Drei freie Tage, da muss sich doch was machen lassen, wenn nur das Wetter endlich mal wieder ordentlich mitspielt. Die Motivation einfach mal wieder paar Tage rauszukommen war auch sehr groß und so wurde ungefähr stündlich die Website vom Wetterbericht besucht (unabhängig von der tatsächlichen Aktualisierungszeit und somit unnötig oft, aber egal, …). Vom Zielort waren wir sehr flexibel und so prüften wir das Wetter von der Ostschweiz bis hin zum Hochkönig immer wieder, um herauszufinden, wo das Wetter am passabelsten zu werden verspricht. Endlich ergab sich in der Ostschweiz eine zufriedenstellende Vorhersage, nur der Sonntag sollte noch nass sein. Also gemütlich am Sonntag starten und am nächsten Tag erst einmal am Wildhuser Schafberg klettern, damit für das eigentliche Wunschziel am nächsten Tag noch genug Zeit zur Wandtrocknung blieb. Der Plan ging auf und nach einer Nacht mit viel Kuhbesuch, die sich sehr für uns interessierten – wir uns jedoch nur mäßig für sie – starteten wir in die Scharte westlich des Zustolls und erblickten erstmals die ausreichend trockene Wand. Abschreckend wirkt zunächst die Querung bis zum eigentlichen Start, die sich durch alte Seile und teils Drahtseile jedoch als harmloser als erwartet herausstellte, sollte jedoch natürlich dennoch nicht unterschätzt werden. Es geht unter einem schon ordentlich runter. Nachdem am gemütlichen Einstiegsplatz fast einer unserer Zustiegsschuhe der Schwerkraft folgend vor der Wand getürmt wäre, wir ihn jedoch wieder angeln konnten, starteten wir in die einfache Einstiegslänge den Vorbau hoch, bei der es sich um eine der wenigen querfreien Längen handelt. Mitten in der Wand verfluchte meine Tourenpartnerin etwas die Quergänge (oder meine Tourenauswahl, wer weiß) und ich wagte nicht zu fragen, ob sie den die Tourenbeschreibung mit der Erwähnung der vielen fotogenen und zeitraubenden Quergängen nicht gelesen hätte, was mich jedoch gewundert hätte. Doch biss sie sich glücklicherweise bis nach oben hin, ohne zu murren durch und gemäß der Beschreibung befanden wir uns dann nach vielen Fotos in den Quergängen und entgegen der Beschreibung ohne große Zeitverluste am Ausstieg und genossen in der Wiese am Gipfel liegend die Sonne. Charakter: Beeindruckend steil aufragende Wand, durch die sich dank zahlreichen Quergängen ein widererwartend leichter Weg durchschlängelt. Gefühlt werden dadurch allerdings lange keine Höhenmeter gewonnen und schweift der Blick nach unten, so erscheint der Einstieg lange Zeit immer gleich nahe. Der Fels wird nach oben hin immer herrlicher, wobei er auch unten nicht wirklich brüchig ist, nur etwas fraglich verkeilt wirkt, wobei dies eine subjektive Wahrnehmung ist. Mittlerweile finden sich sehr viele Bohrhaken in der Route, so dass dies vmtl. auch eine der wenigen Pausetouren sein wird, die es in einen Plaisir-Kletterführer geschafft hat. Dadurch ist sie natürlich dementsprechend umstritten, doch jetzt wo die Bohrhaken schon drin sind, bringt es auch nichts, sich darüber aufzuregen, man weiß es ja im Vorfeld und je nach Gemütszustand ist es eine willkommene Abwechslung zu der ein oder anderen Pause-Tour, bei der man sich noch fürchten und alpin fordern kann. Talort: Unterwasser Zustieg: Mit dem Auto kann dank einer Mautstraße (13 Franken) bis zur Alp Langlitten gefahren werden. Dort steht das Auto nicht kuhsicher und der ein oder andere Fahrer wird sich um seinen Lack am Auto fürchten, doch spart man sich viele Zustiegshöhenmeter. Zunächst geht es entlang der Forststraße oberhalb der Alm in Richtung Rügglizimmer, bis man auf den Wanderweg zum Zustoll bzw. Schibenstoll trifft. Auf ca. 1830m zweigt man vom Wanderweg zum Zustoll ab, kann dort auch ein Rucksackdepot anlegen und folgt den markanten Steigspuren in die Paliis Nideri. Dort angekommen wird in die Südwand gequert und den Seilen (teils auch dünne Drahtseile) bis zum Ende gefolgt. Wandhöhe: 300 m Kletterlänge: 13 SL Material: mind. 9 Express, Doppelseil von Vorteil, falls ein Rückzug erfolgt, der teils durch das Kreuzen der Abseilpiste möglich sein kann, vmtl. jedoch nicht angenehm ist. Schwierigkeit: vier Längen im siebten Grad, nur am Anfang leicht, dazwischen immer mal wieder im fünften und sechsten Grad, allerdings ist jede schwerere Länge technisch kletterbar, der obere sechste Grad sollte jedoch beherrscht werden. Topo/Route: Mit dem Topo aus dem Führer „Plaisier Ost“ der Schweiz lässt sich die gesamte Tour problemlos finden und es bedarf eigentlich keinen weiteren notwendigen Infos. Ausschließlich bzgl. der Möglichkeit zum zusammenfassen, damit immer derselbe Vorsteiger die Siebner-Längen erhält: Die Längen zwei und drei, sechs und sieben sowie acht und neun lassen sich zusammenfassen, jedoch lässt sich ein Seilzug logischerweise nicht gänzlich verhindern, was sich jedoch bereits im Vorfeld aus dem Topo ergibt.
Als weitere Ergänzung: In der letzten Seillänge folgt auf den Stand kurz danach ein weiterer, welcher etwas angenehmer ist, um sich auszubinden, da man dann unmittelbar in der Wiese steht. Erstbegeher: F. Bürkle, H. Frommenwiler, 1948 Abstieg: Den blau-weiß markierten Wanderweg zurück nach Langlitten.
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September 2024
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