Wir begannen unsere Tour bei Wochenend und Sonnenschein (deshalb auch so viele Fotos) in Farchant/Mühldörfl, 672m mit Schi und Schischuhen auf dem Buckel, wie es sich eben im Mai gehört. Über den gemütlichen Wanderweg Richtung Esterbergalm gings hinauf zur steilen Almstraße, die wir auf 1080m erreichten und noch bis zum höchsten Punkt auf 1280m benutzten. Von dort folgten wir dem manchmal zum Verzweifeln flachen Wanderweg entlang der Schiroute hinauf zum Wank, 1780m, dem südlichsten Gipfel unserer Durchquerung. Ab etwa 1400m hätte man gut mit Steigfellen gehen können, aber dank des viel begangenen Wegs war natürlich alles gespurt und der Schnee tragend, so dass die Steigfelle gut verstaut und trocken im Rucksack blieben. Bei dem herrlichen Wetter war natürlich viel los da oben, die Aussicht auf den Wetterstein sucht ja wirklich seinesgleichen. Vor allem weil es im Tal schon sattgrün ist und dadurch die noch sehr gut eingeschneiten Berge dahinter besonders gut zur Geltung kommen. Trotzdem wurde uns der Trubel am Gipfel bald zu viel und wir machten uns an die Abfahrt, schließlich hatten wir noch ein ordentliches Programm vor uns. Nach einiger Quererei in teils grundlosem Sulz hinüber zum Rosswank wedelten wir bei deutlich besserem Schnee die ehemalige Piste hinunter. Hier trafen wir auch auf die einzige frische Schispur auf der ganzen Tour. Bis 1400m durchgängig, der Rest per Fleckerlhupfen bis in den flachen Boden der Esterbergalm, 1264m. Wieder Schuhwechsel um anschließend leichten Fußes (aber schweren Rückens) über die Alm und auf dem Forstweg zurück bis zum Esterbergsattel zu wackeln. Vorbei an etwas verwirrt dreinschauenden Mountainbikern und Wanderern folgten wir wieder einem sich flach hinziehenden Wanderweg hinauf zum Fricken, 1940m. Südseitig in den Latschen brannte die Sonne schon ordentlich herunter und von Schnee war hier kaum was zu sehen. Somit waren die verwirrten Blicke auf unser winterorientiertes Gepäck schon irgendwie verständlich. Aber wir wussten ja, wie es auf der anderen Seite des Berges aussah: weiß, sehr weiß. Dem wenigen Schnee konnte man ganz gut ausweichen, ab dem SW-Grat war es allerdings mühsam. Irgendwas blieb immer in den Latschen hängen: entweder waren wir mit den Schischuhen am Rucksack zu breit, mit den Schispitzln zu hoch oder beides. Außerdem wurde der Steig nach oben zu immer baziger, aber irgendeiner der vielen Stoßseufzer fand Erhörung und der Gipfel war erreicht. Am dichtbevölkerten Kreuzgipfel war wieder Aussicht angesagt (nicht schlechter als am Wank, eher noch umfassender) und auch die Schuhe wurden wieder gewechselt. Zum letzten Mal heute; ab hier ging die weiße Pracht nicht mehr aus. Noch kurz hinauf zum höchsten Punkt, dann folgte mit der Abfahrt ins Frickenkar das erste Highlight des Tages. Bei vor allem oben allerbestem Schnee wedelten wir das unberührte Frickenkar bis etwa 1500m hinunter, die Spuren sahen wir noch vom Krottenkopf. An einem markanten Block fellten wir erstmals an und nachdem wir eine Weile ungläubig den mit jedem Schritt tief versumpfenden Wandersleuten zugeschaut hatten (mit Steigeisen!?!), spurten wir mühelos über den Frickensattel und den SW-Grat zum Bischof, 2033m. Dort war dann schon weniger los. Der flache und stark verwächtete Gipfelgrat war eine richtige Himmelsleiter heute. Der Blick reichte von den Hohen Tauern bis zum Hochvogel und das alles unter einem mit bizarren Föhnfischen verzierten Himmel. Nach längerer Pause suchten wir uns über den schrofigen NW-Hang eine schöne Linie in den Sattel vor dem Henneneck und fuhren jenseits gleich weiter durch das weite Kar unter der Bischof-Ostflanke hinunter bis kurz vor den Materiallift der Weilheimer Hütte (ca. 1700m). Mit Fellen erst etwas Spitzkehrenballett durch schmale Latschenschneisen bis zum Masten der Materialbahn, dann gemütlich hinauf zum Sattel mit der Weilheimer Hütte, 1946m und weiter zum Oberen Risskopf, 2049m, direkt über dem Loisachtal. Auch hier wusste man kaum, wohin man schauen sollte: zum markanten Habicht im Süden oder doch zu den unterschiedlich blau gefärbten großen Seen im Vorland. Selbst München sah man in der Ferne glänzen. Weil es so schön war, fuhren wir gleich noch ein Stück Richtung Michelfeld hinunter, wo sich gegen 19.00 Uhr die letzten Fußgänger an den „kurzweiligen“ Abstieg nach Eschenlohe machten. Nach sehenswertem Alpenglühen am Wetterstein und föhnig milder Nacht begann der neue Tag dort, wo der alte aufgehört hatte: am Oberen Risskopf. Diesmal trugen wir die Schi zum Gipfel und genossen den Tiefblick in der ersten Morgensonne. Bei Firn gings hinunter zum Querweg von der Hütte zum Bischofsattel; diesen verließen wir aber bald wieder und in wenigen Minuten stapften wir der Vollständigkeit (und eines schönen Hanges) wegen zum eher selten besuchten Kareck, 2046m, hinauf. Pause, zweites Frühstück und Firnabfahrt nach Süden bis auf etwa 1800m die Latschen zu dicht wurden. Mit Fellen ging‘s mühelos zurück zum Sattel unter dem Krottenkopf und über den abgewehten NW-Rücken zum nahen Gipfel und mit 2086m höchstem Punkt unserer Durchquerung. Ganz allein hatten wir den enorm aussichtsreichen Buckel in der Früh. Da der Föhn schon ordentlich pfiff dort oben, machten wir uns bald an die nicht ganz einfach zu findende und teilweise sehr steile Abfahrt. Kurz unter dem Kreuz gings auf die Schi und südseitig hinunter in den Sattel vor P. 2008, den Christine und Steffi für eine Direktabfahrt ins Michelsfeld noch mitnahmen. In der Senke beim Angerlboden war auf etwa 1650m wieder Schluss mit abfahren, … … zum letzten Mal anfellen und bei ordentlicher Wärme flach übers Michelfeld hinüber zur Kistenscharte und noch ein bisschen weiter mit Schi Richtung Gipfel. Bald war der letzte Gipfel der Durchquerung erreicht und wir standen am riesigen Kreuz auf 1922m. Das Kistenkar als Finale lachte schon herauf. Auch hier oben war trotz des vielen Schnees viel los, nur Schi sah man keine. Nach kurzem Fußabstieg fuhren wir in die Kistenscharte … … und mussten die Schi steil und gar nicht ganz einfach (vor allem wenn’s hart ist kann das recht unangenehm sein) ca. 20 hm nach Norden hinuntertragen, bis der Schnee wieder durchging. Auch hier kamen gerade ein paar Wanderer herauf, die meinten, dass das Kistenkar irgendwo in den Weiten des Internets als mittelschwere Wanderung angepriesen wird. Dass heuer der Schnee noch bis unter 1300m hinabreicht und mit Wanderung nicht viel los ist, hätte man schon bei der Anfahrt sehen können. Mit der richtigen Ausrüstung war das steile Kar dann Abfahrtsgenuss in wilder Umgebung. Nach einer kurzen Unterbrechungsstelle mit leichter Kletterei neben einem Wasserfall reichte der Schnee in gerader Linie noch bis etwa 1200m hinunter ins Archtal. Hier wechselten wir die Schuhe nun wieder in der anderen Richtung und nahmen den sich hinziehenden Fußabstieg hinunter nach Eschenlohe in Angriff. Bis wir die Schi am Rucksack hatten, war Steffi schon runtergesprintet und hatte mit dem am Vortag hier deponierten Radl das Auto aus Farchant geholt. Respekt! Fazit: sehr empfehlenswerte und erstaunlicherweise relativ selten durchgeführte Schidurchquerung am nördlichsten Alpenrand mit dementsprechend beeindruckendem Tiefblick ins Loisachtal 1400m tiefer und auf das ganze Seendurcheinander im Vorland. Sichere Lawinenbedingungen und gute Sicht sind unabdingbar, bei mancher steilen Stelle können Leichtsteigeisen und ein Pickel nützlich sein. Eine vernünftige Routenplanung samt durchdachtem Zeitmanagement sind auch nicht verkehrt. Entlang unserer Linie deutlich mehr Höhenmeter, als nötig, dafür kamen viele lohnende Abfahrtsmeter dazu. Wir sammelten etwa 3600 hm (davon mussten die Schi nur einmal am Schluss der Tour 500 hm getragen werden, der Rest war Frühjahrsschigenuss pur) und 8 Gipfel, was natürlich an einem Tag möglich ist. Wir entschieden uns für die entspanntere Lösung mit gemütlichem Start und schöner Nacht am Berg oberhalb der Weilheimer Hütte. So macht auch die letzte Abfahrt durchs Kistenkar, dem weißen Frühjahrsblickfang der Alpenkette, noch Spaß. Trotz immer noch recht viel Schnee in der Höhe waren wir auf dieser genialen Frühjahrsschitour meist die einzigen Schifahrer. Allerdings trafen wir auf zig Wanderer, die die Schneesituation im Gebirge vollkommen verkehrt eingeschätzt hatten: teilweise bis über die Knie im tiefen Sulz versinkend, kaum Schneeschuhe, wenn dann endlich oben, keine Ahnung vom Abstieg, dafür völlig daneben liegendes Zeitmanagement. Erstaunlich, was man so alles erleben kann.
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Dezember 2024
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