Schon mehrfach war ich oben am Gipfel vom Hohen Dachstein, doch noch nie privat, sondern immer nur im Rahmen von Hochtourenkursen, weshalb endlich mal ein ordentlicher Gipfelanstieg hermusste. So starteten wir früh morgens, zusammen mit zig weiteren Kletterern, von der Talstation der Dachstein Gletscherbahn, auf dem markierten Weg in Richtung Dachstein-Südwand-Hütte. Dass so viele unterwegs waren, hätten wir nie gedacht und hatten schon befürchtet, dass es in der Tour ähnlich zugehe. Doch an der Wand angekommen bog glücklicherweise die Mehrheit in Richtung „Steinerweg“ ab und wir hatten bis auf eine Zweier-Seilschaft vor uns, die Tour für uns allein. Somit mussten wir am Einstieg keinen Stress machen, sondern konnten in aller Ruhe den mitgenommenen Mohnzopf frühstücken.
Gestärkt konnte es nach dem Frühstück am Einstieg losgehen, doch zunächst musste noch ausgekartelt werden, wer welche Längen am scharfen Ende vom Seil übernehmen durfte, da wir zu dritt unterwegs waren. Der Vorsteiger für das erste Drittel erhielt die gleich zu Beginn recht steilen und anhaltend im sechsten Grad schweren Seillängen, mit noch recht kalten Fingern und steifen Bewegungen. Zusätzlich zum kalten Felsen, waren es auch gleich zu Beginn Piazrisse, die einem sofort einiges abforderten, sofern man kein Piazfreund ist. Allerdings muss ich als Plattenliebhaber doch eingestehen, dass es zwar steil und mit Rucksack gleich kraftraubend, aber dennoch eine schöne Kletterei im besten und rauen Felsen war. Die ersten Seillängen waren recht schnell hinter uns gebracht und es folgten zu Erholung einige leichtere Längen bis zum Treffpunkt des „Steinerwegs“. Als wir jedoch am Ende der sechsten Seillänge in dem leichten Gelände ankamen, begann auch das Bombardement von Aspiranten aus dem „Steinerweg“. Neben einem fernsehergroßen Stein, der uns um die Ohren flog und der glücklicherweise weder uns noch dem Seil schaden zufügte, surrten noch zahlreiche weitere Steine an uns vorbei. Wir fassten am laufenden Seil die Seillängen sieben und acht zusammen, wodurch wir schnell wieder aus der Einflugschneise der Steine kamen. Der Stand kann dann steinschlagsicher links von einem tiefen Schacht, an einem einzelnen Schlaghaken gemacht werden. Am „Steinerweg“ bzw. „Salzburger Band“ angekommen folgte dann neben dem Führungswechsel eine kurze Kaffeepause – zwar ohne Kaffee aber mit Kuchen, also dem Mohnzopf vom Frühstück – auf dem breiten Band. Dies führte dort zwar kurz zu einem Stau, da sich eine Seilschaft nicht an uns vorbeigetraut hat oder nicht vorbeilaufen wollte. Nun durfte ich endlich den Rucksack abtreten und die zunächst leichte, aber luftige Kletterei der zwei Seillängen am „Salzburger Band“ klettern. Dabei fanden sich deutlich mehr Haken, als im Topo eingezeichnet und die Längen passten erneut nicht mit den Angaben aus unserer Literatur zusammen. So querte ich gleich bis zum Abzweig unserer Tour weiter. Dieser ist leicht zu finden, da ein roter Pfeil und der abgegriffene Fels, den „Steinerweg“ kennzeichnen. Von diesem Pfeil aus, geht es also zunächst in einem Kamin gerade empor, in wieder üblichen rauem Fels. Darauf folgt eine Rissverschneidung und das Gelände wird erneut steiler und schwerer. In herrlicher Kletterei galt es in der 16. Seillänge einen kleinen Überhang zu überwinden, der ohne Rucksack tatsächlich richtig Spaß machte und dann zu mehreren Rissen führte. Da das Topo aufgrund von meiner Kletterhose ohne Hosentasche nicht griffbereit war, musste hier eine Entscheidung für einen der Risse getroffen werden, wobei alle wunderbar aussahen. Doch am sinnvollsten stellte sich der linke Riss heraus, da er dann in einem großen und luftigen Schritt nach links zum Standhaken führte, der auch nach kurzer Suche vom Beginn der Risse bereits ersichtlich ist. Die Risse hören so schnell nicht auf und nach dem Stand folgte leicht linkshaltend eine sechser Rissverschneidung, in der wie zuvor auch ideal Friends versenkt werden konnten, da bis auf einen Bohrhaken und zwei Schlaghaken übereinander kein sonstiges Material steckte. Um schneller voranzukommen, fasste ich die nächsten 1 ½ Seillängen zusammen, da an den massiven Klebehaken jederzeit Stand gemacht werden konnte und auch nie ganz klar war, welcher Klebehaken ein Zwischenhaken und welcher der offizielle Stand sein sollte – sofern nicht ständig ins Topo geschaut wurde und einfach nach Gespür und Logik die Linie gefunden wurde. Dies ging trotz der weiten Rechtsquerung am Anfang und einer späteren Linksschleife gut ohne Seilzug. Nun ging es vorbei an den schnell ersichtlichen Verhauhaken und wir standen kurz unter der ersten 7- Länge. Dadurch dass die Seilschaft vor uns immer mal wieder in Sichtweite kam, war klar, wo der nächste Stand sein musste, und es ging – den eigentlichen Stand der 18. Seillänge rechts liegen lassend – zunächst über noch leichtes fünfer Gelände einen schönen Riss hinauf. Dieser führte zu dem kleinen Bauch, der überwunden werden musste und bei dem kurzfristig die guten Griffe ausgingen. Es befindet sich jedoch davor und danach jeweils ein Schlaghaken, wobei der Untere auch bewiesenermaßen unter Belastung hebt, da ein Krampf in den Fingern der linken Hand kurzfristig zu einer Zwangspause führte. Nach dieser Seillänge trat ich den Vorstieg an unseren dritten – ebenfalls vorstiegsberechtigten und wollenden – Seilpartner ab und es folgte die Schlüsselseillänge. In dieser befand sich mal ein Bohrhaken, bei dem jedoch die Lasche entfernt wurde, somit finden sich vielleicht anstelle von den insgesamt 70 Bohrhaken in der Tour (inklusive Standhaken) nur noch 69? Allerdings ist kurz oberhalb vom ehemaligen Bohrhaken ein Schlaghaken und fixer Keil. Nach dem Überwinden der schwersten Stelle ging es über ungemein rauen Fels weiter, der der Haut an den Fingern den Rest gab. Dies erschwerte das Klettern in gewisser Art und Weise, da für einen guten aber schmerzhaft rauen Griff eher nach einem Weiteren Griff gesucht wurde, der den Fingern eher zugutekam. Von der Schwierigkeit her, kam jetzt kaum noch Erholung und es folgten ebenfalls noch ein paar fiese Stellen, wie ein schräg nach rechts hochziehender Kamin, bei dem wir unsere Rucksäcke nachzogen, da es sonst interessant geworden wäre. Auch folgten noch einige steile Stellen und Überhänge, bevor ein Felsenfenster das Ende der Tour ankündigt. Am Gipfel angekommen freuten sich die Füße endlich aus den Schuhen zu kommen und nach einer langen Gipfelpause, mit der Hoffnung, dass sich die Wolken noch einmal verziehen (was nicht der Fall war), folgte der mir mittlerweile bestens bekannte Abstieg über den Klettersteig. Den steilsten Teil vom Klettersteig umgingen wir über den Schnee – ein normales Seil von oben kommend nach links, kennzeichnet den deutlich schnelleren Abstieg über den Gletscher. So ging es kniefreundlich und mit großem Spaß rutschend an steigeisentragenden Menschen vorbei und zum von uns getauften Gletscher-Erlebnispfad, also zur gewalzten Spur, die in nicht immer über den direktesten Weg zur Bahn führt. Immer mal wieder direkt abkürzend beim Schild mit der Warnung vor nur einer Gletscherspalte, obwohl sich mehrere finden lassen würden ;), ging es zur Bergstation. Dabei ließen sich auf Grund der späten Tageszeit immer mal wieder schöne Wasserlöcher finden, in denen sich die Schuhe vollsaugten. Auch ein Trocknen durch den Handtrockner in den Klos der Bahn halfen nicht mehr viel. Da hätten nur Gummistiefel geholfen.
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Februar 2025
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