Charakter: Lange, über weite Strecken nicht besonders ansprechende Kletterei mit viel Schutt, Bruch und Gras, aber gut abgesichert und halt eine der längsten Klettereien der Ostalpen. Die Linie wirkt immer wieder recht gesucht. Wesentlich besser gefiel mir die ähnlich lange „Ende Nie“ am Breithorn, die ich auf einer frühen Wiederholung 2002 schätzen lernen durfte. Viele "Loferer Bäuche" machen die Kletterei manchmal anstrengend. Landschaftlich wunderbar mit dem ganzen Tauernpanorama. Somit insgesamt dennoch ein tolles Erlebnis, das man auf jeden Fall mal gemacht haben sollte (aber einmal reicht). 113. Begehung, im Schnitt 10 pro Jahr. Viel ist also nicht los, auch heute waren wir die einzigen. Das Wetter sollte natürlich stabil sein, wer ungern nassen Fels hat, sollte nach stärkerem Niederschlag ein oder eher zwei Tage warten. Aufgrund der starken Bänderung mit viel Gras dazwischen drückt’s an vielen Stellen das Wasser aus der Wand. Ausgangspunkt: Wanderparkplatz Ullachtal (oberhalb Leogang). Stützpunkt: Passauer Hütte, 2032m, am Abstiegsweg. Wenn’s zeitlich eng wird, falls man auf den Abstieg am gleichen Tag einfach keine Lust mehr hat (der ist übrigens echt kurzweilig und harmlos) oder wenn man am nächsten Tag noch was kürzeres da oben klettern will ein idealer, herrlich gelegener Stützpunkt. Man fühlt sich sofort willkommen da oben, selbst als nicht angemeldeter Kletterer. Ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Zustieg: Vom Wanderparkplatz Ullachtal oberhalb Leogang, ca. 840m, auf gutem Weg Richtung Birnbachloch. Auf etwa 1240m verlässt man in einer Wegbiegung bei deutlichen Steigspuren den Weg, quert den Hochbrettgraben nach links und steigt auf schwachen Spuren über steiles Gras, Schutt und Latschengassen auf der anderen Seite des Grabens auf. Ein erster Abbruch wird links umgangen und nach einem weiteren Grashang erreicht man den Einstieg (2 BH, Routenname auf Metalltäfelchen angeschrieben. Ca. 1350m, 1 Stunde. Wandhöhe: 1250 hm zum W-Grat Kletterlänge: Laut Erstbegeher 2150m; wir haben’s nicht nachgemessen. Auf jeden Fall lang, ganz lang. Schwierigkeit: SL 1-9: meist um 3, eine Stelle 5-, dann bunt gemischt zwischen Gehgelände und 6, je höher man kommt, desto anhaltender werden gemeinerweise die Schwierigkeiten. Im obersten Teil warten dann auch die 3 Schlüsselstellen mit 7+/8- (oder 6+/A0), wobei die letzte in SL Nr. 43 die mit Abstand gemeinste ist. Die schweren SL verlaufen meist in sehr gutem Dachsteinkalk, sonst ist oft umsichtiger Kletterstil gefragt. Material: Übliche Kletterausrüstung, 50m Vollseil, 15 Express, darunter auch ein paar verlängerbare, 4-5 Tiblocs/Micortraxs fürs laufende Seil, bequeme Kletterschuhe, Sonnencreme; Stirnlampe, kleine Apotheke, Biwaksack und Wetterschutz für den Fall der Fälle, Geld und AV-Ausweis für die Hütte, Stöcke für den Abstieg. Uns reichte pro Nase 1 Liter Wasser locker. Gute bis sehr gute Absicherung mit BH macht Klemmzeug überflüssig (max. als Back-up). Route: Da gibt es nicht viel zu ergänzen. Das Topo der Erstbegeher in der Longline-Bibel von Panico ist für so eine lange Linie wirklich ausführlich und genau. Auch sehr hilfreich waren die Informationen auf https://www.stadler-markus.de/alpinklettern/sonstige-gebiete/kletterroute/pinzgawurm.html mit einem noch detaillierteren Topo und einem sehr guten Wandbild. Durch seilfreies Klettern (SL 1-9), Klettern am laufenden Seil mit Bremse (bis zu 5 SL am Stück) und seillängenweise Wechselführung in Seillängen schwerer als 6- wurden aus 45 SL im Topo nur 20 Wechsel. Als wir sahen, dass wir locker durchkommen, nahmen wir sowieso Tempo raus, um zumindest die paar wenigen wirklich schönen und schwereren SL im oberen Wandteil genießen zu können. Aufgrund der vielen BH und Markierungspfeile absolut problemlos zu finden. Im unteren, leichten Teil Absicherung mit verzinkten BH, oberhalb mit Material aus Edelstahl. Ein riesiges Dankeschön an die Erschließer! 275 Stand- und Zwischenbohrhaken (mindestens 100g einer) samt Bohrzeug, Hammer, Schlüssel und Ersatzakkus durch die Wand ziehen, kann sich ansatzweise nur vorstellen, wer’s schon selbst gemacht hat. Erstbegeher: A. Stocker & T. Niedermühlbichler (2011/12) Abstieg: Vom Gipfelkreuz (die paar Extraminuten sollte man sich unbedingt gönnen) am SW-Grat ein paar Meter zurück bis zu den Wegweisern und über den markierten Hofersteig (wenige Stellen 2, meist Gehgelände, kurze Stelle mit Fixseil) von Band zu Band durch die SW-Flanke in die Hochgrub und durch das sehenswerte Melkerloch (wird schon nicht gleich zusammenbrechen, wenn man durchgeht) zur sehr sympathischen Passauer Hütte, 2032m. Ca. 1 Stunde. Nach einer Stärkung und einem Eintrag im Kletterbuch weiter zur Mittagsscharte. Wer früh dran ist kann noch problemlos die ein oder andere Tour am Fahnenköpfl dranhängen, direkt unter dessen S-Wand verläuft der der sehr gut zu gehende und mit endlos viel Arbeit angelegte Wanderweg zurück nach Ullach. Weitere 1 – 1½ Stunden. Unsere Zeiten: Start am Wanderparkplatz Ullachtal/Leogang um 5:15, 6:20 mit der Kletterei begonnen. Mit 9¼ Stunden (inklusive 2x15 Minuten Pause) kamen wir zwar nicht rasend schnell, aber in einer erträglichen Zeit durch. Vom seillängenweisen sichern würde ich unbedingt abraten; wer nicht seilfrei klettern will oder den Zeitverlust durch Seil hin, Seil weg vermeiden will, kann über lange Passagen am laufenden Seil viel Zeit gewinnen. 15:35 Uhr waren wir am Wandbuch, Pause, dann natürlich noch auf den Gipfel, 16:20 Uhr. Abstieg über die S-Flanke und das sehenswerte Melkerloch zur sehr sympathischen Passauer Hütte (17:35 Uhr). Dort gab‘s ein feines Abendessen und um 18:15 machten wir uns an den Abstieg ins Ullachtal, wo wir um 19:45 Uhr wieder einliefen. Insgesamt also mit allen Pausen 14,5 stressfreie Stunden. Die Zeiten helfen vielleicht bei der eigenen Planung.
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