Die geplante Route führt von La Vachey im Val Ferret erst mal auf das futuristische Bivacco Gervasutti. Am nächsten Tag sollte es über den Col des Hirondelles und den gleichnamigen Grat auf die Pointe Walker, den höchsten Punkt der Grandes Jorasses, gehen mit anschließender Überschreitung aller sechs Jorasses-Gipfel. Entweder mit Biwak am Grat oder, im Idealfall, bis zum Bivacco Canzio im Col des Jorasses. Der gesamte Rochefortgrat bis zum Col du Géant ist die nächste Etappe mit Biwak etwas unterhalb des Nobelschuppens der Turiner Hütte. Im Herzstück steht dann der Teufelsgrat auf den Mont Blanc du Tacul, wo wir auf dem Gipfel biwakieren wollen, um dann als letztes und leichtestes Teilstück über den Mont Maudit zum Mont Blanc zu gelangen. Abstieg schließlich im Trubel der Gouterseite bis zum Dôme und von dort Richtung Col de Bionnassay und Col des Aiguilles Grises ruhig und einsam über den Dômegletscher zur bereits geschlossenen Gonellahütte. Nach einer eventuell weiteren Nacht im Winterraum dann abschließender Hatsch über den völlig schuttbedeckten Miagegletscher hinaus ins Val Veny. So wie uns am Anfang ein Busshuttle von Courmayeur ins Val Ferret bringt, geht es auf diese Weise wieder zurück in die italienische Mont Blanc Metropole. Fünf klassische Grattouren, mal mehr Eis, maximal 50-60° steil, mal mehr Fels mit Schwierigkeiten bis zum 6. Grad, mal PD, mal D+ und wilde Gletscher. Insgesamt mehr als 6000 Höhenmeter, viele (ca. 40) mehr oder weniger ausgesetzte Kilometer über bis zu 20 Gipfel und die ganze Zeit weit über 3000 Meter. Weitere Bedingungen, die wir uns für die Runde auferlegt haben: keine Seilbahnen, keine bewirtschafteten Hütten, kein künstlicher Sauerstoff und kein Helikoptershuttle. Alles was wir für diese 5-6 Tage meinen zu brauchen, muss in unseren kleinen 28 Liter Kletterrucksäcken Platz finden. Ehrgeizig, aber der Punkt klappt schon mal, zumindest beim Probepacken. Was war dabei? Essen für fünf Tage, 1 Liter Wasser, Helm, Klettergurt, 5 Expressen, 2 Eisschrauben, 1 Eisgerät, Steigeisen, … … ein paar verschiedene Normalhaken, paar offene Repschnüre, 2 Tiblocs, Helm, 50m Einfachseil (bzw. 50m Repschnur 6mm), 2 Paar Handschuhe, etwas Ersatzwäsche, Goretexjacke, Ultraleichtkocherset mit 2x100g Gas, ½ Isomatte und ganzer (aber sehr leichter) Schlafsack, Biwaksack, Sonnenbrille, Sonnencreme, Handy & GPS als backup, paar gedruckte Routenbeschreibungen, leerer Wassersack, Messer, Verbandszeug, Karbonstöcke … … und ich bildete mir Kletterpatschen ein. Das war’s so ziemlich. Soweit der Plan. Jetzt muss nur noch das Wetter passen. Und das tat es dann auch. Und wie! Vom 17. bis 22.08.2023 sollte es eine gewitterfreie, sehr stabile Hochdruckphase geben, Zeit hatten wir auch noch, also auf nach Courmayeur. Und dann spannten wir in auf, den Bogen, la courbe, um Courmayeur.
2 Comments
Peter Krecu
15/9/2023 11:25:15
Das war eine Königstour! Jeder einzelne Abschnitt ist schon eine gute Leistung, aber alles zusammen, das ist was Besonderes, höchsten Respekt!
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10/3/2024 01:08:29
Eine Wahnsinnstour - und ihr habt das gleich von vornherein so weit geplant??!!! - Frech! Aber so sind auch in vielbesuchten klassischen Gebirgsteilen noch neue Aufgabenstellungen zu holen - wenn das Glück denn hold ist! (Ich erinnere mehrere einzelne Orte eurer Tour mit sehr anderen Verhältnissen und mit Schiss vor kippendem Wetter!)
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