Unserer Meinung nach eine sehr empfehlenswerte Tour, auch wegen der saugenden Tiefblicke auf die haltlosen Grashängen und den scharfen Grasgrat. Direkt gegenüber kann man an jedem Stand die nächsten Steilgrasziele am Seilhenker (vogelwilde Beschreibung im AV-Führer „Allgäuer Alpen“) und der Höfats studieren. Nur Angst vor Kreuzspinnen sollte man im hohen Gras nicht haben, denn das ist so fett und lang hier, dass man im Zustieg permanent die Grashalme (und damit reihenweise die klebrigen Spinnennetze samt Krabbelgetier mit Kreuz hinten drauf) vor der Nase oder gleich im Gesicht hat. Eine gewaltige Leistung von Hermann Rädler diesen Grat 1910 allein und wohl auch ohne Seil erstzubegehen. Leichtsinn? Wahnsinn? Können? Wohl eine Mischung, passiert ist ja genug damals. Rädler umging seinerzeit die steile Schlusswand links in fast senkrechtem Gras auf mürbem Fels – wenn man sich das anschaut, erscheint es sowieso wie ein Wunder, dass er diese Aktion überlebt hat. Das und einige Unfälle in den folgenden Jahren erklärt den Nimbus, den die Tour jahrzehntelang genossen hat. Eine gewaltige Leistung von Hermann Rädler diesen Grat 1910 allein und wohl auch ohne Seil erstzubegehen. Leichtsinn? Todesverachtung? Wahnsinn? Können? Wohl eine Mischung aus allem, passiert ist ja genug damals. Rädler umging seinerzeit die steile Schlusswand links in fast senkrechtem Gras auf mürbem Fels – wenn man sich das anschaut, erscheint es sowieso wie ein Wunder, dass er diese Aktion überlebt hat. Das und einige Unfälle in den folgenden Jahren erklärt den Nimbus, den die Tour jahrzehntelang genossen hat. Mit der heutigen Ausrüstung, der genussreichen Ausstiegswand und dem bei weiten nicht so brüchig wie in zahlreichen Horrorgeschichten beschriebenem Fels eine beeindruckende, immer noch 100% bohrhakenfreie Tour. Nur das neue Wandbuch und diverse Gedenkkreuze sind angedübelt. Das alles zusammen erklärt die geringe Begehungszahl von ca. 5-6 Seilschaften pro Jahr, obwohl es die Tour sogar in die 3. Auflage von Pauses „Im extremen Fels“ geschafft hat. Steilgras vom Feinsten mit mindestens 7 von maximal 5 Sternen! Ausgangspunkt: Oberstdorf, 813, gut erreichbar mit Zug oder Auto, Hauptsache ein Radl für das Oytal ist dabei. Stützpunkt: Keiner, aber auch nicht nötig; sowohl auf dem Oytalhaus wie auf Guten- und Käseralpe kann man nur essen, immerhin. Und biwakieren ist ganz streng verboten. Nicht auszudenken was so ein Biwak alles anrichten würde … Zustieg: Egal von wo man in Oberstdorf startet, erstes nicht zu verfehlendes Ziel sind die Schisprungschanzen bzw. die Talstation der Nebelhornbahn oder die Eissporthalle. Von dort über die schmale, für Kfz gesperrte Teerstraße ins flache Oytal bis zum Oytalhaus, 1006m (beschildert). Weiter talein, teils geteert, teils auf Kies und anfangs noch flach zur Gutenalpe, 1048m und zum Prinzenkreuz, 1089m. Hier steht man bereits direkt unter dem Rädlergrat, folgt der nun aber wieder geteerten und deutlich steileren Straße bis zur ersten Spitzkehre nach dem Stuibenfall, ca. 1285m (470hm/ca. 9 km ab der Nebelhornbahn Talstation). Mit einem cleanen MTB in einer Stunde gut machbar. Wandhöhe: 800 hm von der Querung des Gaisbachtobels zum Gipfel, der eher felsige Teil erstreckt sich auf nur etwa 250hm. Kletterlänge: Je nachdem, wie viel gesichert wird und was man hier als „klettern“ bezeichnet. Der eher felsige Teil hat so um die 300m. Schwierigkeit: Im unteren Teil beeindruckendes Gras und Steilgras mit kurzen Passagen um 70° mit einer felsdurchsetzten Passage in der Mitte (ggf. zwei Hakenstände und ein Baum zum sichern). Nicht schwer im eigentlichen Sinn aber es sind eben haltlose Hänge, die unten abbrechen. Ein Sturz wäre hier wohl fatal. Der eigentliche „Rädlergrat“ besteht bis zum Gedenkkreuz nach dem Goggelesgrat aus leichter, aber teils ausgesetzter Schrofenkletterei in nicht immer festem Fels entlang der Gratschneide. 6-8 SL, meist 2-3, einige Stellen im 4. Grad, passabel absicherbar. Die letzten 2-3 SL verlaufen dann durch steilen, griffigen und teilweise sogar sehr schönen Fels (4-5, Stelle 6, human bewertet). Wie das im alten Führer mit VI/A2 bewertet werden konnte bleibt mir ein Rätsel und lässt sich nur mit einem „Mythos Rädlergrat Aufschlag“ erklären. Nun wieder Gras, aber zunehmend weniger steil und exponiert am Grat entlang zum Himmelhorn. Am SW-Grat zum Schneck Südgipfel wird es noch einmal steil, grasig und teils schrofig (3-). Nicht zu früh starten, damit der nächtliche Tau etwas abtrocknen kann, stabiles Wetter abwarten und nach stärkeren Regenfällen besser zwei Tage warten. Material: Übliche Kletterausrüstung, 60m Doppelseilseil, 8 Express, darunter auch ein paar verlängerbare, 1 Satz Linkcams oder 4 mittlere Cams, sicherheitshalber ein paar Haken und 1-2 Grashaken. Auf jeden Fall ein Eisgerät, falls die Schuhe doch mal wegrutschen und sicherheitshalber Steigeisen. Dann ist man auf der sicheren Seite, wenn das Gras nicht ganz trocken ist. Außerdem muss man nicht so aufpassen wo man hin steigt. Es stecken einige Schlaghaken verschiedenen Alters, in den letzten beiden steilen Felslänge eher sehr schlecht und wenig vertrauenerweckend. Dort kann aber gut mit Cams abgesichert werden. Auch an den meist guten Ständen gibt’s nur NH, dafür immer 2 oder mehr. AV-Karte 2/1 „Allgäuer-Lechtaler Alpen West“. Route: Vom Radldepot zu Weidezaun und auf guten Kuhtritten diesem entlang den Hang queren, bis der Zaun am Rand des Tobels nach oben zieht. Noch ein Stück am Zaun entlang aufwärts und an geeigneter Stelle mit Juhu in das dichte, meterhohe Gemisch aus fettem Gras und Gebüsch eintauchen. Wenn man ganz genau hinschaut, meint man manchmal sogar eine Art Steigspur entdecken zu können. Quer in den Geisbachtobel, dort am besten gleich Sitzgurt und Steigeisen anziehen, Eisgerät in die Hand und auf geht’s (¼ Stunde vom Radldepot). Aus dem Tobel raus ist es gleich zu Anfang sausteil. Immer leicht linkshaltend durch hohes Gras und Gebüsch, dabei kurze felsige Stellen umgehend, erreicht man ein paar dichter stehende Fichten und nach diesem Wäldchen den flacheren Grat. Über diesen bald wieder steiler zu einer höheren Felswand. Rechts davon bietet ein von rechts nach links aufwärts ziehendes Gras- und Steilschrofengemisch den leichtesten Aufstieg (Grashaken am Anfang, Stand an NH nach etwa 50m und nach weiteren 50m an einer stabilen kleinen Fichte; nicht ganz ungefährlich; wem hier unwohl ist, der sichert lieber). Nun deutlich flacher weiter, man kommt an noch einer kleinen Fichte vorbei und erreicht bald den untersten, kaum aus dem Gras ragenden Felsteil des Grates (Absatz, zwei einbetonierte Eisenteile; wohl die ehemalige Halterung eines Holzkreuzes, 1½ - 2 Stunden vom Tobel). Wir sind hier eingestiegen (1 NH, 45m s.u.), man könnte diesen ersten Teil des Grates rechts über Gras umgehen und über eine Rinne zum Ansatz des nächsten Grataufschwungs gehen. Nun immer mehr oder weniger dem Grat entlang. Einige Zwischenhaken, Köpfl und Bäume, diverse Standmöglichkeiten. Gelegentlich recht luftig. Bis zum großen Gedenkkreuz nur 3 Stellen im 4. Grad, sonst zwischen Gehgelände und 3. Der Fels ist hier nicht so brüchig, dass einem gleich alles um die Ohren fliegt, federt manchmal aber ordentlich. Aufgrund der geringen Schwierigkeit für einen umsichtigen Kletterer, der nicht jeden Griff blind und mit Gebrüll anreißt, problemlos und mit viel Spaß zu begehen. Die Rück- und Tiefblicke auf den teils scharfen Grat sind vom Feinsten. Zustiegsschuhe sind hier besser geeignet als Patschen. Steigspuren erleichtern die Wegfindung. Am Gedenkkreuz auf Patschen gewechselt; ein guter kanns natürlich auch leicht so. Auf den letzten 2-3 SL guter bis sehr guter, steiler und enorm griffiger Fels, dafür sind die Zwischenhaken teils sehr schlecht Am besten vom Gedenkkreuz gleich durchsteigen bis zum Wandbuch (45m). Von dort durch den Risskamin, rechts raus und gleich weiter übers Gras bis zum oberen Gedenkkreuz (55m), vermutlich P. 1962. 2½ -3 Stunden. Sehr gute Beschreibung auf https://forum.rocksports.de/showthread.php?tid=49 und im Panico Kletterführer „Allgäuer Alpen“. Zur Einstimmung folgender Videoclip: https://www.youtube.com/watch?v=7Nbo2B4jybc Erstbegeher: H. Rädler, 1910 im Alleingang und unter Umgehung der steilen Schlusswand links. Muss man sich anschauen; reicht für eine gewaltige Gänsehaut. Fast senkrechtes Gras und mürber Fels. Abstieg: Der Abstieg ist zunächst ein Aufstieg. Gemein. Immer über mehrere Aufschwünge am Grat entlang durchs nicht mehr besonders steile Gras zum kleinen Gipfelkreuz des Himmelhorn (20 Minuten). Laut Gipfelbuch einer der einsamen Allgäuer Gipfel, aber bei den Besteigungsoptionen … Da das Wetter herrlich war, sparten wir uns die im alten AV-Führer „Allgäuer Alpen“ beschriebene Variante durchs Bockkar und unter P. 1962 durch zum Himmelecksattel (quer, steile Schrofen und Gras) und blieben am Grat. Auf und ab über die teils luftige Schneide erreicht man bald einen felsigen 50m-Aufschwung, der steil über Gras und Fels (3-) zum P. 2163 im Schneck SW-Grat führt. Jetzt erst wird’s entspannter. Über den breiten Grasrücken zum W-Gipfel des Schneck (½ Stunde, 2259m, oder schon etwas vorher zum S-Grat querend) und auf dem immer besseren Wanderweg über Himmeleck (2159m), Himmelecksattel (2007m), Wildenfeldhütte (1692m, Brunnen) zur Käseralp (1401m, 1 Stunde vom Schneck). Auf der Almstraße ca. 1 km zurück zum Radl und das Tal rausschnalzen lassen. Während des Abstiegs hat man die geniale Linie des Aufstiegs immer im Blick und kann die Route, den verwegenen Hermann Rädler und natürlich sich selbst gebührend feiern.
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Januar 2025
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