Bayerländerturm, 2507m „dir. O-Wand x2“ (9 SL, 5+) & Leutascher Dreitorspitze, 2689m, Wetterstein22/4/2022
Leichtsteigeisen und Pickel hatten wir zwar dabei, es ging aber gerade noch ohne. Sinnvoll war dagegen der Helm, da immer wieder kleinere Eis- und Schneebatzen aus den flankierenden Wänden daherkamen. Deutlich gemütlicher und endlich in der Sonne war das Frauenalpl als nächstes Ziel nicht mehr weit und bald war auch die nahe Meilerhütte am Dreitorspitzgatterl, 2366m, zu sehen. Die nordwestseitige Rinne dort hinauf war nur teilweise schneebedeckt, immerhin zog sich ein weißes Band durch. Nachdem wir unsere Rucksäcke in der Hütte deponiert hatten, machten wir uns kletterfertig. Mit Schi gings bei traumhaftem Firn den kurzen Steilhang aufs Leutaschplatt hinunter (2200m), da wir die geplante Tour an der Törlspitze ohne Foto natürlich nicht fanden, ging‘s mit Fellen auf der andeen Seite gleich wieder hinauf zur schon im Schatten liegenden Ostwand des Bayerländerturms, den wir allerdings viel schneller von oben über den Barthweg hätten erreichen können. Am antiken Riesenringhaken in Wandmitte beginnt die Kletterei. Einstieg ca. auf 2335m. Die Tour selbst sind wir vor vielen Jahrzehnten zuletzt geklettert, so dass die Orientierung mit den vielen Quergängen gar nicht so einfach war. Zum Schwelgen in alten Zeiten reichte es aber allemal. Die erste SL ist wenig überzeugend, aber dann folgt schöne Kletterei in meist sehr gutem, rauen Wettersteinkalk. Die originelle Hangelschuppe in der 3. SL gibt’s immer noch. Die Stände sind mit großen AV-Ringen versehen, dazwischen stecken gelegentlich gebohrte Ringe und ein paar alte NH. Wer eine engere Absicherung wünscht, muss hier auf jeden Fall selbst aktiv werden. Ein paar Friends und längere Schlingen sind gut einsetzbar. Nach der deutlich schwereren Direktvariante hörten wir aufgrund der fortgeschrittenen Tageszeit am großen Band für heute auf, seilten 20 und 60m ab bis zum Einstieg. Da am Platt noch weicher Firn zu finden war, gab’s vor der Rückkehr zur Hütte noch eine Zusatzabfahrt bis etwa 2000m hinunter. Ein Traum im frühen Abendlicht, beim Wiederaufstieg zur Hütte zog es allerdings schnell an, so dass der Schnee bereits wieder knusprig wurde. Vor dem Abendessen stand noch der in wenigen Minuten erreichbare, steil ins Angerlloch abbrechende Westliche Törlspitz auf dem Programm, ein Gipfel muss schon sein. Am nächsten Tag griff aufgrund hoher Bewölkung Plan B und wir ratterten erst einmal auf Schi wieder hinunter aufs Platt. Zum Klettern war's uns (noch) zu frisch, so ging's zum Frühsport erst auf die Leutascher. Diesmal war Steffi mit von der Partie, die gestern Abend noch zur Hütte gekommen war. Über die immer wieder schöne und noch einigermaßen weiße Landschaft des Leutaschplatts liefen wir immer in einem Tälchen unterhalb der Dreitorspitzen entlang, bis sich auf etwa 2500m die markante und kurz 40° steile Schneerinne auftut. Dank einer Fußspur von gestern kamen die Schi bald an den Rucksack und flott stapfend liefen wir in gerader Linie hinauf in die Scharte südlich P. 2650 unter dem Gipfel. Dort blieben die Schi wegen Schneemangel für die letzten Meter bis zum mittlerweile bedenklich schräg stehenden Gipfelkreuz liegen. Ganz allein hatten wir den Gipfel für uns - was in der Früh um Halbneunsamt auch kein Kunststück ist - samt seiner Aussicht, die trotz hoher Bewölkung föhnbedingt von den Tauern bis zur Bernina reichte. Da sowieso keine Sonne zu erwarten war, machten wir uns bald an die Abfahrt, die im Mittelteil der Rinne recht ruppig , ansonsten aber ganz passabel war. Auf dem kürzesten Weg zurück zur Hütte, gleich wieder umgezogen zum Klettern und, diesmal auf der schnellsten Möglichkeit, rüber zum Bayerländerturm. Dort kletterten wir bei eher frischen Temperaturen erneut die direkte Ostwand, nun aber bis zum Gipfel. Immerhin war die Wand trocken und Schnee störte kaum. Da wir weder Schistiefel noch Steigeisen durch die Wand zerren wollten, seilten wir etwas neben der Route ab (4x50-60m) und schauten uns dabei gleich noch den „Golden Earring“ und die neue Route „Panzerknacker“ an. Kurz nach Mittag waren wir zurück an der Hütte, packten zusammen, nahmen Abschied von der schönstgelegenen Hütte unserer Sektion und fuhren bei allerbestem Firn bis zum tiefsten Punkt des Angerl-Lochs. Das Warten hat sich gelohnt, auch die schattigen Hänge durch die Schlucht waren perfekt angetaut, nur kurz kamen die Schi an der aperen Stelle mit dem Drahtseil an den Rucksack. Weiter lief’s über die Nadel zur Alm und zu den letzten Schwüngen auf der Forststraße. Schi wieder auf den Buckel, rauf aufs Radl und runter nach Elmau. Insgesamt kamen bei dieser Runde knapp 3000hm zusammen, davon 400 auf dem Radl und 1800 auf Schi. Der Rest verteilt sich auf Klettern und apere Stellen. Absolut sichere Verhältnisse sind unerlässlich, auch Stein- und Eisschlag in der Hirschbichlschlucht sind zu beachten. Helm, Steig- und Harscheisen sowie ein Pickel gehören auf jeden Fall ins Gepäck. Für die Bayerländerturm Ostwand hatten wir 8 Express (auch lange), die beiden kleinen Linkcams, ein 60m Doppelseil und Leichtgurte dabei. Kletterpatschen sind auch kein Fehler. Bei der Planung hilft die AV-Karte 4/3 „Wetterstein Ost“, ein gutes Topo dieser und weiterer Klettertouren dort oben findet man im Panico Kletterführer „Wetterstein Nord“.
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