Zum einen muss man den Elendshatscher entlang des Stausees nur one way über sich ergehen lassen (im Vergleich zu Besteigung und Abfahrt der Kraspesspitze über die Finstertaler Scharte) und zum anderen schwingt man am Ausgangspunkt ab (im Vergleich zur Überschreitung der Kraspesspitze von Kühtai nach Haggen). Außerdem kann man bis zu 5 Gipfel mitnehmen, sollte aber vor lauter Sammelleidenschaft die Lawinenlage nicht aus den Augen verlieren. Die teilweise sehr steile Abfahrt von der Kraspesspitze ist südostseitig ausgerichtet und firnt dementsprechend früh auf ... … und auch der Aufstieg zur Steintalspitze bzw. Scharte ist gut besonnt und nicht gerade flach. Wir starteten bereits um 5:15 Uhr, verzichteten aus dem oben genannten Grund auf den Finstertaler Schartenkopf und hätten immer noch eine halbe Stunde früher abfahren können. Aufgrund der etwas seltsamen Beschreibung im Panico Skitourenführer „Stubaier Alpen“ stiegen wir direkt auf die Nördliche Steintalspitze, von wo wir aber weder „problemlos“ den Sattel (Felsabbruch?) noch direkt ins Vordere Karle abfahren konnten. Also wieder runter ins Steintal und rauf in den Sattel. Im Führer und auf der AV-Karte passen die beiden Berge eh nicht so ganz zusammen, auch der Höhenunterschied zur Scharte passt irgendwie nicht ganz zur Realität. Als finale Abfahrt nahmen wir die schönen Hänge von der Mute unter die Schi, dazu muss nur die Staumauer überquert werden und die Kraft noch für 60hm Aufstieg auf der anderen Seeseite reichen. Dafür hat man eine schöne, direkte 450hm-Abfahrt zum Abschluss der Runde und muss nicht das flache Tal unterhalb der Staumauer zum Ausgangspunkt schieben. So kamen wir auf ca. 1900hm mit fünfmaligem Anfellen. Erstaunlicherweise verwöhnten uns die beiden letzten Abfahrten mit dem besten Firn des Tages, obwohl schon fast Kaffeezeit war. Talort & Ausgangspunkt: Kühtai, Parkplatz am Alpenroselift bzw. Hohemutbahn, westlicher Ortsrand, ca. 1950m. Route: Von der Talstation des Alpenroselifts, ca. 1950m entweder auf der im Frühjahr meist geräumten Teerstraße mit Schi am Buckel unter die Staumauer oder daneben im Schnee gleich auf Fellen los. Weiter zur Dammkrone, 2325m und über den untersten Weg (seenächste Variante) am Ostufer etwas nervig auf und ab zum Südende des Sees, ca. 2300m. Bald steiler hinauf zum Schafleger und in einer Links-Rechts-Schleife unter der Nordflanke des Finstertaler Schartenkopfs durch unter die gleichnamige Scharte. Die Route zum Sulzkogel zweigt bereits ganz unten rechts ab. Am Schluss steil in die Scharte. Eventuell noch schnell auf den wenig dominanten Buckel oder gleich südlich über die flachen „Toten Böden“ ins weite Kar hinunter. Felle abziehen lohnt sich auf jeden Fall. Da man alles, was man hier hinunterwedelt natürlich wieder rauf muss und stets die früh der Sonne ausgesetzte Steilabfahrt von der Kraspesspitze im Hinterkopf behalten sollte, wäre das südliche Ende des Langschrofens (P. 2743) bei etwa 2680m oder die Ebene auf ca. 2600m östlich des „Kuglaten Schrofens“ (P. 2653) ein guter Kompromiss. Es kommen ja noch einige Meter Abfahrt zusammen. Anfellen und über das nach und nach aufsteilende S-Kar zur Kraspesspitze. Bei wenig Schnee ggf. Schidepot am SO-Grat und unschwierig zum Gipfelkreuz. Bei entsprechendem Wetter geniale Rundsicht auf die Sellrainer Berge und das Wildpitzgebiet. Entlang des SO-Grats zur Scharte P. 2910 und nach ein paar Metern zum Einfahren ordentlich steil ostseitig ins „Wilde Kar“. Erst flach, dann steil bis sehr steil nordostseitig hinunter zum Kuhbichl, ca. 2180m. Flachere Umfahrung der Steilstufe rechts rum über den Kraspessee und die Standardroute des Zwieselbacher Rosskogels zum gleichen Punkt. Wenn Bedingungen und Kondition passen, kommen hier die Felle wieder zum Einsatz.
Der Sattel dürfte an der Wegweiserstange mit der falschen Höhenangabe um 100m „befördert“ worden sein. AV-Karte 31/2 „Stubaier Alpen – Sellrain“ und die Realität bekräftigen dies. Ein bissl weiter weg ist der zwar schon nahe Pockkogel doch noch. Bei genug Schnee würde sich diese Fleißaufgabe auf jeden Fall noch anbieten. Momentan sind die von vielen Stürmen abgewehten W-Hänge ab etwa 2700m nur noch ein Schneefleckerlteppich oder ganz aper, also pfeif drauf. Oben waren wir eh schon mal. Nun kurze, schöne Abfahrt in bestem Firn zum sperrenden Felsriegel, ca. 2580m (Steinmann, Markierungen) … … und etwa 30hm entlang des Sommerwegs ins „Vordere Karle“ zur Fortsetzung der Abfahrt. Wunderschöne, leider viel zu kurze Firnabfahrt hinunter zum Stausee, ca. 2300m. Hier fellten wir ein letztes Mal an, stiegen hinauf zur Dammkrone, überquerten diese Richtung Westseite und standen bald darauf, teils die Schi tragend, auf dem Gipfel der den Stausee kaum 100m überragenden Mute. Vorteil: man hat nochmal eine schöne und vor allem zügige abschließende Abfahrt hinunter zum Ausgangspunkt der Runde. Und der Rückblick auf einen Teil der vollbrachten Heldentaten ist auch ganz schön. Mit unserer Zusammenstellung kamen wir auf etwa 1900hm. Könnte auf etwa 1500hm zusammengekürzt und, natürlich, endlos erweitert werden. Recht empfehlenswerte, schneesichere Frühjahrsrunde nach Beendigung des Schibetriebs da oben, die aber absolut sichere Lawinenverhältnisse, eine vernünftige Beurteilung derselben und aufgrund einiger Passagen um 35-40° in Aufstieg und Abfahrt eine sichere Beherrschung der Schi voraussetzt. Gutes Wetter mit ausreichend Sicht, ordentliche Abstrahlung in der Nacht und eine nicht zu starke tageszeitliche Erwärmung sowie eine vernünftige Zeitplanung gehören sowieso dazu. Ggf. kann man auf andere Varianten oder diverse Abbruchmöglichkeiten der Runde zurückgreifen. Von der Exposition wär's nicht verkehrt, die ganze Runde umzudrehen, aber dann muss man halt am Nachmittag den Seehatscher machen. Und es soll ja Leute geben, die für solche Flachstücke am Nachmittag nur wenig Toleranz haben.
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