geiselstein.com
  • Blog
  • Touren
  • Erstbegehungen
    • Alpinklettergarten Scharnitzsattel
    • Blasigskopf
    • Gehrenspitze
    • Grünstein
    • Große Schlicke
    • Karleskopf
    • Kraspestal
    • Krinnespitze
    • Leonhardstein
    • Muttekopf
    • Namibia
    • Pirchkogel
    • Rossstein
    • Schafkar
    • Sonnenspitzl
    • Strindenkopf
    • Tratenköpfl
    • Zwerchenwand
  • Topos
  • GPX-Daten
  • Hohe Berge
  • Über uns
  • Kontakt

Expeditionstagebuch Muztagh Ata, Pamir, 7546m

15/8/2018

0 Comments

 
Bild
Muztag Ata von Westen (nach: https://media.camptocamp.org/c2corg-active/1224490923_1373948912BI.jpg)
Vom 28.Juli bis zum 26. August reisten wir in diesem Jahr über Kirgistan nach China um den Muztagh Ata mit Schi zu besteigen.
Das chinesische Basislager war ab der ersten Augustwoche geräumt, am Berg war nicht mehr viel los, nur noch ein paar Europäer und Südamerikaner weilten dort. Das Wetter zu der Zeit war gut und stabil, der Schnee reichte noch bis etwa 300 Hm unter Lager 1.
Bild
Istanbul
Bild
28.07.2018
Abendflug von München mit kurzem Umsteigeaufenthalt in Istanbul nach Bishkek/Kirgistan. Turkish Airlines hatte neben der kürzeren Flugzeit (im Vergleich mit Moskau) den großen Vorteil, dass wir pro Person 30kg Freigepäck und 8 kg Handgepäck hatten. Außerdem durften wir zusätzlich und ohne Extrakosten zu dritt 32 kg Sportgepäck mitnehmen, was mit Schischuhen, Schi, Fellen, Stöcken etc. ganz gut hinkam. Dadurch konnten wir neben der üblichen und nicht gerade federleichten Expeditionshardware samt eigener Zelte auch unsere komplette Hochlagerver-pflegung von zuhause mitnehmen und mussten diese nicht für teures Geld im Basecamp kaufen. Wir hatten die Flüge und den Transfer ins BC bzw. wieder zurück über AT-Reisen gebucht, am Berg wollten wir aber unabhängig sein und unsere Besteigung selbst gestalten. Ohne Bergführer und als kleine Gruppe waren wir sehr flexibel und etwas günstiger kam der Spaß so auch.
29.07.2018
Wir landeten nach gut fünfstündigem Flug gegen 8.25 Uhr am Morgen in Bischkek und wurden zuverlässig von einem Fahrer samt Guide für den Grenzübertritt nach China am etwa 30 km nord-westlich des Stadtzentrums liegenden Flughafen abgeholt. Die Grenzformalitäten bei der Einreise nach Kirgistan sind denkbar unkompliziert und halten nicht lange auf. Stempel in den Reisepass und die nächsten 30 Tage sind gebongt. Kaum war das Gepäck im Kleinbus verstaut, ging‘s auch schon weiter. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei der kirgisischen Partneragentur (ITC Asia Mountains), bei dem wir noch acht 230g-Gaskartuschen besorgten (€6,25 pro Stück) um im BC keine unangenehme Überraschung zu erleben (die es allerdings nicht gegeben hätte: der Vorrat an Kartuschen war auch am Ende der Saison noch groß genug, der Preis etwa vergleichbar). Das in der Ausschreibung dort versprochene Frühstück fiel leider aus. Weiter ging‘s durch Bishkek, eine Stadt, die ihren sowjetischen „Charme“ kaum verleugnen kann. Abgesehen von ein paar Museen und dem ganz netten Osh-Basar gibt’s nicht viel zu sehen. Auf einer autobahnähnlichen Straße fuhren wir 97 km immer an der kasachischen Grenze entlang nach Osten. Ab Kemin verläuft die Straße nach Süden und wird etwas schmäler, bleibt aber Dank chinesischem Wirtschaftsimperialismus sehr gut. Über mehrere Pässe mit bis zu 4500 m hohen, leicht vergletscherten Gipfel links und rechts der Straße wird das Alataugebirge überquert, bis es dann vom 3038m hohen Dolunpass hinunter nach Narin geht (213 km ab Kemin). Dort endete gegen 16.00 Uhr der erste, lange Tag in einem netten Guesthouse.
Bild
Durchs Alataugebirge
Bild
Durchs Alataugebirge
Bild
Fichten in größeren Höhen des Alataugebirges
Bild
At Bashi Kette an der Grenze zu China
Bild
Chatur Köl
Bild
An der chinesischen Grenze
Bild
An der chinesischen Grenze am Torugartpass
Bild
???
30.07.2018
Bereits um 8.00 Uhr ging’s weiter, immer nordwestlich an den recht alpinen und gut vergletscherten Gipfeln der At Bashi Kette entlang, die fast die Höhe des Mont Blancs erreicht. Nach einem Polizeicheckpoint erreicht man über zwei wenig ausgeprägte Pässe (Ak Beyit, 3286m und Tüz Bel, 3574m) den schön gelegenen Chatur Köl auf der Südseite des Gebirgszugs und kurz darauf die kirgisische Grenze. Ohne große Warterei sind die Grenzformalitäten und der Zoll schnell erledigt. Allerdings ist der Übergang nur werktags offen, an Samstagen, Sonn- und den zahlreichen kirgisischen/muslimischen bzw. chinesischen Feiertagen ist die Aus-/Einreise oft mehrere Tage nicht möglich. Am besten informiert man sich vorher selbst, denn weder unsere deutsche noch deren kirgisische Partneragentur wussten über die Öffnungszeiten genau Bescheid. Nach der Passkontrolle geht es noch einige Kilometer weiter zur eigentlichen Grenze am Torugartpass, 3752 m (190 km ab Narin, beste Straßen, ca. 3 Stunden). Dort erfolgte dann mit großem Tamtam und viel Gschaftlhuberei der chinesischen Grenzsoldaten die Übergabe an den chinesischen Bus und Guide. Wir trafen mit einer sechsköpfigen italienischen Expeditionsgruppe zusammen, an deren Permit wir uns hängen durften. Obwohl es nur 178 km hinunter nach Kashgar sind, dauerte der ganze Formalkram mit insgesamt acht Kontrollstellen (Grenzkontrolle, Visakontrolle, Stempelstelle, Bücher- und Landkartenkontrolle, Zoll, gleich zwei Gepäckdurchleuchtungen damit auch der Kontrolleur ausreichend kontrolliert wird, 30 kg Reisetaschen hin- und herwuchten macht ja Spaß, Polizeikontrolle und so weiter und so fort) geschlagene 7 Stunden. Das möchte ich gar nicht individuell machen müssen, denn alle Hinweise und Schilder sind chinesisch und uigurisch, so dass man ohne Guide für die Grenze wahrscheinlich so viele Fehler machen würde, dass man noch nach einer Woche irgendwo durch das Niemandsland am Torugartpass stolpern würde. Wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Seidenstraße bei dem Kontrollwahn die angestrebte Transportalternative nach Europa bilden wird. Die Lkw-Warteschlange war jedenfalls sehenswert. Das wäre eine interessante Fortbildungsreise für EU-Kritiker und Brexitheinis. Ein kleiner Sieg war es immerhin, dass wir unsere für die über 6000 m hohen Tourentage so geliebten Kaminwurzen als rein vegetarisch deklarierten und so ins Land bringen konnten. Witzigerweise war die Straßenqualität auf den ersten 50 km auf chinesischer Seite deutlich schlechter als in Kirgistan. Heilfroh erreichten wir um 18.00 local time (entspricht der kirgisischen Zeitzone; offiziell beglückt die chinesische Regierung das ganze Land mit Bejing time, auch wenn die hinten und vorne nicht zum Sonnenstand passt) unser 27-stöckiges Qinibag-Nobelhotel im Zentrum Kashgars und dann war Ruhe für heute.
Bild
Bizarre Erosionsformen auf dem Weg nach Kashgar
Bild
Pappeln als typischer Laubbaum
Bild
Blick aus dem Hotelfenster in Kashgar
Bild
Pamir von der Fahrt nach Opal
Bild
Bazar in Opal
Bild
Rot leuchtenden Berge der Gezschlucht
Bild
Gewaltige Gletscherberge des Pamir
31.07.2018
Zeitig am Morgen ging‘s wieder in den Bus und über den von Pappeln gesäumten Karakorum Highway am Rand der Taklamakan entlang in die Oasenstadt Opal. Im Hintergrund zeigen sich bereits gewaltige Gletscherberge und Eiswände des Pamirgebirges. Weitere Highlights waren die rot leuchtenden Berge der Gezschlucht und die Sandberge am neuen, etwa 3300 m hoch gelegenen Bulungkol-Stausee. Blickfang sind aber die gewaltigen, teils über 20 km langen Gletscher, Eiswände und wilden Gipfel des 7719 m hohen Kongurmassivs. Am wunderbar gelegenen Kara Kul, einem 3652 m hoch gelegenen See und beliebten Ausflugsziel, zeigt sich erstmals unser Expeditionsziel. Blickt man nach Süden, spiegelt sich der Muztag Ata mit seinen vier über 7000m hohen Gipfeln im See, schaut man zurück, zeigt sich das Kongurmassiv mit seinen sieben 7000ern von seiner Prachtseite. Kurz vor Subashi, einem seltsamen Ort auf 3742 m und Ausgangspunkt für das Muztag Ata Basecamp, mussten wir noch einmal fast 2 Stunden warten, bis unser Permit überprüft war. Der Berg ist zwar leicht zu erreichen, aber einfach ist es nicht. So wurde auch heute die etwa 200 km lange Fahrt trotz bester Straßen durch zahlreiche Kontrollen (Pässe, Besteigungspermit und was den Herrschaften sonst noch so einfällt) so verzögert, dass wir wieder 8 Stunden unterwegs waren. Insgesamt kamen ab Bishkek knapp 900 km Landweg zusammen; alternativ könnte man versuchen Kashgar anzufliegen. Da wir die versprochene Jurte nicht bekamen, mussten wir das eigene Zelt aufbauen und danach war endlich Zeit, mal wieder ein bisschen zu laufen. Wir überquerten den Karakorum Highway und bestiegen einen kleinen, knapp 4000 m hohen Schuttbuckel nördlich der Straße, der einen schönen Blick auf den weiteren Weg zum Muztag Ata bot. Ganz allein saßen wir da oben, genossen die glasklare Sicht und träumten gespannt den kommenden Tagen entgegen.
Bild
Sandberge am Bulungkol-Stausee
Bild
Karakul See mit Muztagh Ata
Bild
Subashi und Muztagh Ata
Bild
Start in Subashi zum Basecamp
Bild
Kamele am Weg zum Basecamp
Bild
Gipfel mit Haube
Bild
Wilde Männle
Bild
Karge Landschaft
Bild
Verkehrszeichen auf 4300 m
01.08.2018
Nach etwas Regen in der Nacht versteckte sich der Gipfel bis mittags hinter einer beeindruckenden Föhnwolke. Schön anzuschauen, solange man nicht drinsteckt. Obwohl mittlerweile eine 4x4-taugliche Straße mit Verkehrsschildern und allem Drum und Dran bis zum BC führt, wurde unser Gepäck auf Kamele verladen. Vielleicht weil Gras und Wasser billiger sind als Sprit, vielleicht weil’s eine Einkommensmöglichkeit bietet oder die Bergsteiger es uriger finden, keine Ahnung. Jedenfalls können die Viecher bis zu beeindruckenden 200 kg schleppen und wir können uns die Schinderei mit dem schweren Gepäck über die flachen 13 km von Subashi bis zum BC leichten Herzens sparen. Der Weg an sich ist gut und aussichtsreich, aber zieht sich eben. Der Basecampmanager, der uns gestern hier unten in Empfang genommen hatte, brachte den ganzen Spaß per Moped hinter sich, aber der ist natürlich schon etwas besser an die Höhe angepasst. Vegetation gibt’s wenig, die vorherrschende Farbe ist braun. Dank des intensiven Trainings zuhause und der Besteigung zahlreicher Drei- und Viertausender kurz vorher erreichten wir das auf 4400m liegende BC trotz der langen Strecke nach knapp 3½ Stunden ohne irgendwelche Beschwerden. Das Lager liegt auf einer kleinen Ebene zwischen dem Kartamakgletscher im Süden und dem Kmatolagletscher im Norden. Hinter dem Camp zieht ein zunehmend steilerer Schuttrücken zum C1 hinauf. Zur Hochsaison im Juli ist sicher ordentlich was los dort oben. Wir sahen die Gerippe von riesigen Gruppenzelten chinesischer Anbieter, es stehen einige Baracken für das ganze Personal vom Campmanager über den Koch bis hin zu Mulitreibern und zwei eigens aus Nepal eingeflogenen Sherpas, die gegen gutes Geld als Hochträger für konditionsschwache Zeitgenossen zu haben sind. Uns störte das nicht viel, da sich das ganze Zeug bereits im Abbau befand und wir uns einen schönen Platz aussuchen konnten. Trotz des meist stabileren Wetters im August waren wir zusammen mit einer internationalen Expedition die letzten am Berg, was nur Vorteile hatte. Das ganze Essen musste aufgegessen und die noch reichlich vorhandenen Softdrinks bzw. das gar nicht so schlechte chinesische Bier vernichtet werden. Ein wunderschönes Klo im chinesischen Stil gibt’s auch da oben, allerdings in ziemlicher Entfernung vom Camp. Schaut’s euch selber an. Wild pinkeln wird angeblich mit einigen Dollar Strafe geahndet. Wir haben das nicht erlebt, da der Herr Campmanager höchstselbst zu faul für den weiten Gang war. Nachdem das Gepäck da war und alles verstaut war, spazierten wir am Nachmittag auf die Seitenmoräne Kartamakgletschers zu ein paar Steinmanndln auf laut GPS 4505 m mit schönem Tiefblick aufs Camp. Der Rest des Tages verging mit faulenzen, lesen, Murmeltiere und Yaks beobachten und einem üppigen chinesischen Abendessen mit viel Gemüse und Reis. Leider alles in viel Öl zubereitet, so dass die Verdauung anfangs etwas unrund lief.

Bild
Sorgloses Murmeltier
Bild
Schwer beladene Kamele
Bild
Blick von oben auf das Basecamp
Bild
Rumex am Weg zum Gletscher
Bild
Blick vom Weg zum Camp 1 hinaus nach Subashi (Kmatolagl., Kara Kul, Kongur)
02.08.2018
Gemütliches Frühstück um 8.00 Uhr, ebenfalls gewöhnungsbedürftig für den Brot mit Marmelademenschen, aber nicht schlecht, halt wieder mit viel Öl. Christines Magen trat daraufhin gleich in einen mehrwöchigen Streik und stellte seine Arbeit ein. Danach nutzten wir den kühlen aber schönen Vormittag zu einem Ausflug zur Moräne des Kmatolagletschers, der in leuchtend weißen, wilden Brüchen vom völlig vereinsamten aber wohl auch bequem mit Schi besteigbaren Kuksay Peak (7184 m) herabzieht. Auf ca. 4640 m endete das Steiglein und wir ließen’s gut sein. Beim Abstieg beschlossen wir auf 4500 m unsere Akklimatisation noch ein bisschen voranzutreiben und querten in den Weg zum C1 ein. Unser Ziel war es, die 5000 m-Marke zu knacken, was uns auch gelang. Danach stiegen wir über sehr guten Muliweg ab zum BC und verbrachten den Rest des Tages mit dolce far niente. Das Abendessen war wieder sehr kreativ. Diesmal gab es zum Gemüse chipsmäßig frittierten Fisch und viel Tee. Zu viel Tee. So musste ich nachts natürlich raus, beim Anblick des gewaltigen Sternhimmels war ich aber fast schon wieder froh darüber.
Bild
Steffi bei der Ankunft in Camp 1
Bild
Blick vom Camp 1 hinunter auf den wachsenden (?) Kmatolagletscher
Bild
Basecamp und Aufstiegsweg zu Camp 1
Bild
Grunzochensbesuch im Basecamp
03.08.2018
So, heute wird’s endlich ernst: der erste Materialtransport ins C1 und das Aufstellen eines Zelts dort oben stand an. Was natürlich nicht früher aufstehen heißt. Warum auch, der Weg zum C1 verläuft durchweg auf Schutt. Der Rucksack nahm durchaus beeindruckende Ausmaße an und brachte mit Schi und Schuhen stolze 25 kg auf die Waage. Aber erstens hatten wir den ganzen Tag Zeit und für die höheren Etappen förderte die Schlepperei Kondition und Akklimatisation spürbar. Letztendlich ging‘s besser als befürchtet. Der Weg schlängelt sich in angenehmer Steigung über den Rücken hinauf und plötzlich steht man vor den ersten Zeltmöglichkeiten auf 5100 m. Dort endet am tiefsten Eislappen auch die Schiabfahrt. Wir trugen unsere Sackerl noch 300 m höher und stellten unser Zelt an einem trockenen, ebenen Platz wenige Schritte vom Gletscher entfernt auf. Für C1 hatten wir das leichte Salewa Denali dabei, was mit guten Schlafsäcken auch völlig ausreichte. Wir verbesserten den Platz noch etwas. Terrasse, Kochplatz und Lehnstuhl aus Stein sind nun mal Minimalstandards. Wie sagte unser Freund Andrej am Pik Lenin während der Akklimatisationsphase immer: „Work, work, work!!“ Das GPS zeigte ziemlich genau 5400 m, 3¼ Stunden kosteten uns diese 1000 hm. Wir waren zufrieden und Christine und Steffi stiegen nach langer Pause auf dem Sonnenbankerl mit leeren Rucksäcken gemächlich ab. Der Tiefblick auf die weit hinabreichenden Gletscherzungen, die öden Ebenen Richtung Tadschikistan und Pakistan, nur durchschnitten vom Karakorum Highway, und der gewaltige Kongurstock gegenüber mit dem hellblauen Kara Kul davor erleichtern das Losgehen nicht unbedingt. Ich schnallte mir nach viel Gegrübel die Latten an die Füße und wedelte bei allerbestem Firn den steilen Gletscherhang hinunter bis zu dessen Ende auf 5100m. A Wahnsinn! Der Schifahrer in mir hat mal wieder gewonnen, was auf gut Deutsch heißt: beim nächsten Aufstieg wieder 300hm mit Schi und Schuhen am Rucksck aufsteigen. Zunächst wurden diese im Biwaksack deponiert und runter ging’s, der Solardusche entgegen.
Bild
Blick vom Aufstieg zum Camp 1 hinaus zu Kara Kul und Kongur
Bild
Große Gletscherbrüche in Basecampnähe
04.08.2018
Christine pflegt ihren labilen Magen, die erste Nacht in C1 muss noch etwas warten. Steffi und ich nutzten den schönen Tag für einen weiteren Materialtransport nach C1. Heute konnte bereits die 3-Stundenmarke leicht unterboten werden. Abstieg wie gestern: Steffi zu Fuß, mir zwinkerte der schöne Firnhang noch einmal zu. Das Freizeitangebot im BC war das gleiche wie in den letzten Tagen auch. Der ein oder andere Ratsch kam noch dazu, da mehr oder weniger gut gelaunte Gipfelaspiranten im BC eintrudelten. Laut Campmanager liegt die Erfolgsquote bei Nicht-Chinesen bei 30%, bei Chinesen mit 50-60% deutlich höher (Einsatz aller Mittel: Hochträger, mehrere Führer, Einsatz dopingähnlicher Medikamentencocktails zur besseren Höhenverträglichkeit bis hin zu Flaschensauerstoff).
Bild
Hang oberhalb von Camp 1
Bild
Zelte im Schnee im höheren Teil von Camp 1
Bild
Sonnenuntergang auf 5400 m
05.08.2018
Langsam kennen wir den Weg. Wieder rauf zum C1, diesmal aber mit Schlafsack und Isomatte. Heut ging’s noch ein bisschen flotter, erst als die Schi am Rucksack hingen wurde es etwas zäher. Wir richteten uns auf diesem Aussichtsbalkon häuslich ein und stiegen am Nachmittag mit Fellen noch ein Stückchen auf. Vorbei am Ende des Schuttrückens, standen wir nach einem steilen Schneehang bald in einer flachen Gletschermulde auf 5570 m, wo sich die höchste Zeltmöglichkeit von C1 bietet. Allerdings auf Eis, so dass manche der hier stehenden Zelte aufgrund milder Temperaturen über fließend Wasser unterm Schlafsack verfügten. Der Weiterweg wurde inspiziert, dann zogen wir die Felle ab und wedelten den viel zu kurzen Hang bei hervorragendem Schnee zurück zum Zelt. Ein Packsack wurde weit weg von allen Zeltmöglichkeiten mit möglichst frischem Schnee gefüllt, um wenigstens halbwegs sauberes Wasser erzeugen zu können. Ein Wasserfilter wäre kein Fehler, auch weil aufgrund der Wüstennähe einiges an feinem Sand im Schnee ist. Das am Nachmittag ergiebig fließende Wasser in Zeltnähe trauten wir uns ohnehin nicht zu nehmen, weil es hier oben wohl keinen Platz gibt, wo noch niemand sein mehr oder weniger großes Geschäft verrichtet hat. Nach einem wunderschönen Nachmittag versank die Sonne hinterm Karakorum, so dass uns die schnell sinkenden Temperaturen bald ins Zelt trieben. Auf einmal klopfte es an die Zelttür: einer unserer italienischen Mitstreiter stattete uns einen Besuch vom oberen C1 ab, weil seine Kollegen alles eingepackt hatten, nur keine Zündhölzer. Aus Richtung Gipfel kamen auch noch ein paar müde Schneeschuhgestalten daher, die ihre Besteigungs-zeit bis zum letzten Tag ausgereizt hatten. Wohl dem, der einigermaßen Schifahren kann! Mitternacht kam von unten noch einmal das Muli daher, um das ganze übrige Gepäck für den Talabstieg halbwegs pünktlich ins BC zu bekommen.
Bild
Aufstieg zu Camp 2
Bild
Zwischen den Spalten geht es hoch
Bild
Camp 2
06.08.2018
Auch heute kein Stress. Nach einer klaren, kalten Nacht warteten wir bis um kurz vor 9.00 Uhr die Sonne zum Zelt schien und begannen dann teils mit Steigeisen, teils mit Fellen unseren Aufstieg Richtung C2. Ab 5700 m war der Schnee weich genug, dass wir alle mit Fellen gehen konnten. Der Rucksack war mit Essen und einem zweiten Zelt wieder gut gefüllt. Dies störte aber kaum, da der Aufstieg ohne große Spaltengefahr durch eine sehr abwechslungsreiche Gletscherlandschaft führte. Das Panorama wuchs mit jedem Schritt. Der gut mit Fähnchen markierte Weg führt durch eine Art spaltenarmen Korridor hinauf bis zu einer riesigen Querspalte und ist flankiert von tollen Brüchen und Séracs weit über der braunen Ebene. Die Querspalte muss fallend nach links gequert werden, bis man auf knapp 6000m eine Gletschermulde erreicht, von der ein flacher, nicht enden wollender Hang zum erst ganz am Ende des Aufstiegs sichtbaren C2 führt. Das Seil blieb Dank Schi an den Füßen im Rucksack. Laut GPS befindet sich das Camp auf etwa 6180m, der Aufstieg nahm mit Pausen nicht ganz 4 Stunden in Anspruch. Zwar nicht gerade rekordverdächtig, aber dafür beschwerdefrei. Die nächste Aufgabe bestand darin, einen nicht verschissenen Platz für das Zelt zu finden und einigermaßen einzuebnen. Mit Schneeheringen, zahlreichen herumliegenden Bambusstöcken und eingegrabenen Schneelappen war das Zelt bald aufgestellt und sturmsicher fixiert. Ein Salzburger Bergführer war so lieb und überließ uns eine volle große Gaskartusche, ein paar Päckchen Aufgießfutter und, am wichtigsten, ein Packerl Gummibären. Diese überlebten den Tag nicht. Als alles fertig war, hatte der Schnee des westseitigen Hangs seine Idealbeschaffenheit erreicht und ohne jede Anstrengung (bis auf die lästige Spaltenquerung, die nun etwas bergauf ging) wedelten wir bei bestem Firn ins C1, das wir keine ½ Stunde später erreichten. Auch bei der Abfahrt blieb das Seil im Rucksack. Zur besseren Akklimatisation blieben wir eine weitere Nacht im C1.
Bild
Mit Schi geht's flott runter
Bild
Durch die Spalten kommt man mit Schi problemlos durch
Bild
Der letzte Hang zu Camp 1
Bild
Immer wieder mal kamen Gewitter vorbei ...
Bild
... und Murmeltiere
07.08.2018
Die Schönwetterphase geht langsam zu Ende. Trotz einer Verkürzung der Besteigungsdauer um vier Tage wegen 4-5-tägiger Grenzschließung auf kirgisischer Seite (Ende der Hadsch, von der Agentur leider verpennt, was Christine möglicherweise den Gipfel kostete) sollte noch genug Zeit bleiben, um die angekündigte Kaltfront abzuwarten. Somit packten wir alles zusammen, was wir im BC brauchen und stiegen in etwa 1½ Stunden ab und verbrachten nach einigen Hygienemaßnahmen einen gemütlichen Nachmittag im BC.

08.08.2018
Das Wetter wird unstabiler. Erholungstag. Ausgiebig nichts getan.


09.08.2018
Trotz Schlechtwetter (naja, was heißt schlecht: wolkig halt und gelegentlich paar Schneeflocken) brach ich nach dem faulen Tag gestern zu einem Trainingsspaziergang ins C1 auf. Akklimatisation bestens, mittlerweile gehen die 1000 hm mit leichtem Gepäck knapp unter 2 Stunden. Bisschen am Zelt rumgewurstelt, mit den anderen beiden Gruppen geratscht und wieder runter. Den anderen beiden wurde die Zeit im BC auch lang, so dass sie mir auf etwa 4900m entgegen kamen. Gemeinsamer Abstieg ins BC, wo nach dem Mittagessen ein heftiger, einstündiger Gewittersturm losbrach, der das BC in eine Winterlandschaft verwandelte, die in der Sonne aber schnell dahinschmolz. Ein Glück, dass wir nicht gerade zwischen C1 und C2 unterwegs waren wie die beiden Australier der internationalen Truppe. Für 14.-16. wird schönes Gipfelwetter vorhergesagt, danach wieder schlechter mit Neuschnee bis unters BC. Mal schauen.
Bild
Neuschnee und Graupel nach Gewitterschauern (Blick auf C1)
Bild
Graupel im Basecamp
Bild
Das schlechte Wetter vom morgen war weg (C1)
10.08.2018
Wetter abgecheckt, etwas in der näheren Umgebung herumgelaufen. Die beeindruckende Gletscherzunge des Kartamakgletschers bewundert. Von der Tatzenform her erweckt sie den Eindruck, als ob der Gletscher vorstieße. Steffi stieg am Nachmittag ins C1 auf, schläft dort und steigt am 11.08. wieder ab. Christine und ich werden dann für eine weitere Nacht dorthin aufsteigen. So ist mehr Platz im Dreimannzelt. Mittlerweile hat der Koch im BC gewechselt und das Essen ist nicht mehr gar so fettig.
11.08.2018
Zum sechsten Mal ins C1 aufgestiegen. Wir werden trotz des für morgen angesagten schlechten Wetters zwei Nächte oben bleiben. Wo wir im Zelt rumliegen ist ja eigentlich wurscht, und hier oben bilden sich vielleicht über Nacht noch zwei oder drei rote Blutkörperchen mehr. Also gemütlicher Aufstieg, dann weiter mit Schi bis etwa 5600m. Steffi verbrachte eine angenehme Nacht in C1 und lief heute in 3 Stunden ins C2, kam aber wieder runter. Am Zelt machte sie noch eine ausgiebige Pause, bevor Sie mit einem langen „Einkaufszettel“ ins BC abstieg. Morgen Nachmittag kommt sie nach dem schlechten Wetter wieder rauf, so dass wir dann einen ersten Gipfelversuch wagen können.
Bild
Abendstimmung in Camp 1 (Kongur)
Bild
Mal Wolken ...
Bild
... mal Sonne
12.08.2018
Es wurde tatsächlich ein sehr wechselhafter Tag. Gewitter zogen im Stundentakt durch, die italienische Gruppe hatte mehr Zeitdruck als wir und stieg trotzdem zum C2 auf. Als es am Nachmittag etwas besser wurde, stieg ich aus Langeweile ebenfalls noch ein paar Meter mit Schi auf. Der Schnee ist einfach zu gut. Bis ich wieder am Zelt war, kam Steffi gerade vom BC rauf. Ganz die brave Tochter hatte sie unsere ganze Wunschliste abgearbeitet. Sogar drei Liter sauberes Wasser hatte sie dabei. Somit konnten wir uns die lästige Schneeschmelzerei sparen und der Tee knirschte auch weniger. Ein Liter pro Tag und Nase reichte uns ohnehin gut. Außerdem hatte sie noch einmal das Meteo abgeklärt: die Prognose für den 14. und 15.8. ist und bleibt gut und vor allem windschwach im Gipfelbereich. Da sind wir gebrannte Kinder. Am Pik Lenin rannten wir fast zwei Wochen vergeblich gegen den Höhensturm an. Da wir den Italiener unser Zelt in C2 für die Nacht überließen, durfte Steffi in deren Zelt in C1 schlafen, somit hatten wir alle deutlich mehr Platz und konnten besser schlafen. Wetterberuhigung in der Nacht.
Bild
Neuschnee und Sonne
Bild
Durch den Bruch
Bild
Große Querspalte beim Aufstieg
13.08.2018
Ein kristallklarer Tag brach an! Gegen 9.00 Uhr machten wir uns mit den ersten Sonnenstrahlen am Zelt auf den Weg nach C2. Dank etwas Neuschnee gestern konnten wir bequem vom C1 weg mit Fellen gehen. Wirklich ein toller Schiaufstieg durch die Brüche des Kartamakgletschers. Etwas lästig war nur wieder die große Querspalte und der folgende Endloshang zum C2. Bei jedem Markierungsfähnchen ist man der Meinung, es sei das letzte vor C2, aber es kommt immer nochmal eins und nochmal eins und nochmal eins. Als ich kurz vor 13.00 Uhr dann doch endlich das letzte Fähnchen hinter mir hatte, machten sich die stärkeren Mitglieder der italienischen Gruppe gerade auf nach C3, das sie aufgrund des arg späten Aufbruchs nicht mehr erreichten. Am nächsten Tag trafen wir sie bei ihrem Zelt auf 6600 m. C2 war heute ein richtiges Panoramalager. Der Blick reichte von den 8000ern des Karakorum über die kleineren, kaum vergletscherten Buckel gegenüber bis zum leuchtend blauen Kara Kul und darüber der immer wieder beeindruckende Kongur. Steffi legte am Nachmittag bis etwa 6500 m eine schöne Aufstiegsspur für morgen an und zauberte eine ebenso schöne Abfahrtsspur in den Hang oberhalb der Zelte. Ein herrlicher Anblick, als kurz vor Sonnenuntergang die Schneeflächen fast eine orangene Farbe annahmen. Ich war noch längere Zeit mit Schnee schmelzen beschäftigt, am Abend nutzte ich das herrliche Wetter nur noch für einen Campspaziergang. Dabei kam ich an einer großen Spalte vorbei, in der von einer vorangehenden chinesischen Expedition wirklich der komplette Müll samt beschädigter Zelte entsorgt wurde. Da braucht‘s noch viele gute Worte bis so etwas de Vergangenheit angehört. Es sah aus wie bei uns die Umegebung der AV-Hütten vor 50 Jahren.
Bild
Camp 2
Bild
Weiterweg zu Camp 3
Bild
Sonnenuntergang im Camp 2
Bild
Aufstieg zu Camp 3
Bild
Vorbei am Zelt der Itlaiener auf 6600m
Bild
Aussicht aus Camp 3
Bild
14.08.2018
Eine kalte, klare Nacht mit viel Raureif im Zelt lag hinter uns. Bei jeder Bewegung rieselte das kalte Zeug ins Gesicht. Bis die ersten Sonnenstrahlen gegen 8.30 Uhr das Zelt erwärmten, blieben wir noch in den Schlafsäcken und frühstückten dann in der Sonne. Es eilt ja nicht übermäßig. Christine entschied sich aufgrund ihrer Magenprobleme vorerst den Aufstieg hier abzubrechen und mittags ins C1 abzufahren. Steffi und ich ließen das Zelt, Isomatten und Schlafsäcke so gut es ging abtrockenen und packten dann unsere Rucksäcke für C3. Da der Schnee gut war, blieben Seil, Steigeisen und Pickel im C2, wo wir einen Biwaksack mit allen überflüssigen Dingen deponierten. Nachdem wir uns etwas traurig voneinander verabschiedet hatten, begannen Steffi und ich um 11.30 Uhr den Aufstieg Richtung C3 mit Feind Nr. 1 auf dem Buckel. Langsam glaube ich, es wäre geschickter C3 auszulassen und mit leichtem Gepäck den Gipfel vom C2 anzugehen. Über schöne Hänge, die anfangs noch von beeindruckenden Spalten und Eistürmen flankiert waren, erreichten wir nach etwa 2½ Stunden das vorgezogene C3 der Italiener auf 6600 m. Die kamen gerade von ihrem ersten und einzigen Gipfelversuch zurück. Leider war auf 7000 m die Kondition zu Ende, so dass von der sechsköpfigen Gruppe niemand den Gipfel erreichte. Hinter uns plagten sich noch zwei Mitglieder der internationalen Expedition Richtung C3. Die beiden bauten ihr Zelt schließlich etwas unter uns auf 6800 m auf. Nach lächerlichen 700 hm und geschlagenen 5 Stunden war endlich C3 auf 6880m erreicht. Wir hatten beide weder Kopfweh noch Atemnot, nur beim Ausschaufeln des Zeltplatzes merkt man die Höhe und natürlich beim Rucksackschleppen. Irgendwie konnten wir schaufeln, wie wir wollten, es wurde einfach kein bequemer Platz. Nachdem unsere Behausung stand, war wieder eine längere Schnee-schmelzaktion angesagt, auch die Flaschen für den Gipfelversuch und ein Liter fürs Frühstück wurden vorbereitet, so dass wir uns die lästige Arbeit am Morgen sparen konnten. Wieder ein herrlicher Sonnenuntergang vom frei nach Westen gelegenen C3. Nun wurde es nicht nur kalt, sondern auch sehr ruhig: unser Zelt war das einzige in C3.
15.08.2018
Maria Himmelfahrt daheim Ein gutes Omen! Die Nacht war zwar saukalt (ca. -25°C) und auch der frühe Morgen war am Westhang nicht viel wärmer, dazu kam ein frischer Wind. Trotzdem begannen wir den Aufstieg bereits um 7.00 Uhr, um gegebenenfalls ausreichend Zeitreserven zu haben. Wir teilten uns einen Rucksack mit einer Flasche Tee, ein paar Energieriegeln, Apotheke und Biwaksack. Da ich eine recht unbequeme Nacht mit kaum Schlaf hinter mir hatte (wir hätten das Zelt drehen sollen, aber jetzt ist das auch egal), opferte sich Steffi für den Rucksack und legte gleich noch die Spur in die immer flacher werdenden Pulverhänge. Ich sah sie erst wieder am Gipfel. Bis 7200 m ging‘s mir auch recht gut, danach war nach 50-100 Schritten jeweils eine kurze Verschnaufpause angesagt. Nach etwa zwei Stunden Aufstieg kam die Sonne in den Hang und der Wind legte sich bis zur Windstille. Von einem Markierungsfähnchen zum nächsten geht’s hinauf, die Gipfelfelsen mit Bambusstange, Steinmanndl und vielen Gebetsfahnen sieht man wirklich erst wenige Minuten bevor man oben steht. Steffi hatte die 660 hm bereits nach sensationellen 3½ Stunden erledigt, bei mir dauerte es 45 Minuten länger. Auf jeden Fall waren wir beide sehr ergriffen, als wir uns auf dem Gipfel umarmen durften, und das völlig ohne Höhenprobleme. Ganz allein saßen wir eine ganze Weile dort oben in der Sonne, genossen die gewaltigen Tiefblicke und natürlich das Karakorum-Panorama samt K2 gegenüber. Feine Sache, so eine Papito-Unternehmung, schade nur dass die Familie nicht geschlossen dort oben stehen durfte. Wieder ein Traum weniger. Für den tatsächlichen Höhepunkt sorgte dann Steffi, als sie am höchsten Punkt (das GPS zeigte übrigens ziemlich genau 7500 m an, und nicht die in der Karte verzeichneten 7546 m) ihre Blockflöte aus dem Rucksack zog und eine Sonate von Giuseppe Sammartini zum Besten gab. Unglaublich! Das war der Beweis schlechthin für ideale Höhenanpassung. Nachdem nun auch ich fast eine Stunde dort oben gesessen war, kam der Zeitpunkt des Abschieds von diesem schönen Gipfel. Die Schischuhe waren zu, klick klick, die Bindung geschlossen und dann zauberten wir für die Höhe relativ kurze Schwünge in 10 cm lockersten Powder (12.20 Uhr). Es war fast mühelos, was ich mir nie gedacht hätte. 100 hm am Stück gingen gut. Auf 7300 m ergab sich noch ein kurzer Ratsch mit zwei etwas neidisch auf unsere Schi blickenden Schneeschuhatschern von der internationalen Expedition, und dann standen wir nach 20 Minuten auch schon wieder unten im C3. Nach kurzer Pause und nun mit deutlich schwereren Rucksäcken war mit etwas größeren Schwüngen auch bald das Depot im C2 erreicht. Eine Nebelbank zwischen 6500 und 6300 m war etwas lästig. So, noch ein paar Kilogramm in die Rucksäcke und bei bestem Firn war das ganze Geraffel bald am Gletscherende auf 5100 m unten. C1 hatte Christine schon geräumt und per kompaktem 30 kg-Sackerl (gewogen, nicht geschätzt!) komplett bis zum ABC hinuntergeschleppt. Dort hatte sie die Nacht verbracht und zu unserer Überraschung auf uns gewartet, nachdem wir sie von unserem schnellen Weg zum Gipfel per SMS verständigt hatten. Besserer Empfang, als daheim. Bereits um 15.15 Uhr konnten wir uns wieder umarmen. Nach einer weiteren, kurzen Pause packten wir in die Rucksäcke, was die Knie vertrugen, deponierten den Rest für morgen und bewegten uns langsam Richtung BC. Knapp 5 Stunden nach unserem Aufbruch vom Gipfel standen wir wieder im BC. Wer einigermaßen sicher auf Schi steht und sich den Richtungswechsel nicht vom Schi vorschreiben lassen muss, sollte statt Schneeschuhe die Tourenschi einpacken. Jetzt haben wir uns sicher nicht beeilt, aber wenn ich schaue, wie lange ein durchschnittlicher Schneeschuhgeher da runter braucht, gibt’s nur eine Wahl. Im BC zauberte der Koch ein schönes Abendessen, vorher gab‘s sogar Pommes, man glaubt es kaum. Dazu eine Dose chinesisches Bier oder zwei und die ganze Anspannung der letzten Tage lag unter dem Tisch.
Bild
Sonnenaufgang auf knapp 7000 m
Bild
Immer flacher werdend gehts zum Gipfel
Bild
Oben!!
Bild
Flötenkonzert auf dem Gipfel
Bild
Blick zum Kongur
Bild
Blick vom Gipfel nach W
Bild
Runter gehts
Bild
Noch gehts beqeum mit Schi runter ...
Bild
Die verbrauchten Kalorien werden aufgefüllt - mit chinesichem Bier und Pepsi
Bild
.. aber das ändert sich
Bild
und gutem Essen
Bild
Bild
Nächtliches Basecamp
16.08.2018
Nach einer sehr erholsamen Nacht stieg ich zum letzten Mal den Weg zum ABC hinauf und verabschiedete mich von allen Wegbiegungen und Stolpersteinen, die ich mittlerweile mit Vornamen kannte. Gerade sportlich war mein Tempo heute nicht mehr, aber schließlich war nur noch Aufräumen angesagt. Ein Zelt, ein paar zu viel hochgeschleppte Hochlageressen und noch dies und das wartete auf den Abtransport ins BC. Insgesamt gerade ein Rucksack voll, aber gestern wäre es zu viel gewesen. Da wir aufgrund der mehrtägigen Grenzschließung spätestens am 20.08. aus China ausreisen mussten und der Wetterbericht für die nächsten Tage deutlich schlechter war, bestand für Christine leider keine Chance mehr auf einen zweiten Gipfelversuch. Eigentlich wäre dafür genug Zeit gewesen, wenn unser Reiseveranstalter die Grenzsperrung nicht verpennt hätte. Es war ursprünglich vorgesehen, das BC erst 4 Tage später zu verlassen. Schade. Am Nachmittag ausgiebig nichts getan und über die Expedition gefreut.
Bild
Zeug trocknen, sortieren, einpacken - muss auch sein
Bild
Typische chinesische Toilette
Bild
Einbruchssicher? Und wozu?
17.08.2018
Vormittags der anderen noch anwesenden Gruppe schadenfroh beim Räumen von C1 zugeschaut. Wir haben’s ja bereits hinter uns. Am Nachmittag kamen die beiden letzten Gipfelstürmer der Saison herunter. Deshalb wurde auch das BC am nächsten Tag abgebaut, da nun keine Gruppe mehr am Berg war. Der Rest des Tages war schnell vorbei: hier ein bisschen ratschen, dort ein bisschen packen und ein Abschiedsessen gab’s auch noch.
18.08.2018
Der vorhergesagte Wettersturz kam über Nacht pünktlich an und meldete sich im BC mit tiefhängenden Wolken und Schneeschauern bis unter 4000 m. Nach dem Frühstück war eine letzte schwierige Entscheidung am Berg zu fällen: 13 km Fußabstieg nach Subashi bei zweifelhaftem Wetter oder für erträgliche 100 Yuan (etwa €13,-) pro Kopf in Pickups, mit denen das Gepäck abtransportiert wurde. Wir entschieden uns für den Fußmarsch, denn erstens sitzen wir bis Kashgar noch lange genug im Auto und außerdem bot dieser letzte Abstieg eine schöne Möglichkeit, sich vom Berg zu verabschieden. In Subashi saßen wir dann eine ganze Weile rum bis alles und alle herunten waren, die mit nach Kashgar mussten. Nach etwas weniger Kontrollen als auf der Hinfahrt und einer längeren Pause in Opal genossen wir den Luxus des Nobelschuppens in dem wir in Kashgar untergebracht waren.
Bild
Gletscherbach auf dem Weg nach Subashi
Bild
Kurz vor Subashi
Bild
Kashgar - Abakh Hojam Tomb
Bild
Am Sonntagsmarkt - in der Abteilung Rindviecher
Bild
Selten, aber ab und zu gibt es noch Eselkarren
Bild
Nobles Mittagessen
Bild
Gedränge im Bazar
19.-26.08.2018
Die Letzte Woche war aufgrund der bereits genannten Grenzsperrung mehr dem Sightseeing gewidmet, als geplant. Nach einem ganzen Tag mit unglaublich vielfältigen und interessanten Eindrücken in und um Kashgar (Apak Hodscha Mausoleum aus dem Jahr 1640, Sonntags-Viehmarkt mit Schafen, Rindern Yaks und Viehzuchtbedarf, Großer Basar, neue und alte Altstadt, die architektonisch wenig beeindruckende Idgah Moschee, Nachtmark in der Altstadt) stand wieder ein langer Fahrtag zurück nach Kirgistan auf dem Programm. Wie schon bei der Hinreise war weder die Straßenqualität noch die reine Anzahl der zurückzulegenden Kilometer das Problem, sondern die schier endlose Anzahl mehr oder weniger sinnvoll erscheinender Kontrollen auf chinesischer Seite. Uns kam es vor wie eine Machtdemonstration Pekings gegenüber der immer wieder aufmuckenden uigurischen Bevölkerung in Xinjang. Sinisierung auf der einen Seite und andererseits Tourismus und Wirtschaft, so sie von uigurischer Seite ausgehen, immer wieder hinten herum blockieren, da beides vor allem der indigenen Bevölkerung zugute käme. Die Nacht über blieben wir erneut in Narin, die verkürzte Zeit im BC verbrachten wir in Kaji-Say am Südufer des riesigen Issyk Kuls (mit 6236 km2 der zweitgrößte Bergsee der Welt und damit über doppelt so groß wie das Saarland; 260 km ab Narin). Trotz der Lage auf etwas über 1600 m hat der See etwas von einem Badeparadies: endlos lange, meist menschenleere Sandstrände, eine akzeptable Wassertemperatur von 20-22°C und mit ca. 0,6% ein nach dem Schwimmen nicht störender Salzgehalt. Der See wird im Norden und Süden von vergletscherten, teilweise über 5000 m hohen Gebirgszügen flankiert, die an klaren Tagen das Bild von einem Gebirgssee vervollständigen. Langweilig wurde uns dort auch nicht: wir unternahmen einige Wanderungen durch bizarre Erosionslandschaften in Seenähe oder im Fairy Tale Canyon etwas weiter östlich bzw. sehr einsame Wanderungen im Teskey Alatau, die jeweils mit einem Bad im See ihren Abschluss fanden. Abgerundet wurde das Ganze durch die hervorragende und abwechslungsreiche kirgisische Küche im empfehlenswerten Al Hayat Hotel. Am vorletzten Tag fuhren wir zunächst die Schlaglochpiste am See entlang bis Balikchi (107 km), dann ging es auf guter, autobahnähnlicher Straße am Chüy entlang hinunter nach Bischkek (weitere 173 km). Dort verbrachten wir die letzte Nacht im Asia Mountains 1, dem Hotel unserer kirgisischen Agentur. Bishkek widmeten wir nur einen kurzen Spaziergang mit Bummel über den Osh Basar, bevor es mit Riesenschritten wieder dem eigenen Bett entgegenging.
Bild
Im renovierten Teil von Old Kashgar
Bild
Einer der unzähligen Essenstände am Night Market
Bild
Melonen aller Art gibts häufig
Bild
Issyk Kul bei Kaji-Say
Bild
Die Aprikosen sind reif
Bild
Im Fairy Tail Canyon
Bild
Blick vom Chong Kurchan zum See
Fazit:
Eine sehr schöne, technisch einfache und bei guter Akklimatisation und gutem Gesundheitszustand konditionell nicht übermäßig fordernde Schi-hochtour (wenn man die drei Hochlager einrichtet) in abwechslungsreicher Landschaft. Wir kamen mit unserer üblichen Schitourenausrüstung gut zurecht, d.h. wir hatten keine Daunenanzüge oder Wärmeüberschuhe dabei, Daunenjacken nur teilweise. Zwei Schichten Merinounterwäsche, Polarfleece, Softshell- bzw. Goretexjacke, Softshellhose und Goretexüberhose am Gipfeltag und Expeditionsfäustlinge reichten locker. Auch in den Schischuhen wurde uns nie kalt, es reichte, die Innenschuhe am Morgen kurz vor dem Aufstehen in den Schlafsack zu stecken. Sturmhauben, Eispickel, Steigeisen und Seil waren dabei, kamen aber nicht wirklich zum Einsatz, den Gurt hatten wir am Gletscher immer an. Für C2 und 3 sind warme Expeditionszelte mit Schneelappen und stabilem Gestänge nötig, für C1 reicht bei entsprechend gutem Schlafsack auch ein leichteres Zelt. Christine benutzte Harscheisen, ich hatte sie erst gar nicht dabei. Lawinenausrüstung könnte, wenn es mehr schneit, an einigen wenigen Stellen sinnvoll sein. Für C1 ist ein Wasserfilter sinnvoll. Gas ist im BC erhältlich. Satellitentelefon oder Funkgeräte schleppten wir nicht mit, am Berg war notfalls stets Handyempfang. GPS ist bei Nebel oder Whiteout zusätzlich zu den üppig vorhandenen Markierungsfähnchen sinnvoll. Bei ausreichend Erfahrung in größeren Höhen und im vergletscherten Gelände kann die Tour problemlos ab dem BC eigenverantwortlich durchgeführt werden. Auf weiteren Materialtransport ab dem BC durch Mulis oder Hochträger verzichteten wir bewusst, ebenso auf alle Arten von „Höhendoping“ vor oder während der Expedition. Es gibt zahlreiche Agenturen, die diese Expedition von der Basisbetreuung bis zum BC bis zum all inclusive Rundumsorglospaket anbieten. Teuer muss dabei nicht zwangsläufig gut heißen. Die einschlägigen Foren im Internet leisten beim Preis-Leistungsvergleich gute Hilfen. Außerdem sollte man bei der/den ausgewählten Agenturen nachfragen, wie oft sie diese Tour in letzter Zeit wirklich durchgeführt haben. Nur weil eine Expedition im Angebot steht, ergibt sich noch lange keine Erfahrung. Denn in Wirklichkeit kommt’s meistens doch anders als man denkt, und erst dann zeigt sich wie gut ein Veranstalter wirklich ist. Noch ein Wort zum Geld: Die von uns in China entdeckten Geldautomaten wollten immer eine 6-stellige Pin. Mit unserer 4-stelligen Pin bekamen wir kein Geld. Bargeld umtauschen war dagegen kein Problem, im BC weden auch Euro gern genommen.
Bild
Blick vom Strand zum Chong Kurchan
Bild
Mäandernder Fluß, Orte und Felder kurz nach dem Start in Bishkek
Bild
Straße in Bishkek
Bild
Elbrus
Bild
Bazar in Bishkek
Bild
Istanbul
Bild
etappe1_-_subashi-basecamp.gpx
File Size: 417 kb
File Type: gpx
Datei herunterladen

etappe2_-_basecamp-camp1.gpx
File Size: 155 kb
File Type: gpx
Datei herunterladen

etappe3_-_c1_c2.gpx
File Size: 323 kb
File Type: gpx
Datei herunterladen

etappe4_-_camp2-camp3.gpx
File Size: 254 kb
File Type: gpx
Datei herunterladen

etappe5-_camp3-gipfel.gpx
File Size: 262 kb
File Type: gpx
Datei herunterladen

muztag_ata_-_trackgesamt.gpx
File Size: 1400 kb
File Type: gpx
Datei herunterladen

0 Comments



Leave a Reply.

    Kategorien

    All
    Bergsteigen Weltweit
    Eisklettern
    Erstbegehungen
    Hochtouren
    Klettertouren
    Mountainbike
    Schitouren
    Winterbergsteigen

    Archiv

    March 2023
    February 2023
    January 2023
    December 2022
    November 2022
    October 2022
    September 2022
    August 2022
    July 2022
    June 2022
    May 2022
    April 2022
    March 2022
    February 2022
    January 2022
    December 2021
    November 2021
    October 2021
    September 2021
    August 2021
    July 2021
    June 2021
    May 2021
    April 2021
    March 2021
    February 2021
    January 2021
    December 2020
    November 2020
    October 2020
    September 2020
    August 2020
    July 2020
    June 2020
    May 2020
    April 2020
    March 2020
    February 2020
    January 2020
    December 2019
    November 2019
    October 2019
    September 2019
    August 2019
    July 2019
    June 2019
    May 2019
    April 2019
    March 2019
    February 2019
    January 2019
    November 2018
    October 2018
    September 2018
    August 2018
    July 2018
    June 2018
    May 2018
    April 2018
    March 2018
    February 2018
    January 2018
    December 2017
    November 2017
    October 2017
    September 2017
    August 2017
    July 2017
    June 2017
    May 2017
    April 2017
    March 2017
    February 2017
    January 2017
    December 2016
    November 2016
    October 2016
    September 2016
    August 2016
    July 2016
    June 2016
    May 2016
    April 2016
    March 2016
    February 2016
    December 2015
    November 2015
    October 2015
    September 2015
    August 2015
    December 2014
    November 2014
    October 2014
    August 2014
    June 2014
    September 2013
    August 2012
    August 2007

Powered by Create your own unique website with customizable templates.
  • Blog
  • Touren
  • Erstbegehungen
    • Alpinklettergarten Scharnitzsattel
    • Blasigskopf
    • Gehrenspitze
    • Grünstein
    • Große Schlicke
    • Karleskopf
    • Kraspestal
    • Krinnespitze
    • Leonhardstein
    • Muttekopf
    • Namibia
    • Pirchkogel
    • Rossstein
    • Schafkar
    • Sonnenspitzl
    • Strindenkopf
    • Tratenköpfl
    • Zwerchenwand
  • Topos
  • GPX-Daten
  • Hohe Berge
  • Über uns
  • Kontakt