Die oft so kalte NW-Wand lag zwar noch im Schatten, die Temperatur war aber angenehm, die Felsen strohtrocken und machten richtig Lust auf Klettern. Mit 21 Zwischenbohrhaken (und 1 NH) auf 5 SL weist die Route eine gute Grundabsicherung auf, Plaisir ist es aber sicher nicht. Abgesehen von der hitzeresistenten Lage ein ganz anderer Charakter als in den sonnseitigen Routen auf der anderen Seite des Berges. Der Umgang mit Cams sollte hier beherrscht werden und auch die Abseilerei in alpinem Gelände sollte nichts neues sein, sonst kann auch diese kurze Tour ein längeres Unternehmen werden.
Eine kurze, deutlich leichtere Verbindungslänge leitet zum großen Band (Wandbuch) unter dem Ausstiegspfeiler und dieser in wunderbarer, griffig-steiler Kletterei zum Gipfel. Nach dreimaligem Abseilen à 50m standen noch vor Mittag am Einstiegsband, das Wetter passte auch noch, so hängten wir noch die „Ois Easy“ an, die, wie der Name schon vermuten lässt, definitiv die mit Abstand schwierigste Route am Massiv bietet. Die Absicherung der sehr glatten 1. SL ist gut, wenn die lange Schlüsselpassage im (oberen?) 8. Grad nicht frei geklettert werden kann, stecken die Haken aber auch nicht so eng, als dass man sich einfach von Haken zu Haken ziehen kann. Der Rest bietet wieder eine gewisse Grundabsicherung mit Bohrhaken in weiteren Abständen, so dass auch hier mobil nachgearbeitet werden muss, was aber mit einem Satz Cams gut funktioniert. Die Felsqualität ist teils wirklich gut, es gibt aber auch einige hohl klingende Schuppen, die einen umsichtigen Kletterstil erfordern. In der 2. SL wurde die Lasche des 4. Bohrhakens (2. Überhang) entfernt, da sich auch hier eine größere Schuppe gelockert hat. Links durch einen nicht ganz festen, aber mobil gut absicherbaren Riss umgehen. Genuss pur bietet dann wieder die letzte SL vom Wandbuch (12. Begehung heute) zum Gipfel. Die Abseilerei vollzieht sich dann wieder entlang des „Mondspaziergangs“. Kaum dass das Seil abgezogen war, begann es auch schon leicht zu tröpfeln, was uns nach zwei guten Routen auch egal war. Dank passabler Schotterreißen oben und gemütlichem Weg unten ist der Abstieg bequem in einer ½ Stunde erledigt und dank der paar Tropfen blieben wir vom Motorradkrach verschont. Die Wandhöhe liegt bei etwa 170hm, „Ois Easy“ etwas weniger. Die Schwierigkeiten im Mondspaziergang liegen anhaltend bei 5 bis 6, in einer SL 6+/A0, frei 7; E 2+, da zusätzlich gut mobil absicherbar, aber keine Plaisirabsicherung! Ähnlich in „Ois Easy“, wobei die Schwierigkeiten insgesamt etwas höher liegen, in der ersten SL sogar deutlich (s.o.). 2 BH an den Ständen, 4-6 Zwischen-BH pro SL (Ausnahme: 1. SL „Ois Easy“ mit 10 BH); weitere Zwischensicherungen mit einem Satz Cams gut möglich. Doppel-/Zwillingsseil (60m) für den Abstieg. Zustieg: Vom Hahntennjoch dem Wanderweg Richtung Scharnitzsattel/Muttekopfhütte folgend ins Hahntennkar. Vorbau und Plattenwand sind während des Zustiegs gut einsehbar. Am Beginn der Versicherungen zum Scharnitzsattel wenige Meter rechts aufwärts zum Vorbau (ca. 2350m Einstieg „Frühlingstreiben“) und westlich um diesen herum. Vor markantem 30m-Turm links (östlich) auf Schuttband am Beginn der Plattenwand (ca. 2400m, blaue Punkte). Der obere Einstieg befindet sich in einem Spalt links neben Blöcken unterhalb des 30-Meter Turms, der untere Einstieg befindet sich unter einer markanten vorgelagerten Platte (vgl. Wandfoto). Routenname an beiden Einstiegen dezent angeschrieben. GPS Koordinaten 47°16’24,7’’N/10°39’16,6’’E, ca. 2380m (unterer Einstieg). Jeweils 1 BH an den Einstiegen. Erstbegangen wurde die Tour von Steffi und Stefan Feistl und vor allem vom damals erst 16-jährigen und heuer leider viel zu früh verstorbenen Martin Feistl am 07. und 08.09.2012 von unten. In der 2. SL wird eine ältere Linie gekreuzt: 1 relativ neuer NH, 1 Abseilschlinge; vgl. Spezialführer „Muttekopf“.
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September 2024
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