Arnplattenspitze, Wetterstein, 2176m; N-Wand „Edelrider“, 7 SL, 7

21/6/2019

Arnplattenspitze N-Wand (linker Pfeiler)

Bei dem labilen Wetter zurzeit sollte es eine kürzere, nordseitige Tour sein. Die Wahl fiel deshalb auf eine vergessene Wand, die imposanten Nordabstürze der Arnplattenspitze über der Leutasch. Ziel war Martins Erstbegehung aus dem Jahr 2016, die ich schon seit damals auf der Wunschliste habe, aufgrund der spärlichen Absicherung (11 gebohrte ZH auf 7 SL, die selten leichter als 6 sind) aber lieber im Schlepptau des Erstbegehers machen wollte.

Zustiegsrinne

Berglental und Wettersteingrat

1. SL, 6+

Wir starteten zeitig südlich von Leutasch/Unterkirchen, ca. 1050m und stiegen nach einem kurzen Stück Forstweg direkt die rechte Rinne Richtung Weite Scharte bis zum Einstieg auf knapp 1900m hinauf. Allein der Zustieg macht schon Spaß: einsam, wild, einzelne Stellen bis 4- und frei von jeglichen Begehungsspuren.

Nach schweißtreibenden 11/4 h war der Einstiegsbohrhaken erreicht (N47°23.606‘ E011°12.645‘, 1898m). Unter uns breitete sich mittlerweile ein ordentliches, fast herbstliches Nebelmeer aus. Aber schließlich ist Sonnwend, es geht endlich wieder auf den Winter zu. Seltsam, dass diese Wand so lange kaum Beachtung fand.

Schattenspiel in der 2. SL, 6

3. SL, Schlüsselstelle, 7

Ein paar Begehungen zum Teil leichterer Linien durch Einheimische gab es wohl, das war’s dann. Martins Tour schlängelt sich elegant und teilweise dolomitenhaft steil durch den linken Wandbereich, alle schwereren Stellen weisen guten bis sehr guten Fels auf. Besonders schön sind die 2. und 3. Seillänge, letztere mit einem versteckten, unglaublich rauen Piazriss.

Auch 3. SL, von oben

4. SL, 6+

Abgeklettert ist natürlich noch gar nichts. Ein paar kurze Bänder und wenige leichtere Stellen können schon mal loses Material aufweisen, aber wen das stört, der ist hier oben sowieso fehl am Platz. Überhaupt sollte der Vorsteiger den 7. Grad und sein mobiles Klemmzeugs sehr sicher beherrschen, sonst kommt keine Freude auf und ein Sturz da oben könnte der Gesundheit durchaus abträglich sein.

5. SL, 6+

7. SL, 7-

Auch das Aufspüren der idealen Linie macht Spaß und lässt viel Freiraum, da eben wenig fixes Material steckt. Nach vergnüglichen 2½ Stunden standen wir am Ostgrat und bald danach auf dem heute sehr einsamen Gipfel mit seinem mächtigen Kreuz. Für den Abstieg wählten wir den Weg über den Hohen Sattel zurück nach Ahrn. So kann man die Arnspitze auch überschreiten. Der Weg ist markiert, oben auch mal steil.

Ab dem hohen Sattel Spaziergangcharakter dank einer Forststraße. Von Ahrn zurück zum Startpunkt ging’s mit dem vorher deponierten Radl (gut 5 km). Eine Tour, die, wenn auch überwiegend im Nachstieg gemacht, im Gedächtnis bleiben wird. Es dürfte heute so ungefähr die 7. Begehung gewesen sein.
Topo und weitere Informationen auf https://www.bergsteigen.com/touren/klettern/edelrider/