Letztere noch deutlich dicker als die filigrane Säule der „Scotch …“. Also nix wie hin, tauen tut das Zeug noch früh genug und Mixedtouren gehen noch länger. Schauen kann man ja mal und wenn’s wirklich nix is, gibt’s ja genug Alternativen da oben. Noch vor Sonnenaufgang starteten Steffi und ich um 7:45 an der Ammerwaldalm (1102m) in ein spannendes Wintervergnügen. Das Thermometer zeigte tatsächlich leichte Minusgrade! Aufgrund der starken Schneefälle Anfang Dezember konnten wir von unten weg mit Tourenschi aufsteigen, die paar Meter durch den Wald bis zur Schuttreißen waren allerdings mager. Dann lag aber gut Schnee, anfangs mussten zwar immer wieder ein paar Steine umkurvt werden, aber das gab sich auch bald. Insgesamt haben sich bisher nur wenige Schitourer ins Geierkar verirrt, obwohl es deutlich besser ging als befürchtet. Auch die Schneequalität war gut: hart im Aufstieg und perfekt aufgefirnt bei der Abfahrt. Schwierig war die „Halfpipe“ zum Wasserfall am Beginn der Latschenstufe, da der Bach noch offen war. Durch die Latschen mussten die Schi kurz in die Hand genommen werden, dann gings bis zum oberen (rechten) Einstieg auf etwa 1750m wieder weiter auf Schi. Der etwas leichtere, untere Einstieg hatte noch kein Eis. Bei einer Verflachung auf etwa 1700m errichteten wir nach ca. 1¼ Stunden Zustieg unser Rucksack- und Schidepot, machten uns kletterfertig (ich leisteten mir sogar den Luxus eines Schuhwechsels) und verpackten alle in der Wand überflüssigen Dinge. Kurz links ums Eck und in wenigen Schritten zur ersten Eisstufe und los gings. Erst noch ein bisschen hohl klingend, nach ein paar Schlägen wurde es aber richtig gut. Schade nur, dass nach 30m schon wieder Schluss ist und eine längere Stapfpassage folgt. Die WI 3 Länge zur Riesenstufe war uns zu hohl aufliegend und wurde rechts umgangen. Die folgende Stufe bot Genuss ohne Ende und auch die nächste Länge lieferte noch ein paar nette Meter bevor wieder Schnee bis zur Riesensanduhr unter dem wilden Ausstieg führt. Leicht angespannt ob das jetzt geht oder nicht, packten wir die Schlüssellänge an. Die Rampe war schon mal nicht ganz ohne: eine mürbe Eiskruste auf Schnee musste erst entsorgt werden und ein paar störende Zapfen am Weg zur Ausstiegssäule wurden gleich hinterhergeschickt. Gut, dass der Stand eisschlagsicher ist. Die Säule selbst war zwar filigran, machte aber dennoch einen stabilen Eindruck. Nicht gerade stilrein gings hinauf, bis nach wenigen Metern Säulenkletterei wieder eine solide Eisschraube saß. Der Rest ist ein leichter Quergang bis kurz vor die Ausstiegsstufe, die über leichtes Eis in die Gipfelschneefelder führt. Seil weg und rauf zum O-Grat, der teils verwächtet zum nahen Gipfelkreuz führt. Das Buch war leider voll. Kalt war’s nicht da oben und die Aussicht war eine Schau. Allein der Tiefblick auf den noch völlig offenen Plansee war den Aufstieg wert. Der Abstieg über den teilweise schneefreien SW-Grat war einfach, und auch die wilde Rinne durch das Felsentor war gut machbar. Nach ein paar steilen Metern schlugen wir die Glocke im Torbogen an, damit es auch wirklich gilt und weiter im griffigen, relativ weichen Schnee. Hätte uns jemand die Schi raufgetragen, wären wir drüber nicht traurig gewesen. Aber mei, es huift ja nix. Bald waren unsere zurückgelassenen Rucksäcke auch ohne Schi wieder erreicht. Nach einer kurzen Pack- und Brotzeitpause wedelten wir ins Tal; der Schnee war tatsächlich firnig geworden und bot unerwartet genussreiches Schwingen bis fast zur Ammerwaldalm. Das neueste Material sollte man auf den letzten Metern aber nicht unbedingt ausführen. Wieder mal war ein wunderbarer Bergtag in den Ammergauern vorüber; viel besser als befürchtet und schneller als erwartet packten wir unsere Sachen zur besten Kaffeezeit wieder zusammen. Zusammenfassend lässt sich sagen: geniale Tour und vor allem oben raus eine abgefahrene Linie durch die ganzen Zapfen auf den aussichtsreichen Eisbalkon. Vielen Dank den Entdeckern, die uns mal wieder einen unterhaltsamen Wintertag bescherten. Ein Topo samt Zusatzinformationen gibt’s auf der Homepage des Erstbegehers unter https://www.nordalpenklettern.lima-city.de/Scotch_on_the_rocks.htm. Dieses passt allerdings nicht ganz, da heuer viel mehr Eis als zum Zeitpunkt der Erstbegehung stand. Wir fanden eine reine Eistour vor, ohne jede Mixedpassage. An Ausrüstung hatten wir neben der üblichen Winterkletterausrüstung 60m Halbseile dabei, ein paar kleine Cams, 10 Eisschrauben, ein kleines Hakensortiment (was wir für ein paar Stände auch benötigten; wieder entfernt) und 10 Express. Bis auf eine alte Schlinge mit Maillon an der Riesensanduhr unter der Schlüssellänge ist die Tour vollkommen clean. Zwischensicherungen ausschließlich mit Eisschrauben. Wir fanden die Bedingungen gut, dennoch ist umsichtiges klettern gefragt, da die milden Temperaturen auch in diesen Höhen am Eis nagen und für ein paar hohl aufliegende Eispassagen gesorgt haben. Und mit den Eissäulen ist das auch so eine Sache. Alle Stapfpassagen boten festen, kraftsparenden Trittschnee. Wenn es wieder kühler wird, könnte wieder einiges hinwachsen, da immer noch genug Wasser herumtröpfelt. Fetter als unsere Ausstiegssäule stand die letzte Länge des „Marihuanabams“ da (Ferndiagnose). Auch hier keine Mixedpassage, sondern wohl komplett Eis. Vielleicht keine schlechte Ausstiegsvariante. Die Stapfpassage im Mittelteil und der Ausstieg zum Ostgrat sowie der Abstieg erfordern absolut lawinensichere Bedingungen.
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