Radl am Baum geparkt und weiter mit Schi. Bald hatten wir die die flache Wiese vor der Wetterstein Alm (1464m) erreicht. Zu unserem großen Erstaunen war ab hier trotz des herrlichen Wetters keine einzige Spur zu sehen; der üppig gefallene Neuschnee hatte auch alle alten Spuren verschwinden lassen. Also spuren, und das nicht zu knapp. Über fast schon liebliches Almgelände ging es bei strahlendem Wetter auf die total verschneiten Wetterstein Nordwände zu. Erst flach, dann über lichten Wald, bis sich nach einer letzten flachen Stelle auf etwa 1750m die Hirschbichlschlucht immer steiler und immer enger zusammen zieht. Kurz unter der Stelle, wo normalerweise Drahtseile über den plattigen Fels helfen, kamen die Schi an den Rucksack. Die nassen Felle stollten im Pulverschnee dermaßen, dass ein weiterer Schiaufstieg in dem steilen Gelände unmöglich war. Schade, denn es lag so viel Schnee in diesem Kühlschrank, dass man die Schi theoretisch gar nicht hätte tragen müssen. Ist selten so gut da oben. Im steilen Stapfgelände (ca. 40°) geht es im teils hüfttiefen Schnee anstrengend hinauf in das von wilden Wänden umrahmte Hochkar des Angerl-Lochs. Leichtsteigeisen und Pickel hatten wir zwar dabei, waren aber nicht nötig. Sinnvoll war dagegen der Helm, da immer wieder kleinere Eis- und Schneebatzen aus den flankierenden Wänden daherkamen. Südseitig waren die Hänge gut entladen, nordseitig lag noch Pulver. Deutlich gemütlicher und endlich in der Sonne war das Frauenalpl als nächstes Ziel nicht mehr weit und bald war auch die nahe Meilerhütte am Dreitorspitzgatterl, 2366m, zu sehen. Die nordwestseitige Rinne dort hinauf war heuer komplett und tief verschneit. Von dort lässt sich in wenigen Minuten die steil ins Angerl-Loch abbrechende Westliche Törlspitz besteigen. Nach einer einsamen, ruhigen Nacht auf unserer Sektionshütte, verließen wir die alte Meilerhütte bei Sonnenaufgang gegen 7:00 Uhr. Direkt vor der Hüttentür klackten die Bindungen und dann ratterten wir erst mal 190hm den steilen, tragend durchgefrorenen und relativ glatten Hüttenhang hinunter aufs Leutaschplatt. Auf etwa 2180m fellten wir unter der Ostwand des Bayerländerturms in der ersten Morgensonne an. Ein richtiger Traumtag brach an. Über die weiße Landschaft des Leutaschplatts geht es weiter, immer in einem Tälchen unterhalb der Dreitorspitzen entlang, bis sich auf etwa 2500m die markante Schneerinne auftut. Nach guter Abstrahlung über Nacht trug der Harschdeckel einwandfrei. Nur eine alte Spur von der Leutasch herauf war zu sehen, und das bei derart guten Bedingungen! Da die Schneerinne noch etwas hart war, kamen ab der steilsten und schmalsten Stelle (ca. 40°) die Schi an den Rucksack. In der Scharte südlich P. 2650 erweitert sich das Panorama enorm: kaum steigt man über die Wächte, wird der Blick auf die ganze Reintalumrahmung frei – blendend weiß! Und draußen im Vorland ein riesiges Nebelmeer. Auf etwa 2650m blieben die Schi stehen, zu viel Neuschnee auf zu wenig Unterlage. Ganz allein hatten wir den Gipfel für uns – samt Endlospanorama. Bei Pulver, Baaz und wieder Pulver wedelten wir aufs Platt und dieses so weit runter, bis der Schnee schlecht wurde. Das war dann auf etwa 2000m der Fall; anfellen und weiterhin in völliger Einsamkeit unter den beeindruckenden Südwänden des Mustersteins zurück ins Dreitorspitzgatterl. Zurück an der Hütte wurde aufgeräumt, gepackt und als dann tatsächlich noch zwei Leute von Norden raufkamen, beendeten wir unsere Pause und begannen die immer wieder spannende Abfahrt ins Angerlloch. Bis ca. 1800m hinunter war der Schnee noch erstaunlich pulvrig und selbst die Steilstufe ohne Unterbrechung fahrbar. Geht auch selten, und das noch dazu als erste. Das flache Almgelände lief noch gut, nur auf der Forststraße mussten die Schi stückweise getragen werden. Dort kamen die Schi wieder an den Rucksack und dann blieb nur noch gepflegtes ausrollen bis Elmau. Anspruchsvolle Schitour mit etwa 1400hm zur Meilerhütte, 500hm zur Leutascher Dreitorspitze und mindestens 180hm Gegenanstieg zurück zur Hütte; wenn auf dem Leutaschplatt gute Schneebedingungen herrschen und man sich nicht bremsen kann schnell deutlich mehr. Minimum also 2080hm, mit Motorrad 400-500hm weniger. Absolut sichere Verhältnisse sind unerlässlich, auch Stein- und Eisschlag in der Hirschbichlschlucht und in der Schneerinne sind zu beachten. Helm, Steig- und Harscheisen und Pickel können nicht schaden, helfen aber nur, wenn man damit auch umgehen kann. Die Abfahrt vom Gipfel durch die Schneerinne und weiter unten durch die Hirschbichlschlucht ist anspruchsvoll und verlangt einen sehr sicheren Fahrstil im bis zu 40° oder 45° steilen Gelände, das im unteren Teil keinen Sturz erlaubt! Eine gewisse Toleranz gegenüber verbollertem Schnee brauchts manchmal auch. Wer den Anforderungen konditionell und technisch gewachsen ist, findet hier eine erfüllende Unternehmung in wilder Landschaft.
0 Comments
Leave a Reply. |
Kategorien
Alle
Archiv
April 2025
|