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Aletschhorn, 4195m, Berner Oberland

4/9/2013

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Gipfelgrat -Konkordiaplatz & Mittelaletsch
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Aletschhorn
Anfang September, 2013: Eine der stabilsten Wetterlagen des vergangenen Bergsommers, und mild noch dazu. Was liegt da näher, als dem angeblich kältesten Berg der Alpen einen Besuch abzustatten? Wer allerdings schnell mal einen Viertausender mitnehmen will, ist hier an der falschen Adresse. Die sündteure Jungfraujochbahn bringt keine wirkliche Erleichterung, und auch die Seilbahnen aus dem Wallis verkürzen aufgrund der abseitigen Lage des Bergs die Besteigungsdauer nur unwesentlich.
Wir entschieden uns nach einigem hin und her für eine Auffahrt auf die Bettmeralp, 1920m. Die Talstation dieser sensationell günstigen Seilbahn befindet sich im oberen Rhônetal, ein kurzes Stück unterhalb von Fiesch. Dort oben schwangen wir uns auf unsere Bergradln und strampelten mit großen Hochtourenrucksäcken über die herrliche Almlandschaft hinüber zur Fiescheralp und weiter ins Obere Tälli. Die Strecke ist nur selten steil, aber aufgrund der grandiosen Aussicht auf alle Berge, die im Wallis Rang und Namen haben, durchaus gefährlich. Man fühlt sich dort oben wie auf einem Balkon und vergisst bei diesem Blick auf Matter- Weiß- und sonstige Hörner leicht die nötige Konzentration auf die Straße.
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Radldepot
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Spiegelbild im Merilensee
Vom Tälli kann man sich dank eines gut einen Kilometer langen Tunnels durch einen Ausläufer des Eggishorns einige Höhenmeter sparen und so bis fast zum Ostufer des Großen Aletschgletschers fahren. Allein diese Mountainbiketour lohnt schon die Anreise. Von hier könnte man es dann über nicht allzu schwere Singletrails direkt am längsten Alpengletscher entlang zurück ins Tal laufen lassen. Wir deponierten nach etwa 13 km und nur 500 Höhenmetern an der Gletscherstube, 2357m, die Räder und stiegen an dem dicht mit Wollgras gesäumten Märjelenee vorbei hinunter zum Gletscher.
Ohne Steigeisen fanden wir auf dem hier fast zwei Kilometer breiten Eisstrom einen relativ einfachen Weg hinüber zum Tal des Mittelaletschgletschers. Eine gute Stunde dauerte die Querung dieses riesigen Eisschlauchs trotzdem. Über teils gute Steigspuren, teils aber auch durch wüstes Moränendurcheinander und steile Gletscherschliffplatten ging‘s nun, nicht immer einfach zu finden, hinauf zur Zunge des bereits weit zurückgezogenen Mittelaletschgletschers. Noch vor wenigen Jahrzehnten flossen die beiden Gletscher zusammen
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Gletscherquerung
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Aletschbiwak mit Schi- und Hauptgipfel
Über die gutmütige Mittelmoräne ging‘s einige Kilometer flach talein. Erst auf etwa 2700m steilt der Gletscher auf. Die Brüche rechts und links meidend stiegen wir nun mit Steigeisen weiter der Mittelmoräne folgend auf, bis wir auf etwa 3000m ein flaches Gletscherbecken erreichten, von dem man problemlos das schön gelegene Mittelaletschbiwak auf 3013m erreicht. 6-8 Stunden ab der Bettmeralp sollte man aber einplanen. Wir hatten die sehr gepflegte Hütte mit dem markanten, sechseckigen Grundriss für uns ganz alleine. Decken und Geschirr sind vorhanden, Kocher, Gas und Proviant muss selbst mitgebracht werden. Das Nebengebäude weist übrigens denselben Grundriss auf und gehört sicher zu den schönsten der Alpen.
Mit Stirnlampen ging’s am nächsten Tag von Steinmann zu Steinmann hinauf zum obersten Mittelaletschgletscher und relativ einfach durch einige Spaltenzonen, am Schluss steil, auf das 3623m hohe Aletschjoch. Mit der gerade aufgehenden Sonne im Rücken geht es über einen im Herbst äußerst scharfen Firngrat weiter. Nach einer kurzen Verflachung steilt der NO-Grat bald wieder auf und führt wie eine Himmelsleiter auf den bereits über 4000m hohen NO-Gipfel. Eine fast arktisch anmutende Landschaft tut sich auf: 1000 Meter unter uns der Konkordiaplatz – fast 900 Meter Eisdicke am Zusammenfluss mehrerer Gletscherarme – und im Hintergrund Jungfrau, Mönch, Schreck- und Finsteraarhorn.
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Gipfel im Morgenlicht
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Am Gipfel
Nach einem erneut etwas schärferen Eis- und Felsgrat standen wir nach fünfstündigem Aufstieg bald am völlig verwaisten Gipfelkreuz. Seit Tagen war hier schon keiner mehr oben, unglaublich für so einen prominenten Eisriesen. Aber der Zustieg ist den meisten wohl zu kompliziert. Trotz der stark vergletscherten Umgebung war die Temperatur recht angenehm, so dass wir den phantastischen Blick auf Wallis, Berner Alpen und das Montblanc-Massiv an diesem wolkenlosen Tag genießen konnten.
Der Abstieg verlief auf der Aufstiegsroute und stellte kein großes Problem dar. Lediglich die kurzen, ausgesetzten Gratpassagen erforderten Aufmerksamkeit. Einem gemütlichen und erneut völlig einsamen Aufenthalt auf der Hüttenterrasse stand nichts mehr im Weg.

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Im Absteig
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Rückblick zu Haupt- und Vorgipfel
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Im Gletscherbruch
Zügig ging‘s am nächsten Morgen wieder hinunter zum Großen Aletschgletscher. Leider setzten sich Steffi und ich mit einer etwas tiefer angesetzten Gletscherquerung durch – nach vierstündigem Gewurstel in einer Bruchzone nach der anderen erreichten wir müde und genervt unser Radldepot. Wir fühlten uns auf dieser Querung wie eine Fliege, die immer wieder an die Fensterscheibe saust. Die nun folgende Abfahrt über die Fiescheralp hinunter nach Lax entschädigte uns für vieles und sucht seinesgleichen. Ein würdiger Abschluss nach so einem großen und wilden Berg. Schade und schön zugleich, wenn wieder ein Traum Wirklichkeit wurde.
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