Deshalb machten wir den Aufstieg mit den großen Sackerln diese Saison teilweise zum vierten Mal. Aber bei derartig guten Bedingungen kann man einfach nicht wiederstehen. Wer weiß, wann der Eisanteil hier wieder einmal so hoch sein wird. Von der Ammerwaldalm sieht man die Linie bestens und ebenso schaute sie aus - noch. Also rauf und wenn’s wirklich nix is, lassen sich die Eislängen vermutlich auch irgendwie umgehen. Bei Sonnenaufgang und schon leichten Plusgrade verließen wir den Ammerwald. Der Schnee unterhalb 1300m ist trotz der nordseitigen Lage fast verschwunden, Schi lohnen sich deshalb nur noch für ausgeprägte Ski to Ice Freaks. Erst ab der Verflachung im unteren Kar lag gut Schnee, trotzdem hat sich sogar noch eine Schitourenspezialgruppe ins Geierkar verirrt und die Schi dann interessanterweise genau dort zurückgelassen, wo der Schnee gut wurde … Über den Tag betrachtet war die Schneequalität sowieso ganz erträglich: eisig hart im Aufstieg und perfekt aufgefirnt bei der Abfahrt. Durch die Latschen mussten die Schi kurz in die Hand genommen werden. Am Rucksack- und Schidepot machten uns kletterfertig (ich leisteten mir wieder den Luxus eines Schuhwechsels), verpackten alle in der Wand überflüssigen Dinge und los ging‘s. Eine geniale Linie, allein die Linksquerung macht dank des Panoramas schon Laune und der obere Teil ließ uns nur noch ringsherum grinsen. Natürlich ist umsichtiges klettern gefragt, da die milden Temperaturen auch in diesen Höhen am Eis nagen und für ein paar mürbe Eispassagen gesorgt haben, aber insgesamt dennoch eine Tour, die es in unsere persönliche „Best of“ Sammlung geschafft hat. Alle Stapfpassagen boten relativ festen Trittschnee. Die grandiose Aussicht vom Gipfel wurde durch den starken Sturm getrübt, so dass wir bald das Weite von da oben suchten. Der Abstieg über den teilweise schneefreien SW-Grat war einfach, und auch die wilde Rinne durch das Felsentor war gut machbar. Nach ein paar steilen Metern schlugen wir zum vierten Mal heuer die Glocke im Torbogen an, bevor es im tiefen, weichen Schnee weiter bergab ging. Schade, dass uns niemand Schi und Schuhe zum Gipfel brachte. Bald waren die zurückgelassenen Rucksäcke aber auch ohne Schi wieder erreicht. Nach einer kurzen Pack- und Brotzeitpause wedelten wir ins Tal; der Schnee war tatsächlich firnig geworden und bot unerwartet genussreiches Schwingen bis ca. 1250m, dann war Schitragen angesagt. Der frühe Nachmittag sah uns bereits wieder in der Ammerwaldalm, wo wir bei Kaffee und Kuchen einen weiteren, sehr einsamen und Gott sei Dank unfallfreien Eistag der Spitzenklasse in den Ammergauern ausklingen ließen. Trotz aller Schönheit da oben gingen uns aber natürlich immer noch die beiden Unfälle der vergangenen Wochen die ganze Zeit über durch den Kopf. Talort: Ammerwaldalm (1102m) Zustieg: Vom Parkplatz westlich der Alm über die Straße, an Hütte vorbei und links ansteigend durch lichten Wald in das untere Geierkar. Bei wenig Schnee Schuttreiße. Steil bis etwa 1350m. Dort verflacht sich das Kar deutlich. Gerade weiter auf den sperrenden Latschenriegel zu und auf etwa 1400m nicht dem offensichtlichen Tal nach links folgen (Steilstufe), sondern knapp danach in ein unscheinbares Tälchen ziehen, das steil nach links zieht.
Wandhöhe: ca. 360hm bis zum Gipfel Kletterlänge: ca. 500m, wir haben 6 SL gesichert (incl. 1 Stapflänge) Schwierigkeit: Abweichend vom Topo der Erstbegeher (dieses passt nicht ganz, da heuer viel mehr Eis als zum Zeitpunkt der Erstbegehung stand. Wir fanden über weite Strecken eine reine Eistour vor, mit nur ein paar kurzen Mixedpassagen.) würden wir sagen je eine Stelle M4 und M5, in zwei SL WI 5-. Der Zustieg, die Stapfpassagen, Aus- und Abstieg erfordern absolut lawinensichere Bedingungen. Der 5. Eis- und Mixedgrad muss im Vorstieg souverän beherrscht werden, sonst wird’s schnell sehr gefährlich. Da die Tour trotz ihrer Schönheit sehr selten geklettert wird, muss man sich die ideale Linie selbst zurecht legen, Placements unter dem Schnee aufspüren und viel im unberührten Eis schlagen und antreten. Material: Neben der üblichen Winterkletterausrüstung 10 Express, Satz Linkcams in der M5-Passage gut einsetzbar, 60m (Doppel-) Seil; 10 Eisschrauben, vorsichtshalber ein kleines Hakensortiment (was wir aber nicht benötigten). Zwischensicherungen bis auf eine Passage ausschließlich mit Eisschrauben. Von den angeblich vorhandenen BH fanden wir einen von uns nicht benötigten Stand (BH, Ring-BH) und zwei Zwischen-BH. Route: vgl. Fototopo auf dieser Seite und Beschreibung der Erstbegeher auf https://www.gipfelbuch.ch/verhaeltnisse/63528. Vom Depot über Rinne zu kleiner Eisstufe und unterhalb vorbei links zur kompakten Felswand. Auf zunehmend schmälerem Schneeband zu Unterbrechungsstelle bei überdachter Rampe (bis hier aufgrund guter Bedingungen seilfrei). 1. SL: bei Eis oder Firn entweder links herum durch Rinne zurück aufs Band (erschien heute zu unsicher) oder über plattige Stelle mit Eisglasuren (BH, wenige Meter M4, eventuell sichern). 10m, M4, 1 BH Ab hier weiter über das teils abschüssige und ausgesetzte, teils gutmütige Band in kleinen Kessel unter Eiszapfenvorhang weiter oben. Rechts um gelben Pfeiler in Gully und dieses hinauf auf Schneeband unter der M5-Stelle (BH mit langer Schlinge gut sichtbar). Bei wenig Schnee hierher M4, wir konnten das in Trittschnee bzw. bestem Styroporeis seilfrei gehen. 2. SL: Links (M5) oder bei viel Schnee rechts (etwas leichter) am BH vorbei gerade hinauf zu Schneeband (größerer Cam für den Nachsteiger sinnvoll) und über Stapfgelände links zu Eisstufe. 40m, M5, 40m 3. SL: Gerade und rechts (vermutlich WI 3-4) oder linkshaltend über längere, senkrechter Stufe (WI5). Über Schneerinne zu Stand an Eisfleck links. 55m, WI5- 4. SL: Über Schneerinne paar Meter zur nächsten Eisstufe. Kurzer Aufschwung (WI3-) zu Schnee und über die nächste, steilere und längere Stufe (WI3-4) zu Stand im Eis. 60m, WI3-4 5. SL: Schneerinne; Stand im Eis rechts unter der Abschlusssäule, 65m. 6. SL: Über geneigtes Eis (WI2) rechts zu Säule und diese kurz steil (WI5-) zu Stand im Eis. 30m, WI5- 7. SL: Über Eisstelle in Schneerinne. Gerade zum Gipfelwandl. Rechts über Schnee zum Grat (Wächte oder links über M2 Stelle) oder links über plattigen Fels (M?) direkt zum Gipfel. Wir benötigten als Dreierseilschaft bei sehr guten Bedingungen und ohne jedes Gestresse 3¼ Stunden. Abstieg: Vom Gipfel auf und ab über den W-Grat. Wo dieser nach SW umknickt noch ein Stück folgen, bis man rechts steil über die NW-Flanke zur Scharte vor dem Kleinen Geierkopf (= P. 2056) absteigen kann. Ein Wandl kann etwas direkter und steiler nördlich oder leichter südlich umgangen werden. Von der Scharte (GPS: 1999m, N47° 30.968' E10° 51.634') über die Wächte in die enge, max. 45° steile Schneerinne (Hat oft viel Triebschnee, bei der Tourenplanung beachten!) und durch das Kar rechts haltend zurück zum Depot. Bei guten Bedingungen und Hosenbodentechnik 20-30 Minuten. Erstbegeher: O. Kutschweber & E. Andi S., 30.12.2013; SL 1-6 Kaufmann & Zepf, von denen die wohl die etwas seltsamen BH auf dem langen Linksband stammen.
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