Ist halt doch besser, wenn man nicht mitten in der Nacht losrumpelt und sich vorher eine Linie mit genug Eis per Fernglas von unten zurechtlegen kann. Und so kam‘s dann auch – Wintergenuss pur! Teilweise war das Eis schon so gut aufgebaut, dass man sogar mit kurzen Schrauben hätte sichern können. Aufgrund der kalten Temperaturen nach dem letzten Schneefall waren die Eisstufen relativ lang und auch mehr. Im weiteren Verlauf wechselten sich Eisstellen (WI 2-3) mit eher kurzen Stapfstellen ab. Im Fels musste kaum herumgekratzt werden. Ein paar alte Spur einiger zu ungeduldiger Zeitgenossen waren leider nicht zu übersehen, da sie sich teilweise wie Stufen ins noch viel zu weiche Eis gefräst haben. Alle schwierigeren Stellen wurden scheinbar deshalb auch umgangen. Im unteren Bereich war das Eis zwar manchmal dünn, aber von guter Qualität und stabil, trotzdem freuten sich die Eisgeräte wenn man sie nicht zu schwungvoll bediente. Je höher wir aber kamen, desto dicker wurde das Eis; gut zu klettern und nicht zu hart. Solo zu dritt stiegen wir zügig bis zu einer der letzten Eisstufen, freuten uns wie die Könige über die Ruhe im Gully, genauso unerwartet wie die gute Eisqualität und natürlich über das riesige Nebelmeer im Vorland unter der der strahlend kalten Wintersonne. Vorhangmäßig röhrig, senkrecht und in einem tiefen Kolk endend, beschlossen wir das 10m-Teil zu sichern, damit der Strick wenigstens nicht ganz umsonst dabei war. Haben wir übereinstimmend mit WI 4 bewertet. Eine längere Schneepassage brachte uns zu einer letzten Stelle mit halb Eis (sehr dünn) und halb Wasser, die wir ebenfalls sicherten, da diese in einem noch tieferen Loch endete. Auch der noch folgende, wunderbar zu kletternde und mit zwei Cams gut absicherbare, schottisch vereisten Riss (M4) sah uns am Seil. Ohne Seilsicherung brachte uns die folgende Rinne zum letzten Hindernis vor dem Grat, rechts ums Eck in die Latschen und problemlos zum hoffnungslos überlaufenen Wanderweg. Kurze Pause und runter. Der gut gespurte, griffige Weg ermöglichte einen flotten Abstieg. Insgesamt viel besser als gedacht, carpe diem, gerade am Jochberg ist die Saison oft schon wieder vorbei bevor sie richtig angefangen hat. Und irgendwie gehört so ein Jochbergausflug wenigstens einmal im Winter dazu. Zwei ganz kurze Schrauben kamen zum Einsatz und die beiden kleineren Linkcams. Wir hatten ein Halbseil dabei, das nur für eine kurze Eis- und zwei ebenso kurze mixed-SL zum Einsatz kam. Die Kurzschi ließen wir ausnahmsweise unten, da im Wald etwas wenig Schnee lag. Ausgangspunkt: P vor der vorletzten Kehre Richtung Kesselberg, ca. 800m, gebührenpflichtig. Zustieg: Geradeaus dem Bachbett auf der linken Seite folgen (Steig). Später im Bachbett zum Beginn der Rinne bei einem großen Block. (ca. 900m, N 47° 37,577‘/E 11° 21,652‘) Route: Bis ca. 1100m folgen etwa 12 Stufen (10-25m). Meist WI 2, kurz auch mal 3. Bei wenig Eis oder Schnee auch ein paar unangenehm glattgescheuerte Felspassagen. Meist gespurt und eingepickelt, kaum zu verfehlen. Stände, wenn nötig, an Latschen, einigen BH oder Eisschrauben. Anschließend eine tief eingeschnittenen Rinne (leichtes Gestapfe, aber landschaftlich recht schön) mit einer kurzen WI 2-3 oder M3 Unterbrechung und einem mehr oder weniger vereisten Riss (M4, theoretisch umgehbar, wäre aber schade darum) bis kurz vor einen Überhang knapp unter dem Gipfelgrat. Entweder linkshaltend im steilen Schnee- und Latschenkampf zum Wanderweg am Grat aussteigen oder rechts über eine kurze M3-Stelle in Rinne und ebenfalls zum Grat, den man auf etwa 1400m erreicht.
Abstieg: Entweder noch schnell zum Gipfel, was bei schönem Wetter sehr empfehlenswert ist, oder auf dem meist autobahnähnlich ausgetretenem Normalweg in etwa 30 Minuten zum Kesselberg, 860m, und über den Wanderweg nordwestlich unter der Straße in weiteren 10 Minuten zurück zum Ausgangspunkt.
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