Leichtsteigeisen und Pickel hatten wir zwar dabei, waren aber nicht nötig. Sinnvoll war dagegen der Helm, da immer wieder kleinere Eis- und Schneebatzen aus den flankierenden Wänden daherkamen. Südseitig wars firnig, nordseitig lag noch lockerer Pulver. Deutlich gemütlicher und endlich in der Sonne war das Frauenalpl als nächstes Ziel nicht mehr weit und bald war auch die wie eine Burg am Dreitorspitzgatterl, 2366m, thronende Meilerhütte zu sehen. Die nordwestseitige Rinne dort hinauf war heuer komplett und tief verschneit. Von dort lässt sich in wenigen Minuten die steil ins Angerl-Loch abbrechende Westliche Törlspitz besteigen, heuer für mich erstmals sogar mit Schi über den normalerweise immer abgeblasenen Westhang. Vom Gatterl geht es dann erst mal ohne Felle südseitig bis auf etwa 2240m hinab, bevor dann wieder angefellt wird. Bei nun kaum noch alten Spuren geht es über die traumhaft schöne und heuer noch makellos weiße Landschaft des Leutaschplatts immer in einem Tälchen unterhalb der Dreitorspitzen entlang, bis sich auf etwa 2500m die markante Schneerinne auftut. Dank einer Spur von gestern, konnten wir fast die ganze, maximal 40° steile Rinne mit Fellen aufsteigen. In der Scharte südlich P. 2650 taucht dann plötzlich die ganze Reintalumrahmung auf. Im Gegensatz zu unserer bisher einzigen Spur, konnte man sogar von hier erkennen, dass die Alpspitze umgepflügt war wie ein Kartoffelacker. Topbedingungen hätte es noch auf dem Zugspitzplatt gehabt. Arme Garmischer, aber scheinbar ist das Virus in der Schweiz ungefährlicher. Auch die letzten Meter bis zum mittlerweile bedenklich schräg stehenden Gipfelkreuz konnten heute mit Schi zurückgelegt werden. Das geht auch selten. Ganz allein hatten wir den Gipfel für uns samt seiner Aussicht von den Tauern bis zur Bernina. Als von der Leutasch her die ersten Leute auftauchten, packten wir unser Zeug zusammen und wedelten die Rinne bei 30cm Pulverschnee aufs Platt hinunter. Dort konnte man zwischen Firn auf der Sonnenseite und Pulver in den nordexponierten Hängen wählen. Weil’s so schön war ließen wir die Schi bis zum Beginn der Berglenklamm auf etwas unter 1900m laufen. Eine der besten Abfahrten diesen Winter. Hätten wir nicht wieder zurück ins Dreitorspitzgatterl müssen, hätte man noch endlos im glatten Firn schwelgen können. Also wieder anfellen, hilft ja nichts, und vorbei an der malerisch unter der Mustersteinsüdwand gelegenen Schäferhütte bei ordentlicher Hitze hinauf zur Hütte. Dort war mittlerweile ordentlicher Betrieb, aber bei der Schneemenge und dem Wetter verständlich. Klettern wollte noch niemand, selbst in den Südwänden lag auf den Bändern noch genug Schnee. Nach einer weiteren Sonnenpause auf dem Sonnenbankerl vor dem Winterraum, unserer schönstgelegenen Sektionshütte wie wir meinen, genossen wir Firn und im Schatten sogar noch Pulver mit Platz für eigene Kurven bis zum tiefsten Punkt des Angerl-Lochs. Anfangs noch verfahrener Pulver, im steilen Bereich aber bald recht harter Schnee, weiter unten mit harten Lawinenbatzen garniert. Aber mit umspringen und abrutschen war auch das bald vorüber und nach etwa 200 hm mit mäßiger Schneequalität ging‘s im besten Firn weiter bis zur Nadel. Erst dort wurde der Schnee dann stumpf, aber was solls, es lief. Auch die Wiese nach der Wettersteinalm und die folgende Forststraße ließen keine Wünsche offen. Ein paar apere Stellen Ende April gehören dazu. Bei 2400hm Gesamtabfahrt und einem auf nur 1000m gelegenen Startpunkt kann man sich wirklich nicht beschweren. Absolut sichere Verhältnisse sind unerlässlich, auch Stein- und Eisschlag in der Hirschbichlschlucht sind zu beachten. Helm, Steig- und Harscheisen und Pickel können nicht schaden.
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September 2024
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