Bei einem Sturz wäre man sowieso auf einer Art Federbett gelandet. Da ich das „linke Y“ schon vor Jahrzehnten noch mit Snargs und Eisteufeln mehrfach durchstiegen habe, führte mich Martin heute durchs „rechte Y“, das mir in meiner Sammlung noch fehlte. Somit bogen wir zur Enttäuschung der nachfolgenden Seilschaften, die alle den linken Ast bevorzugt hätten, an der Verzweigung rechts ab und alle folgten. Weiches Eis und tiefes Gestapfe brachte uns trotzdem zügig weiter, da die Seile immer noch zur Dekoration dabei waren. Erst in der kurzen Seillänge unter dem Klemmblock kamen diese dann zum Einsatz: die im Topo beschriebene 4er-Stufe war nicht vollständig ausgebildet, stattdessen zwinkerte uns ein frei hängender Zapfen an. Irgendwie am Fels mixed ein paar Züge hinauf (das linke, freibaumelnde Bein blockieren, sagt Martin, wie immer das gehen mag; bei war das mehr in Wursteltechnik) und dann rüber zum Zapfen. Gutes Eis zwar, so dass die Geräte perfekt bissen, aber sausteil und wirklich nicht leicht diese Seillänge. Vergisst man nicht so schnell. Da war ich wirklich froh, dass das Seil von oben kam … Vom BH-Stand (dort zieht das Band für den Fußabstieg nach links Richtung Waldrücken) stapften wir wieder ein Stück nach links unter die Klemmblocklänge. Nominell die Schlüsselseillänge der Tour, aber ich fand den Zapfen vorher eindeutig anspruchsvoller. Ist halt jedes Jahr anders. Auch hier hat sich heuer sehr wenig Eis gebildet, es ist mehr so ein schottischer Eiskamin. Zwei Schrauben und ein Bohrhaken und schon hieß es wieder nachkommen. Bis unter den Klemmblock war‘s völlig unproblematisch, dann war wieder wursteln angesagt. Aber mit guten Hooks am Block und einer unorthodoxen Kamintechnik ließ sich auch dieses Biest überklettern. Stand wieder an BH mit Abseilöse. Die nächste Stufe bot dann das schönste Eis der ganzen Tour heute und entsprach ganz gut der versprochenen WI4-Länge. Auch hier wieder ein BH-Stand auf der rechten Seite, der bei viel Schnee aber schwer zu finden ist. Und dann schon der krönende Abschluss: nach ein paar Metern Gehgelände pfeift eine 50m-Stufe weitgehend senkrecht nach oben. Vom Stand reichen 60m-Seile nicht, nachgehen ist aber problemlos. Auch hier eher wenig Eis, dadurch deutlich steiler als wohl sonst. Statt links durch das kompakte, an der Oberfläche durch den Neuschnee aber etwas knusprige Eis pickelte sich Martin ziemlich zentral durch vermeintlich besseres Eis. War aber nicht so, einiges an Wasser und anziehende Temperaturen ließen Hose, Jacke und Handschuhe in Nullkommanichts zu einer Ritterrüstung gefrieren. Und auch einige, durch Neuschnee und Sprühwasser hohl aufliegende Eisplatten forderten einen umsichtigen Vorsteiger. Erst die letzte Säule war wieder besser, aber dafür noch einmal ordentlich kraftig. Ausstieg ins Schitourengelände, Händedruck, danke Sohn, wieder eine Wunschtour weniger und runter. Bis ich am Stand eintraf hatte Martin bereits eine Abalakov gebohrt, Seil gefädelt und ab ging’s (50-60m). Vom Bohrhakenstand dasselbe Spielchen und gleich in einem Schwupps über die beiden Längen bis unter den Klemmblock. Dort trafen wir auf die nachfolgenden Seilschaften. Durch die vielen, teilweise auch längeren Stapfpassagen ist Eisschlag für nachfolgende Partien kein Problem, da das Zeug immer wieder liegen bleibt. Hier packten wir die Seile zusammen und querten zusammen mit einer weiteren Seilschaft auf einem originellen Bandl links hinaus Richtung Waldrücken. Da wir zu früh abstiegen, mussten wir noch einmal zurückwühlen, da ein weiterer Graben im Weg war. Also, eher nach dem Band nach oben orientieren. Da Latschen, Bäume und sonstiges Gewächs noch gut aus dem Schnee schauten, war weder im Graben noch beim Abstieg Lawinengefahr ein Problem. Jeden Hang konnte man natürlich nicht queren. Im Graben waren nur kleine, ältere Rutscher aus den kurzen Seitenwänden zu finden, die das Spuren wesentlich erleichterten. Nach einer knappen Stunde waren wir wieder am Depot. Endlich warmer Tee und dann mit Bergschuhen und Schi durch den Graben. Die letzte Herausforderung für heute. Und dann wurde erst mal eingeheizt. Tolle, alpine Tour, die nicht so schnell aus dem Gedächtnis kippt. Da sieht man wieder, wie wichtig bei Kindern eine vernünftige Erziehung ist ;)
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Dezember 2024
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