Über die mittlerweile gar nicht mehr leichte NE-Flanke stiegen wir möglichst schnell und vor Sonnenaufgang vorbei an großen, absturzbereiten Séracs, über mehrere Bergschründe und eine ordentlich steile Schlussflanke (bis zu 60°) zum Col du Mont Maudit, 4345m. Wohl der Grund warum dort im Vergleich zur Karawanenstraße von der Gouterseite her an so einem Prachttag wie heute nur drei Seilschaften unterwegs waren. Der Rest war dann entspannt: Col de la Brenva, 4303m, noch schnell den formschönen Mont Maudit, 4465m mitgenommen (SW-Grat, max. 50°) ... ... und über den Weg der Erstbesteiger zum noch recht ruhigen Gipfel. Wieder bei Traumwetter! Der Blick über fast endlos hintereinander auftauchende Gebirgsketten im Morgenlicht raubte einem fast den Atem. Nach Steffis üblicher Flötensonate stürzten wir uns in den Almauftrieb am Bossesgrat. Ganze Herden grüngesichtiger Gipfelaspiranten kamen uns entgegen, von ihren Führern mit bis zum Zerreißen gespannten Seilen Richtung Gipfel eher gezogen als dass sie sich noch selbst bewegten. Am Dôme du Gouter verabschiedeten wir uns wieder von diesem Zirkus und bogen links ab auf den Grat Richtung Col du Bionnassay. Kurz vorher bogen wir am Piton des Italiens, 4002m wieder links ab und stiegen auf dem "Papstweg" hinunter zum Col des Aiguilles Grises, 3810m. Ganze drei Menschen haben wir hier getroffen. 20m abseilen (eingerichtet) auf den Glacier du Dôme und über den vogelwild zerrissenen Gletscher im Schweinsgalopp runter zur Gonella-Hütte, 3071m. Da hier von einem "Normalweg" kaum noch die Rede sein kann, war die Hütte leider schon zu. Plopp, schon waren die Träume von ordentlichem Essen und viiiiiiel Getränk wie in Luft aufgelöst. Und eigentlich wollten wir ja eh auf keine bewirtschafteten Hütten … Egal, Wasser war da, auch eine Dose Redbull und eine Packerlsuppe gab's; Schluss für heute und das Traummenü zubereitet. Am nächsten Tag latschten wir über den gut versicherten und markierten Weg hinunter zum Miagegletscher und end- und weglos über den völlig schuttbedeckten Gletscher hinaus ins Val Veni. Ein äußerst unberührtes, extrem wildes und einsames Stück Natur, trotzdem irgendwann nervtötend. Noch ein Stück Teerstraße, dann war diese grandiose Runde beendet. Per Shuttlebus zurück nach Courmayeur und heim. Erst mal Pause, viel essen und trinken und noch mehr schlafen. Fazit: Erstaunlich, was mit einem 28l Kletterrucksack geht. Keine Seilbahn, keine bewirtschaftete Hütte. Alles was wir für intensive 5 Tage brauchten war dabei. Ermöglicht wurde dieser Bogen um Courmayeur von einem absolut stabilen Wetter und der beruhigenden Tatsache, dass die Runde an vielen Punkten hätte abgebrochen werden können. Ein komisches Gefühl ist es trotzdem, fünf Klassiker aneinander zu hängen: die meisten Leute, die man auf einer der Routen trifft, steigen nach ihrer Tour wieder ab, gönnen sich was gutes und schlafen erst mal aus. Wir dagegen stürzten uns auf die nächste Linie und die nächste und die nächste. Am Ende waren wir selbst auch an diesem angelangt: Tausende Höhenmeter, kürzeste Nächte, zig Kilometer scharfe Grate, viel zu wenig getrunken und um einige Kilo leichter. Auf der Strecke blieben außer 4 Tafeln Schokolade, 20 Energieriegeln und ein paar Kaminwurzen, 1 Handschuh, 1 Brillenglas, 10 Meter Seil, 1 Cam und ein paar Quadratmeter Fingerhaut. Wenn die Tochter mit dem Vater ... Super Runde! Wie oft dieser Weg auf den Montblanc schon gemacht wurde? Egal, 1000 Sterne, mindestens!!
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September 2024
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