Bei einem Marterl zweigt rechts ein Fahrweg ab hinunter zum Karwendelbach, mit Schwung durch (1273m, die in der Karte eingezeichnete Brücke gibt es nicht mehr) und gleich auf der anderen Seite das Radl im Gebüsch versteckt, wer weiß, wer sich da alles rumtreibt (45-60 Minuten und 400 hm ab Eingang Karwendeltal). Über einen deutlich sichtbaren, nicht markierten Steig stapft man Mitte Mai in gemütlichen Kehren durch den lichten Wald. Der Weg ist so gut angelegt, dass sich die Mitnahme von leichten Schuhen absolut nicht lohnt, auch runter bequem mit Schischuhen gehbar. Immer auf dem Hauptweg bleiben, das Neunerkar gibt die Richtung vor. Rechts abzweigende Wege ignorieren, außer man will ins Riedlkar (wo es sich übrigens auch gut schifahren lässt, aber zwei Nummern anspruchsvoller). Auf ca. 1580m wurden die Schneefleckerl langsam mehr und größer, nach einer längeren Querung links ins Neunerkar wurde der Schnee dann durchgängig, so dass wir auf etwa 1700m auf Fellbetrieb umstellten. Überraschend früh, aber natürlich ganz recht – ein leichterer Rucksack ist kein Schaden (¾ Stunde und 430 hm ab dem Radlversteck). Nun rechts am westlichen Rand des Kars durch Latschenrinnen etwas steiler ins flache, weite Neunerkar. Landschaftlich nicht all zu wild aber dennoch schön Richtung Karmitte und unter den gelben Bröselwänden der Breitgrieskarspitze in die Breitgrieskarscharte, 2388m. Dort steckte ein einsamer Wegweiser im Schnee, von einer Biwakschachtel war nichts zu sehen. Scheinbar doch nicht so schneearm dieser Winter – ist halt jedes Jahr das gleiche: spätestens Ostern hauts ein paar Meter her von dem weißen Zeug (1 ¼ - 1½ Stunden, knapp 700hm vom Anfellplatz). Nun flach unter dem W-Grat der Kleinen Seekarspitze südseitig queren, bis man nach einer Weile etwas steiler in die Scharte zwischen den Seekarspitzen (ca. 2600m) aufsteigt oder direkt über den etwas steileren NW-Hang Richtung Große Seekarspitze spurt. So oder so führt am Schluss der N-Grat zum eisernen Gipfelkreuz. Bei guten Bedingungen und so viel Schnee wie heuer mit Schi bis zum höchsten Punkt (weitere ¾ Stunde und knapp 300hm ab der Breitgrieskarscharte). Da es zunehmend einnebelte und wir nicht nasser werden wollten, als unbedingt nötig, verabschiedeten wir uns bald wieder von da oben. Bei grandiosem Bruchharsch stürzten wir uns auf die Abfahrt. Steffi nahm noch die Kleine Seekarspitze mit, eher wegen der Vollständigkeit, nicht wegen dem seltsamen Schnee. Ab der Breitgrieskarscharte war der Schnee dann nur noch normal schlecht, und unter 2200m gab‘s dann endlich schönen Frühjahrsschnee. Einmal mussten die Schi 30hm in die Hand genommen werden, danach ging’s noch weiter bis ca. 1580m – klassisches Fleckerlhupfen. Kaum war der letzte Schwung vorbei, drückte es vom Bärenalpl die Regenwolken rüber. Schnell die Schi verstaut und gehüllt in Goretex nahmen wir die ½ Stunde Tragerei bis zum Radl in Angriff. Eine weitere halbe Stunde später waren wir wieder unten in Scharnitz, nicht einmal besonders nass. Erstaunlicherweise war das Karwendeltal heute der einsamste Fleck der Erde: weder auf Radl noch auf Schi sahen wir auch nur eine Menschenseele. Nicht einmal alte Spuren waren in den Karen. Insgesamt auch ohne Birkkarspitze etc. eine schöne Frühjahrsschitour mittlerer Länge: ca. 1750hm ab der Grenze, davon 400 hm und 14km per Radl. In 4-5 Stunden gut machbar, so dass man bei zeitigem Aufbruch mittags wieder unten ist (ohne Motorrad selbstverständlich). Für eine Frühjahrstour im Karwendel relativ flach, dennoch sollte die Lawinengefahr beachtet werden, gerade im Neunerkar kann einiges von den Seiten hereinrutschen, die Querung im obersten Breitgrieskar und der Gipfelhang sind ebenfalls nicht ganz ungefährlich. Wenn’s über Nacht durchfriert, könnten Harscheisen angenehm sein. Ansonsten reicht die übliche Schitourenausrüstung plus Radlflickzeug. Die Tour ist mit diversen Karen fast endlos verlängerbar (vgl. AV-Karte 4/1 West und 4/2 Mitte).
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September 2024
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