Endlich mal am Dachstein klettern! Für uns Zentralwestoberbayern ist das kein Katzensprung und da wir vor ein paar Jahren trotz bester Vorhersage am Einstieg baden gingen, sollte es diesmal unbedingt klappen. Tat es auch. Allerdings waren wir erstaunt, dass selbst unter der Woche ein ordentlicher Andrang in diesem Klassiker herrscht.
Charakter: Toller Genussklassiker mit vielen schönen Seillängen im 4. Grad. Ein paar schwerere Stellen würzen das Ganze, die Schlüsselstelle, der „Schluchtüberhang“, lässt sich problemlos außen hinaufspreizen. Die seilfreien Passagen wie z. B. auf dem Dachl sind ebenfalls schön zu klettern und stören das Gesamterlebnis überhaupt nicht, im Gegenteil, sie dienen der Erholung und Zeitersparnis. Da wir unseren Stiglstecken unten vergessen hatten, entschieden wir uns, obwohl keine Salzburger, für die Variante über das fotogene „Salzburgerband“. Erst am Schluss lässt die Felsqualität etwas nach, was uns zugunsten nachfolgender Partien bewegte, dass Seil bald zu verstauen. Den W-Grat erreicht man nur wenige Minuten unterhalb des Gipfels, auch schön. Einsamkeitsfanatiker sind in dieser Tour fehl am Platz, aber man wird sich schon einig.
Talort: Talstation der Dachsteinseilbahn, Mautstraße (z. Zt. € 20,-; kostenlos, wenn man das Parkticket in der Bergstation vor dem Abstieg (oder der Abfahrt, z. Zt. € 24.-)) entwertet Zustieg: Vom Parkplatz, 1635m, über guten Wanderweg zur Dachstein-Südwand-Hütte, 1871m. Von dort etwa 30hm den „Zughals“ hinunter und über den Weg Richtung „Johann Klettersteig“ erst auf und ab, dann steiler und versichert über schöne Platten in die Hundsriese und weiter in den Sattel nördlich des Mittersteins, 2092m.
Kletterlänge: Wenn auch die leichten Längen gesichert werden etwa 27 SL mit fast 1000m Kletterlänge. Schwierigkeit: Meist um 4, ein paar Stellen schwieriger (max. 5+), aber auch längere leichte Passagen (1-3). Da gerade nach oben zu die leichteste Linie nicht immer ganz einfach zu finden ist, sollte man im 5. Grad sicher zuhause sein, auch wenn mal nichts steckt oder man etwas alternativ zum nächsten Stand klettert.
Erstbegeher: Gebrüder Steiner, 1909! Topo/Route: Vgl. https://www.bergsteigen.com/touren/klettern/dachstein-suedwand-steinerweg/; ein gutes Topo findet man auch in Adi Stockers „Longlines“ (Panico). Anmerkungen: Ein 100% Topo wird es für so eine lange Tour nie geben, braucht‘s auch nicht. Ohne etwas alpinen Spürsinn sollte man in so eine lange Tour sowieso nicht einsteigen.
Weiter zum gewalzten Gletscherwanderweg, was es alles gibt, hinüber zum Gjaidstein-Sattel, 2650m und zu Fuß (verspielte Gemüter werden den Zauberteppich nehmen) zur Bergstation der Dachsteinseilbahn, 2685m. Von hier entweder 1000hm über Klettersteig und Schutt zur Talstation; da wir diese Erfahrung schon einmal machen durften, gönnten wir unseren Knien die angenehmere Gondelvariante. Auch in Coronazeiten ohne Ticketreservierung problemlos.
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November 2024
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