger schön, erreicht man über plattigen Fels den ersten Stand unterhalb einiger verblühter Edelweißboschen. Plattig geht das Vergnügen weiter, unterbrochen von einem kleinen Wulst, bevor der Spaß erst einmal durch 25m Wiese gebremst wird. Aber das ist wenigstens eine richtige Wiese und kein Schrofenbruch, so dass man dank der Graspolster fast wie auf einer Treppe schnell und ohne Steinschlag auszulösen zum nächsten Stand am Ende des botanischen Zwischenspiels kommt. Nach kurzer, leichter Linksquerung folgt ein abdrängender Wulst mit Fingerloch und flachen Griffen, der gute Gelegenheit für’s dumm anstellen bieten kann, sich aber doch immer irgendwie überlisten lässt. Ist halt zwingend frei zu klettern, und der Haken könnt etwas höher sein, aber da die Tour von unten erschlossen wurde (im alpinen Gelände eigentlich eine Selbstverständlichkeit), besser als nix. Die anhaltend schwierige und recht luftige 4. Seillänge bietet schöne Kletterei an rauem, festem Fels. Eine fast schon dolomitisch ausgesetzte Länge, die man nicht einfach raufrennt. Schauen, greifen, ziehen, mal ein bisserl links, mal ein bisserl rechts. Zahlreiche, eigentlich fast zu viele BH lassen die Sorgen aber nicht groß werden. Seillänge Nr. 5 beginnt vom Band weg gleich mit einem Überhang, den man am besten von links her angeht, um den Haken zu erreichen. In gutem, wasserzerfressenem Kalk ist es eine Freude, höher zu steigen. Auch hier sind zwei kleine Wülste das Salz in der Suppe. Am Wandbuch dann die nächste Überraschung: mittlerweile schon fast 100 Begehungen, und wenn Kommentare, dann abgesehen von wenigen notorischen Nörglern meist recht positive. Eine uns unbekannte Seilschaft hat sogar einen gut gemachten Videoclip über die Tour auf youtube eingestellt: https://www.youtube.com/watch?v=4lvB357ycrc. So hatten wir uns das vorgestellt: aufgrund der guten, aber nicht übertriebenen Absicherung und des im Vergleich zu den Nachbarrouten etwas höheren Anspruchs an das Kletterkönnen, findet die Route ihre Akzeptanz, wird aber auch noch in einigen Jahren schönen, rauen Fels bieten und keine Griffe, in denen man sich spiegelt. Auch die letzte Seillänge bietet noch ein paar schöne Stellen (max. 5+), bevor man dann über Wiese, einen letzten Aufschwung und nochmals Wiese den Grat knapp unterhalb des höchsten Punkts erreicht. Da wir trotz Dreierseilschaft flotter als die Nachbarn waren, machten wir uns zügig ans Abseilen, um Anstehen und Steinschlag zu vermeiden. Mit 30, 50 und 65 Metern war das schnell erledigt, vor allem wenn in den steilen Wiese der unteren zwei Abseillängen der erste abgelassen wird (was auch den Steinschlag erheblich reduziert). Topo entweder auf https://www.geiselstein.com/uploads/8/4/4/0/84402202/zwerchwand_s-wand_zwerchen-anni.pdf oder auf https://www.bergsteigen.com/touren/klettern/zwerchen-anni-westliche-zwerchwand/. Gedruckt entweder im Panico Kletterführer „Allgäu“ oder im „Tirol Plaisir Kletterführer“ (Alpinverlag). Kurze, gut gesicherte Alpinkletterei in erstaunlich schönem Fels, auch wenn man natürlich nicht jeden Griff blind anhechten sollte, aber das gilt ja für fast alle Tannheimer Touren. Ca. 1,5 bis 2 Stunden Kletterzeit und 20-30 Minuten für die Abseilerei kann man schon veranschlagen. Zeit genug also für einen Nachschlag.
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September 2024
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