Leichter, aber nicht weniger schön, erreicht man über plattigen Fels den ersten Stand. Ab hier konnten wir uns von der Akustik im schönsten Konzertsaal der Welt überzeugen: mit Musikuntermalung im Rahmen der Bergmesse läuft’s gleich noch besser. Plattig geht das Vergnügen weiter, unterbrochen von einem kleinen Wulst, bevor der Spaß erst einmal durch 25m Wiese gebremst wird. Aber das ist wenigstens eine richtige Wiese und kein Schrofenbruch, so dass man dank der Graspolster fast wie auf einer Treppe schnell und ohne Steinschlag auszulösen zum nächsten Stand am Ende des botanischen Zwischenspiels kommt. Oberhalb davon hat sich im Frühjahr 2023 ein ordentlicher Felssturz ereignet. Die eigentliche Tour ist nicht betroffen, aber links oberhalb des 2. Stands hängen noch ein paar gelbe Brocken absturzbereit über der „Till Ann“. Vorsicht in diesem Bereich! Die brüchige rechte Variante der 3. SL sollte man nicht mehr gehen! Nach kurzer, leichter Linksquerung (Am Anfang liegen noch ein paar Brocken des Felssturzes in der Wiese => vorsichtig queren und keinen Steinschlag auslösen!) folgt ein abdrängender Wulst mit Fingerloch und flachen Griffen, der immer irgendwie leichter ausschaut, als er sich klettern lässt. Ist halt zwingend frei zu klettern, und der Haken könnt etwas höher sein, aber da die Tour von unten erschlossen wurde, besser als nix. Die anhaltend schwierige und recht luftige 4. Seillänge bietet schöne Kletterei an rauem, festem Fels. Eine fast schon dolomitisch ausgesetzte Länge, die man nicht einfach raufrennt. Zahlreiche BH lassen die Sorgen aber nicht groß werden, allerdings muss man immer wieder beherzt vom Haken wegsteigen. Auf ein paar hohle Griffe sollte man sich auch einstellen und mit Umsicht klettern. Seillänge Nr. 5 beginnt vom Band weg gleich mit einem Überhang, den man am besten von links her angeht, um den Haken zu erreichen.
Wenn man etwas mehr absteigen will, kommt man mit 60m Seilen auch mit dreimaligem Abseilen ins Kar. Topo entweder auf https://www.geiselstein.com/uploads/8/4/4/0/84402202/zwerchwand_s-wand_zwerchen-anni.pdf oder auf https://www.bergsteigen.com/touren/klettern/zwerchen-anni-westliche-zwerchwand/. Einen Film kann man sich auf https://www.youtube.com/watch?v=4lvB357ycrc anschauen. Gedruckt entweder im Panico Kletterführer „Allgäu“ oder im „Tirol Plaisir Kletterführer“ (Alpinverlag). Kurze, gut – aber nicht übertrieben abgesicherte Alpinkletterei in erstaunlich schönem Fels, auch wenn man natürlich nicht jeden Griff blind anspringen sollte, aber das gilt ja für fast alle Tannheimer Touren. Neben der üblichen Alpinkletterausrüstung reichen 10 Expressen und ein 60m Doppelseil. Um den schönen Nachmittag voll in der Sonne genießen zu können, querten wir hinüber Richtung Gimpel SO-Vorbau. Kurz vor dessen tiefsten Punkt stiegen wir bei einer Tontafel in die heute völlig verwaiste Route „Jedem Tierchen sein Plaisirchen“ ein, bogen dann nach der 3. SL (gut in 1-2 SL machbar) in die wunderschöne Route „Zeit zum Fädeln“ von T. Freudig und M. Kucht aus dem Jahr 1990 ab. Von früheren Begehungen hatten wir – nomen est omen – die Absicherung durch zahllose Sanduhren im Hinterkopf. Wohl dem Geist des Gebiets und auch dem Zeitgeist geschuldet, wurde mittlerweile leider auch diese Route in Grund und Boden gebohrt. Eigenständigkeit beim Absichern ist scheinbar gar nicht mehr gefragt, selbst wenn es noch so gut geht. Schade drum. Schlingen oder Cams baumelten ungenutzt am Gurt, 11 bzw. 9 BH in den beiden Seillängen machen das ganze mobile Zeugs weitgehend überflüssig. Was die Schwierigkeit angeht, könnte man vor allem in der 1. SL durchaus 6- auswerfen – vor allem, wenn man die Tour rechts daneben zum Vergleich heranzieht. Am Zeitgeist liegt’s diesmal nicht, denn im alten AV-Führer „Tannheimer“ aus dem Jahr 1992 war’s noch 6-; keine Ahnung warum das abgewertet wurde. Vom Ausstieg kann man entweder weiter am Grat entlang auf- und über die letzten Meter des Plaisirchens aussteigen und zu Fuß in’s Gimpelkar absteigen oder, wenn niemand nachkommt, 60m zum Stand unter der Schlüssellänge des „Plaisirchens“ abseilen und weitere 60m über die Schrofen des Vorbaus bis fast zum Einstieg. Topo im Panico Kletterführer „Allgäu“. 1. SL: Vom Stand hinter einem Felssporn (von links kommt aus einer Rinne das Plaisirchen herauf, von rechts über Grasschrofen kommt der Originalzustieg herauf) erst leicht links, dann gerade unter Überhang (6-), rechts ansteigend ums Eck (6-) und wieder gerade hinauf in Gufel (5+). Geradeaus weiter (6-) und plattig links zu Stand an 2 BH. 35m, 11 BH, 1 SU, 6- 2. SL: Über raue Steilstufe (5) in gestufteres Gelände. Relativ gerade hinauf 4+, 5) zum Stand an 2 BH direkt am Grat. 35m, 9 BH, 5
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