Unten ein kurzes, wildes Gully mit Eis- und Mixedpassagen, dann folgt auf flacheres Gehgelände ein wunderschöner, längerer Wasserfall, bei dem sich die Zustiegsdauer von 3 Stunden (vgl. Panico Eiskletterführer „Südtirol-Dolomiten“) bei Benutzung des direkten Einstiegs etwa halbieren lässt. Trotz ostseitiger Exposition war das Eis selbst Ende Februar noch top, nur die mehr sonnenbeschiene letzte SL beginnt langsam abzubauen. Gerade bei Morgensonne schaut der massive, anhaltend steile Fall in den gelben Felswänden toll aus. Wir starteten mit Tourenschi am beeindruckend dolomitenhaften Wanderparkplatz Langental oberhalb Wolkenstein im Grödnertal auf etwa 1600m. Ein Tagesticket kostet momentan €5,- und es wird (zumindest zur Hochsaison) auch kontrolliert. Eine Loipe bzw. ein gewalzter Wanderweg führt mäßig steil ins Tal hinein bis zur Ebene von Pra da Ri (ca. 1800m).
Von der Gufel steigt man noch ein paar Meter die enge Schlucht hinauf, bis man vor der ersten Eisstufe steht. Diese genüsslich hinauf und, je nach Eismenge, über plattiges Mixedgelände oder auf dünnen Glasuren rechts zu Stand an 3 NH mit Abseilöse (30m, heuer etwa WI 3/M 3). Nun geht’s durch die etwas breitere Schlucht auf Schnee oder Eis (max. 40°) zu einer dicken, gefädelten Sanduhr links eines Klemmblocks (20m). Weiter geht’s nach rechts zum Spalt zwischen Wand und Klemmblock (in der Höhle hinter dem Klemmblock stehen schöne Eisstalagmiten) und über diese an Löchern und Leisten hinauf und über Gehgelände weiter zur nächsten Eisstufe. Diese endete bei uns leider unter einem wasserüberlaufenen Überhang und musste inklusive Dusche relativ ekelhaft über glattgescheuerte Platten linksquerend überklettert werden. Rechts, einige Meter über dem Überhang, befindet sich ein mit NH eingerichteter Stand mit Abseilkarabiner (25m, WI 4/M 6). Nun knapp 100hm linkshaltend hinauf, bis man staunend und voller Vorfreude vor dem mächtigen Eisfall steht. Hier kommt der langwierige Alternativzustieg von rechts über ein Band. Wir kletterten den mehr oder weniger immer gleichschweren Eisfall in drei SL bis zu dessen Ende (etwa 3x40m, immer so um WI 4-5). Bequeme, selbst einzurichtende Stände befinden sich immer links des Hauptfalls. Ein im unteren Teil eingefrorenes Halbseil irritierte uns etwas, ist aber scheinbar kein neuer Klettersteig. Der letzte Aufschwung geht noch einmal ordentlich in die Arme und wird langsam etwas mager, bis sich der Wasserfall auf dem darüber liegenden Band in Nichts auflöst. Tolle Kletterei jedenfalls und deutlich weniger ausgepickelt als Fälle vergleichbaren Kalibers im Langental. Da ohne Gipfel keine Gipfelrast möglich ist, machten wir uns ans dreimalige Abseilen an Ablakovs, was durch Martins Routine genauso schnell von statten ging, wie der Aufstieg. Das Schneefeld zur Direktvariante ließ sich gut so absteigen und zwei weitere Abseilfahrten später standen wir nach 45 Minuten wieder unten. Ein stressfreier Eisklettertag, bei dem mir Martin ein Rundumsorglospaket schenkte: da ich heuer noch nicht im Eis war, durfte ich alles nachsteigen und konnte die Kletterei so stressfrei genießen. Zur Zwischensicherung kamen nur Schrauben zum Einsatz. Cams, Keile und ein paar Haken hingen vorsichtshalber am Gurt, kamen aber nicht zum Einsatz. Weniger schön (aber schnell) war das Geratter über den harten, nur von ein paar Schneeflocken bedeckten Firn hinunter zur Loipe und über diese mit ein paar Skatingschritten zurück. Trotz der immer noch guten Eisverhältnisse hatten wir die Gegend heute für uns alleine.
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September 2024
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