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Pik Lenin (bis zum Pik Razdelnaya, 6148m) Pamir, 7134m (02.08. bis 26.08.)

2/8/2017

2 Comments

 
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Pik Lenin, im Vordergrund die Zwiebelwiese auf der das Basecamp liegt
Kirgistan – ein Land das auch als die Schweiz Mittelasien bezeichnet wird. Das ist allerdings untertrieben, denn die kirgisischen Landschaften sind vielfältiger und die Berge bedeutend höher. Das kleine Land wird zum großen Teil von dem Gebirgssystem des Tien Shan eingenommen, der restliche Teil gehört zum Pamir. 90% des Landes liegen über 1500m hoch, 70% sogar über 3000 Metern. Unser Urlaubsziel war der 7134m hohe Pik Lenin, der höchste Berg der Transalai Kette.
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Osh International Airport
Der Start am 2.8. in München war etwas problematisch. Bis zu vier Angestellte versuchten dem System die Bordkarten von München nach Moskau zu entlocken – vergeblich. Nach 45 Minuten wurden uns handgeschriebene Bordkarten ausgestellt, mit welchen man allerdings wegen des fehlenden Barcodes die Schranke zur Pass- und Sicherheitskontrolle nicht passieren kann. Eine Mitarbeiterin der Fluggesellschaft lotste uns über den VIP Eingang, vorbei an der langen Schlange der „normalen“ Bordkarteninhaber, direkt zu den Kontrollstellen.
Nachdem dieses Problem gelöst war, verlief die weitere Anreise problemlos. Nach 3 Stunden Flugzeit nach Moskau, 6 Stunden Wartezeit und weiteren 4 ½ Stunden Flugzeit nach Osh standen wir am nächsten Tag in der Früh auf kirgisischem Boden. Die Einreise ist unproblematisch, ein Visum ist nicht notwendig, ein Stempel im Pass und man ist im Land. Zuverlässig wurden wir am Flughafen von einem Fahrer von Asia Mountains, der Agentur bei der wir gebucht hatten, abgeholt und in’s Hotel gebracht.
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Bazar von Osh
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Blick über Osh vom Sulajman Too
Nachdem wir das Zimmer bezogen und uns etwas ausgeschlafen hatten, gingen wir am späten Vormittag los die Stadt zu erkunden. Vom alten Glanz der an der Seidenstraße gelegenen Stadt ist nicht mehr viel übrig. Denkmäler, Moscheen, Parks, eine dreistöckige Jurte, der Bazar, damit hat man auch schon die Highlights der Stadt gesehen. Sehr schön und auf jeden Fall empfehlenswert ist eine Wanderung auf den ca. 1160m hohen Sulajman Too. Das Felsmassiv in mitten der Stadt bietet einen herrlichen Blick auf Osh und die Umgebung. Über den Treppenweg, der von Seiten der Universität hinaufführt, erreicht man in etwa 15 Minuten die alte Moschee. Wenn man die Gipfel überschreiten möchte, so sind dazu kurze Kletterstellen mit maximal III zu überwinden. Dafür steht man dann aber auch allein auf den Gipfeln. Es lohnt sich.

Osh
Sulajman Too
Auf dem Weg zum höchsten Gipfel
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Pamir Highway
Am 4.8. fuhren wir dann über den Alaj (Pamirhighway, Tschyrtschyk-Pass, 2402m, Gultschaschlucht, Taldyk-Pass, 3589m) ins breite, etwa 3000m hoch gelegenen Alaital und von Sary Mogol über den Kyzl Suu (=Roter Fluss, machte seinem Namen allle Ehre) und die folgenden 40km Schotterpiste zum Basislager des Pik Lenin, der auf der Grenze zwischen Kirgistan und Tadjikistan liegt. Von der Landschaft sahen wir bei der gut vier stündigen Fahrt leider wenig, es regnete oder schneite immer wieder.
Je näher wir allerdings dem ca. 3600m hoch gelegenen Base Camp Achik Tash kamen desto besser wurde es. Die hohen Berge verbargen sich allerdings immer noch hinter Wolken. Auf der wunderschönen Zwiebelwiese erwarten uns fest aufgebaute 2-Mann Zelte, eine Essensjurte, sogar ein Duschcontainer sowie eine gute Verpflegung und Andrey Lukin, unsere sehr nette und kompetente Begleitung für die nächsten Wochen.
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Basecamp auf der Zwiebelwiese
Erntezeit
Gar nicht seltene Begegung
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Beim Akklimatisieren, Blick zum Alaj Gebirge
Nach einer bequemen Nacht machten wir uns nach dem ausgiebigen Frühstück auf zu unserer ersten Akklimatisations-und Erkundungstour. Durch blühende Wiesen wanderten wir auf einen zum Pik Petrovsky führenden Rücken und folgten diesem bis zu einem kleinen, fast wie ein Gipfelchen dastehenden Gratabsatz auf 4074m. Von dort genossen wir die Aussicht auf die umliegenden Berge.
Das weite, grüne Tal auf der einen Seite, den weißen, hohen Pik Lenin auf der anderen, Blumenwiesen, die von Schieferbergen in allen Farbtönen von Rot über Grau zu Schwarz überragt wurden und große, beeindruckende Hängegletscher; wir konnten uns gar nicht entscheiden wohin wir zuerst blicken sollten. Pünktlich zum Mittagessen waren wir wieder im Basecamp zurück.
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Blühende Pracht auf dem Weg zum Gipfel
Wildes Männle
Blick vom Basecamp
Edelweiß
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Traveller Peak vom Pass
Nachdem die erste Tour dank zahlreicher Hochtouren in den Alpen flott und gut gegangen war, machten wir uns am nächsten Tag auf den Weg zum 4225m hohen Traveller‘s Peak. Zum ersten Mal wanderten wir über die Zwiebelwiese, die ihrem Namen vollkommen gerecht wurde. Die dort wachsenden Zwiebeln, die im Übrigen von den Köchen im Basecamp sowie Camp 1 zum Kochen benutzt werden, haben eine Größe, da können die Lauchzwiebeln im heimischen Garten nur vor Neid erblassen.
Auch die Murmeltiere scheinen Zwiebeln und die anderen Blumen und Gräser der Wiese zu mögen, viele große, schon für den nahen Winter fette Tiere sausten davon wenn man ihnen zu nahe kam. Über einen bequemen Weg, auf dem auch die zur Versorgung eingesetzten Pferde zum Basecamp laufen, stiegen wir in knapp 2 Stunden die 6 km zum Traveller‘s Pass auf. Von dort aus erreicht man in 10 Minuten den Gipfel. Eindrucksvoll ist nicht nur der Blick auf den großen, über 13 km langen Leningletscher, auch die Farbkontraste der umliegenden Berge sind beeindruckend.
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Zwiebeln am Weg
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Blick vom Gipfel auf den Pik Lenin und den gleichnamigen Gletscher
Beim Rückweg machten wir an einem kleinen, etwas abseits liegenden See noch eine gemütliche Pause bevor wir zum Mittagessen wieder im Basecamp waren. Zu lange Aufenthalte im Basecamp sollte man vermeiden, sonst wird man bei der guten Verpflegung dick und fett. Dies, und auch die Tatsache dass wir uns gut fühlten, ließ uns den Entschluss fassen am nächsten Tag zum Camp 1 aufzusteigen.
Am Nachmittag nahmen wir die noch fehlenden Ausrüstungsgegenstände und die Hochlagernahrungspakete in Empfang, packten wir unsere Sachen die wir mir rauf nehmen wollten und verstauten den Rest in den Seesäcken um sie im Basecamp zu lagern. Den schweren Teil der Ausrüstung ließen wir vom „Pony Express“ transportieren (US $ 3,- pro Kilogramm; auch Som oder € problemlos möglich).
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Am See, linker Hand liegt der Traveller Pass
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Auf dem Weg zum Camp 1
Nach dem Frühstück machten wir uns am 6.8.auf den Weg über die Zwiebelwiese hinauf zum Traveller‘s Pass. 100 Hm muss von diesem absteigen bevor der Weg, immer in die gleiche Richtung an der Moräne entlang, in Richtung Camp 1 führt. Mit einigem weiteren auf und ab legt man auf den 12 km Strecke, die zwischen den beiden Camps liegt, etwa 1030 Hm zurück. Kurz vor dem Erreichen des Camps kommt aus einem Seitental ein Gletscherbach heraus, der je nach Tageszeit und Temperatur mehr oder weniger Wasser führt und ein Hindernis darstellen kann.

Wenn die Füße für einen hohen Wasserstand zu kurz sind holt man sich nasse Füße, was bei den warmen Temperaturen egal war. Oder man nutzt den Pferdeservice und lässt sich mit dem Pferd für satte US $ 5,- „übersetzen“. Mit Pferden geht hier eh viel, wer möchte kann sich sein Gepäck auch mit Pferden rauftragen lassen. Nach knapp 4 Stunden erreichten wir das Camp 1 von Asia Mountains (4381m).
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Gletscherbach auf dem Weg zum Camp 1
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Camp 1
Auch hier gibt es feste 2-Mann Zelte, eine Essensjurte und einen super Koch. Dessen Kochkünste durften wir beim Mittagessen gleich genießen. Am Nachmittag gingen wir im Bereich des Camps noch spazieren uns erkundeten das erste Stück zum C2 auf dem unten noch flachen und aperen Gletscher. Die Camps der einzelnen Agenturen liegen verstreut auf den zahleichen großen Moränen.
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Gipfelhang zum Yukhina Peak
Den ersten höheren Berg nahmen wir am Tag drauf in Angriff. Völlig schneefrei (abgesehen vom Gipfelschneefeld) wandert man anfänglich über eine Moräne später über den Gipfelhang, in 2 Stunden auf den 5085m hohen Yukhina Peak (740 Hm/3,4km). Im Norden weist er einen beeindruckenden Hängegletscher mit Séracs auf, von Süden her ist er mit Turnschuhen auf einem guten Pfad zu besteigen. Am großen Gipfelplateau war außer uns niemand.
Zum Zweck der besseren Akklimatisation hieß es am Gipfel nicht hinsetzen, rumschauen und genießen sondern einen Biwakplatz einebnen und eine Mauer aus Schneequadern bauen. Andrey hatte extra eine Säge mitgenommen. Nachdem wir lange genug „gespielt“ hatten und unser „Meister“ zufrieden war, machten wir uns an den Abstieg. Es war ja auch immer darauf zu achten kein gutes Mittagessen zu verpassen. Runter ging es sehr flott, der obere Hang besteht aus ganz feinem Schutt und Erde, sehr angenehm und schnell waren wir zurück am Camp.
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Beim Bau der Schneemauer
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Der Ponyexpress auf dem Weg zum Camp 1
Der 8.8. war mit der Besteigung des Yukhin Peak vorerst leider der letzte gemeinsame Berg in dem Urlaub, denn mich erwischte ein Infekt mit Fieber und setzte mich in den nächsten Tagen erstmal schachmatt. Während ich im Zelt blieb, setzten Stefan, Steffi und Andrey die Akklimatisationstouren fort und stiegen am nächsten Tag ein Stück über den Gletscher in Richtung Camp 2 auf.
Da alles wie geplant gut lief, packten sie an dem Nachmittag ihre Rucksäcke um die nächsten Tage in Camp 2 und 3 zu verbringen. Den Plan machte allerdings das Wetter zunichte, es war zu windig um eine einigermaßen gute Nacht in Camp 3 zu verbringen. Nach knapp fünfstündigem Aufstieg über den teils recht spaltigen, ansonsten aber unkomplizierten Gletscher war zunächst einmal Camp 2 am Rand eines großen Gletscherkessels („Frying Pan“) erreicht (5425m; 1100 Hm/7,7km)).
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Aufbruch in der Früh um 5.00
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Im spaltigen Bereich auf dem Weg zu Camp 2
Der untere Teil des Camps liegt auf dem hier sehr spaltigen Gletscher, ist dafür aber eben, der obere Teil auf mehr oder weniger hängenden Schuttterrassen. Gottseidank fand Steffi ein zerfetztes Zelt als Unterlage, denn sonst hätten wir unser Zelt nach einer Nacht als Sieb benutzen können. Es war zwar wolkig, aber durch die Lage inmitten dieses Parabolspiegels reichten kurze sonnige Abschnitte, damit sich das Zelt auf über 40°C aufheizte. Es gibt hier oben sogar fließendes Wasser, was den kalkulierten Gasverbrauch von 100g/Person und Tag erheblich reduzierte.
Pik Lenin Gletscher
Querung zum Camp 2
Camp 2
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Neuschnee im Camp 2
Abgekocht problemlos nutzbar, denn das wenig ansprechende „Klo“ ist weit weg auf der anderen Seite des Camps im Schutt. Auf mehrere hundert Quadratmeter wird die Schotterreißen dort von zahllosen Häufchen verziert. Den für die Akklimatisation sicherlich förderlichen kurzen Spaziergang zur Schulter über dem Camp (ca. 5600m) ließen wir wegen des schlechten Wetters bleiben. Nach einer sehr stürmischen Nacht stiegen wir während einer kurzen Aufhellung nur ein Stück über Camp 2 hinaus zur Schneekuppe P. 5790 und wieder zurück ins Camp 2, wo wir zur besseren Höhenanpassung eine weitere Nacht verbrachten.
Am nächsten Morgen war es zwar klar und kalt, aber der nächtliche Sturm setzte sich tagsüber mit unverminderter Stärke fort. Für Camp 3 waren Windgeschwindigkeiten von bis zu 70km/h vorhergesagt, so dass ein weiterer Aufstieg sinnlos gewesen wäre. Also wieder zurück zu Camp 1, was dank des Neuschnees schnell und trotzdem knieschonend ging (knapp 2 Stunden). Mit Schi wär’s noch angenehmer gewesen, aber man kann nicht alles dabeihaben.
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Aufstieg zum Punkt 5790m
Wind und Flugschnee im Camp 2
Spalten zwischen Camp 1 und 2
Abstieg zum Camp 1
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Viel Platz bleibt nicht
Am Nachmittag des 13.8. packten wir Schlafsäcke und Zelt ein und stiegen auf den erneut auf den Yukhin Peak, um die Nacht dort oben zu verbringen. Für die infektgeplagte Christine war es gleichzeitig ein Test, ob ein Aufstieg in größere Höhen doch noch möglich ist. Verlauf leider negativ. Außer uns stieg keiner hinauf. Am Gipfel bauten wir das Zelt auf einer schneefreien Fläche auf und krochen hinein.

In dem 2 ½ Mann Zelt (Redfox Explorer, Leihzelt) zu dritt war es „gemütlich“, so ähnlich muss sich eine Ölsardine in der Dose fühlen. Vor allem für Stefan war es eng, er war zu groß für das Zelt. Sowohl Kopf wie auch Füße standen oben und unten an. Aber eine Nacht geht auch vorbei, wenn auch langsam. Außerdem wird man darin bestätigt, beim nächsten Mal lieber Übergepäck in Kauf zu nehmen und dafür die hundertfach bewährte und vertraute Ausrüstung dabei zu haben.
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Sonnenuntergang auf 5085 m
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Vereistes Zelt nach kalter Nacht
Vor der Nacht stand noch ein herrlicher Sonnenuntergang für uns bereit. Die Aussicht auf dem über 5000 Meter hohen Gipfel war phantastisch. Ebenso schön war der Sonnenaufgang. Allerdings hielt das gute Wetter nicht arg lang, schon bald kamen Wolken und verdeckten die höheren Gipfel. Da es doch kalt auf dem Gipfel war packten wir schnell unsere Rucksäcke, stopften das vereiste Zelt in den Packsack und stiegen ab.
Leider war der feine Schutt und die Erde gefroren, aus dem bequemen Abrutschen wurde ein runterwandern auf dem Weg. Unbequemer und langwieriger, aber trotzdem waren wir rechtzeitig zum Frühstück unten. Frisch gestärkt legten wir Zelt, Isomatten und Schlafsäcke zum Trocknen aus und verbummelten den Tag gemütlich in Camp 1.
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Kalter aber schöner Morgen
Eiszapfen an der Gipfelwechte
Vereiste Blumen
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Abmarsch war wieder um 5 Uhr
Tags darauf starteten wir erneut Richtung Camp 3. Bei sternklarer Nacht aber saukaltem Wind verließen wir Camp 1 um 4:50 und erreichten nach knapp 5 Stunden Camp 2. Dort gab’s die erste Pause des Tages, Andrey kochte frischen Tee und dann ging’s in weiteren 2½ Stunden teils steil aber gut gehbar hinauf zum Camp 3 und hinüber zum Pik Razdelnaya, 6148m (C2 – C3: 715 Hm/4,4 km). Für einen ersten Gipfelversuch am nächsten Tag war die Windprognose wieder zu schlecht, so dass wir uns eine Nacht dort oben schenkten.
Zügig wieder zurück in’s Camp2, das Zelt für vorhergesagten (und tatsächlich kommenden) Sturm ordentlich verzurrt. Wegen des Sturms erst um 7 Uhr raus, als das Camp bereits voll in der Sonne lag. Mit der ganzen dicken Ausrüstung war es mühsam, alles irgendwie in die Rucksäcke zu bekommen, aber irgendwie ging auch das und runter ins Camp 1. Der Wind blieb uns bis dort erhalten. Keine gute Saison heuer und wenn das so weiter geht, schwant uns nichts Gutes.
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Am Pik Razdelnayat, Blick in Richtung Alaj Gebirge
Camp 3
Gewaltige Hängegletscher
Toller Sternenhimmel
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Auf dem Gletscher, im Hintergrund die Nordwand des Yukhina Peak
Da das Wetter für einen Gipfelvorstoß weiterhin viel zu windig war, nichts zu tun im Camp 1 bei der guten Verpflegung aber nur zum Dickwerden geführt hätte, wanderten wir auf den 4690m hohen Domashniy Peak. Vorbei am großen Camp 1 von Ak-Say Travel bummelten wir über die Moräne bis zu den Gletscherausläufen, die vom Yukhin Peak herabführten. So gut wie spaltenfrei und aper überquerten wir mit Turnschuhen den gutgriffigen Gletscher, um dann über den völlig verwitterten Schiefergrat zum Gipfel zu gelangen.
Der Blick hinaus über die Ebene auf die Berge des Alaj war sehr schön, das Farbenspiel wieder überwältigend. Für ein paar SMS nach Hause reicht dort oben sogar das Handynetz. Wir waren ganz allein unterwegs, auch alte Spuren gab es kaum. Die meisten Bergsteiger sind nur auf den Pik Lenin fixiert, die niedrigen Berge rundherum haben keine Anziehungskraft. Dabei gibt es da auch viele schöne Ziele und Routen in allen Schwierigkeiten.
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Domashniy Peak
Bunter Berge vor der grünen Ebene
Mohn
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Neuschnee in Camp 1
Auch die nächsten beiden Tage ließen keinen Gipfelversuch zu, wir wanderten auf Moränenabsätze, zu dem in Campnähe gelegenen See, auf Gratabsätze oder zu den anderen Camps. Immer mit Blick auf den Pik Lenin, der weiß unter strahlendblauen Himmel dastand. Die Wolken die ihn zu umspielen schienen waren Windfahnen, Windgeschwindigkeiten von bis zu 75 km/h ließen den Gedanken an einen Besteigungsversuch sofort schwinden.
Das immer wieder angekündigte und stark erhoffte Wetterfenster wollte sich nicht einstellen. Diejenigen, die es trotzdem versuchten, bezahlten mit bis zu zehn erfrorenen Fingern, verursachten Rettungseinsätze durch eine zu kalte und windige Nacht in Camp 4 bzw. durch einen vom böigen Wind ausgeösten Gleichgewichtsverlust mit anschließendem Absturz nach Süden. Schade, denn Akklimatisation und Kondition waren perfekt. Die gut 700 hm vom Camp 1 zum Yukhima Peak und retour nahmen nun nicht einmal mehr zwei Stunden in Anspruch.
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Un sunbekannte, aber schöne Blume
Waschbecken mit Aussicht
Ak Say Camp
Träger aus dem Ak Say Camp
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Wieder ein früher Aufbruch zum Camp 2
Für den 21. August war wieder mal ein Wetterfenster angekündigt. Aber um es gleich vorweg zu nehmen: das Fenster wurde mit jeder Prognose schmäler um sich dann letztendlich in einem ungebremsten Höhensturm aufzulösen. Wir versuchten es trotzdem und stiegen wie beim letzten Mal in einem Schwups vom Camp 1 direkt ins Camp 3 hinauf. Andrey hatte die schlaue Idee etwas unterhalb des Grates auf dem sich das Camp befindet einen Zeltplatz zu schaufeln.
Dies kostete zwar eine Stunde harte Arbeit, ermöglichte uns aber bei der angesagten kurzen Störung eine halbwegs erträgliche Nacht. Zusammen mit etwa 70 weiteren Gipfelspiranten mussten wir am nächsten Morgen zuschauen, wie unsere letzte Gipfelchance vom Winde verweht wurde. Statt Wetterfenster wieder hohe Windgeschwindigkeiten, -29°C und 30-40cm teils ordentlich verfrachteter Neuschnee. Also mühsam packen und dann die erste Spur ins Camp 2 treten.
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Aufstieg zum Camp 3
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Camp 3 am Abend
Nach kurzer Pause dort kam die erste Gruppe von unten herauf gepflügt, so dass wir wenigstens im zweiten Teil des Abstiegs eine Spur hatten. Ein Königreich für ein paar Schi!
Christine, die inzwischen ins Basecamp abgestiegen war, erfuhr per Funk, dass wir ohne weitere Probleme bzw. Frostschäden das Camp 1 erreicht hatten und für den nächsten Tag ebenfalls den Abstieg ins Basecamp planten.
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Vom Flugschnee getrübte Sonne
Bei strahlend blauem, Himmel, aber kaltem Wind verabschiedeten wir uns vom Team im Camp 1, das uns nun nach 14 Tagen bester Versorgung wirklich ans Herz gewachsen war und stiegen ab. Alle Bachquerungen waren problemlos, da alles gefroren war. Am Traveller’s Pass kam uns Christine entgegen, die nun wieder fit war. Zu spät. Aber so bleibt wenigstens die Möglichkeit im nächsten Sommer, inshallah, vielleicht gemeinsam auf einem 7000er zu stehen.
Flugschnee überall in der Luft
Camp 3 am nächsten morgen
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Basecamp und Yukhina Peak vom Bridge Peak
Den letzten Tag im Basecamp nutzen wir noch für eine letzte Wanderung um ein letztes Mal die Umgebung zu genießen. Wir wanderten auf den 4125m hohen Bridge Peak (668hm/4,7km). Von dort aus blickten wir zum letzten Mal hinunter auf das Basecamp, zurück zum Pik Lenin, diesem hinterfotzigen Mistbuckl, an dem wieder große Schneefahnen hingen, und hinaus auf die vielen Seen die in den unterschiedlichsten Blautönen schimmerten. Selbst das heute stattfindenden Lenin Sky Race endete vorzeitig am Razdelnaya.
gängiges "Verkehrsmittel"
offene Küche
Seenlandschaft beim Basecamp
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Fahrt durch das Alaj Gebirge
Am 24.8. packten wir am Vormittag unsere Sachen. Und nachdem wir die Bergausrüstung nicht mehr benötigten, wurden die See- und Rucksäcke gleich flugtauglich hergerichtet. Dies war dank der hier vorhandenen Waage besser möglich, als im Hotel. Nach dem Mittagessen holte uns ein Kleinbus ab. Auf der diesmal gut 6 Stunden langen Fahrt sahen wir etwas von der herrlichen Landschaft im Alaital und alaigebirge. Nur der Pik Lenin, der verbarg sich in Wolken.
Nach einem Tag in Osh, in dem wir den Bazar und ein paar schöne Parks besucht hatten, ging es am 26.8 in der Früh um 5.00 Uhr zum Flughafen. Am Check in dauerte es wieder lange bis wir Bordkarten hatten, aber diesmal bekamen wir für beide Flüge ausgedruckte Karten. Bei gutem Wetter war die Aussicht auf dem Flug nach Moskau sehr schön.
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Osh, im Hintergrund ein Teil des Sulajman Too
Aprikosen
Kirigisinnen im Park
Dreistöckige Jurte
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Reste Aralsee
Nachdem wir die Berge hinter uns gelassen hatten überflogen wir trockene Gebiete, kleinere Gebirgsketten, Landschaften, die von mäandernden Flüssen durchzogen waren, den Aralsee und je näher wir an Moskau kamen, immer dichter besiedelte Gebiete. Der Aufenthalt in Moskau war mit knapp drei Stunden angenehm kürzer als beim Hinflug, die restlichen drei Stunden Flugzeit dann auch bald vorbei. Dank besserer Verbindung und 4 Stunden Zeitverschiebung landeten wir am Nachmittag in München, dank „Autolieferung“ an die Donnersberger Brücke waren wir nicht zu spät zu Hause.
Es war eine schöne Reise in ein interessantes, seit der Unabhängigkeit aber sehr armes Land (PKE unter US $ 1,000, je nachdem welcher Statistik man trauen will) mit herrlichen Landschaften und trotz aller Probleme dennoch freundlichen Menschen. Nicht zuletzt deshalb sehnen sich viele Menschen, mit denen man spricht nach der Sowjetzeit zurück, wo das Leben anscheinend etwas planbarer war.
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Typisches Frühstück im Basecamp und Camp 1
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Kulinarisches Verwühnpaket in Camp 1
Der Tourismus bietet wohl auch neben einer größeren Goldmine, ein paar Steinkohlevorkommen und einem großen aber naturgemäß wenig effektiven und von Subsistenzwirtschaft geprägten Agrarsektor eine gute Möglichkeit zur Landesentwicklung. Hoffentlich bleibt die multiethnische Region des Ferganabeckens auch weiterhin ruhig, denn die letzten größeren Auseinandersetzungen zwischen Kirgisen, Tadschiken und Usbeken sind gerade einmal zehn Jahre her. Es wäre der Region zu wünschen.
2 Comments
Gunnar
4/7/2021 17:13:38

Danke für deine Mühe des Berichtens !
Für uns eine schöne Quelle für die bevorstehende Tour

Reply
Stefan Feistl
22/9/2021 23:24:02

Danke dir! Hoffentlich hattet ihr mehr Wetterglück.

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