Aber erstens war das Schild von unten kommend nicht lesbar weil weggedreht und zweitens bleibt eine schneefreie Forststraße auch im November eine solche. Nach der Brücke über den Sababach zieht die Straße in ein paar Kehren unter der beeindruckenden N-Wand der Gehrenspitze in gemächlicher Steigung hinauf bis zu ihrem Ende auf etwa 1500m. Zu Fuß führt ein Steig hinauf zur nahen Sabachhütte, 1563m. Über ein wunderschönes, grasiges Tal zieht der kleine, sporadisch markierte Weg immer am W-Hang der Gehrenspitze entlang hinauf zum Gehrenjoch, 1858m, wo wir unser Biwak bezogen.
In den beiden Plaisirrouten und am ebenso sehr empfehlenswerten S-Pfeiler war inzwischen mehr los, den „Sunnawind“ dagegen hatten wir erwartungsgemäß für uns. Nicht geputzter, in den ersten beiden SL nicht immer und überall fester Fels, dazu die im Vorbau unvermeidbaren Graspassagen und ein deutlich weiterer, Eigeninitiative und immer wieder Gefühl für die ideale Linie fordernder Hakenabstand sorgen für Ruhe. Nach zwei etwas rustikalen Anfangsseillängen folgen vier Längen in teilweise hervorragendem Kalk: Herzstück ist eine herrliche Platte, die 5. SL leitet steil und henkelig direkt entlang der SO-Kante zu einer markanten Nische mit dem nun wiederhergestellten Wandbuchbehälter samt erneuertem Wandbuch. Die paar Begehungen bisher waren gleich übertragen (wir machten die 12. heute). Von dort quert man links heraus und folgt nun richtig luftig und in sehr rauem Fels den hier enger steckenden BH zum leichten SO-Grat. Die Route ist vermutlich eine begradigte Wiederbelebung der SO-Kante von A. Maisel aus dem Jahr 1922. So genau lässt sich das aber auch unter Heranziehung des alten AV-Führers „Tannheimer Berge“ von M. Lutz nicht mehr nachvollziehen: altes Haken- oder Schlingenmaterial ist Fehlanzeige. Nachdem der zwischenzeitlich etwas auffrischende Föhn wieder nachließ, der Tag immer noch eine Weile Sonnenlicht für uns bereithielt, bogen wir am Ende der Abstiegsrinne in die kurze SW-Wand ab. Bei herrlichem Nachmittagslicht kletterten wir eine der wohl schönsten Vierertouren im weiteren Umkreis teils seilfrei, teils sichernd ein drittes Mal Richtung Gipfel.
falls in Betrieb, von der Bergstation der Hahnenkammbahn über die Lechaschauer Alpe in das Gehrenjoch und weiter unter dem W-Grat entlang über den Normalweg hinauf zum Ansatz der SW-Kante (2 markante Gufeln mit Gedenktafeln, Ende der Abstiegsrinne, Rucksackdepot, etwa 2030m). Plusminus 1150hm by fair means oder ordentliche Horizontaldistanz bei Seilbahnbenutzung ergeben immer einen Zustieg mit gewisser Länge. Wandhöhe: ca. 170m Kletterlänge: ca. 220m Schwierigkeit: in je einer SL 6 und 7-, anhaltend um 5 (6- obl.); ein paar Bänder mit Grasschrofen im unteren Teil stören kaum. E1 Material: 11 Express, Friends/Cams überflüssig. Sehr gute Absicherung mit BH, auch in leichteren Passagen. 2 BH an den Ständen. Übliche Alpinkletterausrüstung; Seillängen maximal 32m, teilweise gut zusammenfassbar. Route: vgl. Wandbild , ca. 2 Stunden. Topos im Panico Kletterführer „Allgäuer Alpen“ (Seillängenangaben teils deutlich zu kurz, Ergänzungen s.u.), auf https://www.bergsteigen.com/touren/klettern/lechtal-blick/ oder auf der Seite des Erstbegehers (http://www.allgaeu-plaisir.de/klettern-an-der-gehrenspitze/)
Gehrenspitze, Tannheimer, 2163m, Neue SO-Kante „Sunnawind“, 6+/7 SL (6 obl.) Charakter: Noch nicht abgekletterte Tour in anfangs etwas unzuverlässigem und grasigem (SL 1-2), teils sehr schönem, steilem und plattigem Fels (SL 3-6). Vielleicht nicht ganz so lohnend wie die Routen weiter links, aber durchaus eine Begehung wert. Zwar absolut nicht schwieriger, aber insgesamt deutlich anspruchsvoller, als die genannten linken Routen. Unten nicht jeden Griff blind anreißen! Etwas für sichere Vorsteiger, die auch im 6. Grad sicher vom Haken wegsteigen können und ggf. selbst für weitere Absicherung sorgen können ohne Panikattacken zu bekommen. Zustieg: s.o. Wandhöhe: ca. 170m Kletterlänge: ca. 200m Schwierigkeit: 2 Stellen 6+, einige längere Passagen 6-/6, anhaltend um 5; ein paar Bänder mit Grasschrofen im unteren Teil. E3- Material: 8 Express, 1 Satz Linkcams, ein paar Bandschlingen zum Nachfädeln der SU. Absicherung mit BH in teilweise weiteren Abständen. 2 BH an den Ständen. Sonst übliche Alpinkletterausrüstung; Seillängen maximal 38m. Route: vgl. Wandbild , ca. 2-3 Stunden. Topos im Panico Kletterführer „Allgäuer Alpen“ auf https://www.bergsteigen.com/touren/klettern/sunnawind/ oder auf dieser Homepage (https://www.geiselstein.com/gehrenspitze.html) Erstbegeher: Christine & Stefan Feistl, 2015; von unten, teilweise wohl eine begradigte Version von A. Maisels SO-Kante, 1922; in unserer Linie keinerlei fixes Material oder gar Begehungsspuren vorgefunden. Abstieg: s.o. Gehrenspitze, Tannheimer, 2163m, SW-Wand, 4+/4 SL (4+ obl.) Charakter: Leichtere und kürzere Tour in sehr schönem, griffigem Fels. Eine der schönsten Vierertouren weit und breit. Aufgrund der Kürze ein idealer Zusatz, auch weil man beim Abstieg direkt am Einstieg vorbei kommt Zustieg: Ein paar Meter durch die Zustiegsrinne hinauf, bis rechts bei einer kleinen Einbuchtung (kleiner roter Pfeil) die Tour beginnt. Wandhöhe: ca. 120m Kletterlänge: ca. 140m Schwierigkeit: anhaltend um 4; ein paar Stellen 4+. E3- Material: 6-8 Express, bei Wunsch nach weiterer Absicherung 1 Satz Linkcams und ein paar Bandschlingen. Absicherung mit BH in weiteren Abständen, Stände mit 2 BH. Sonst übliche Alpinkletterausrüstung; Seillängen maximal 45m. Route: vgl. Wandbild , ca. ½ -1 Stunde. Topo im Panico Kletterführer „Allgäuer Alpen“, Ergänzungen: 2. SL: erst BH, dann SU, höchstens 4- 4. SL: Stand ca. 5m vor dem NW-Grat/Normalweg oder an geklebtem Ring am Grat. 5. SL: existiert nicht, 5m Gehgelände zum Normalweg Erstbegeher: A. Maisel und Gef., 1922; Abstieg: s.o.
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