Erstaunlicherweise waren der Riss und die folgenden, mittlerweile ganz gut ausgeputzten und schön zu kletternden Platten zum ersten Stand staubtrocken und nun im Herbst fast ohne das störende Gras. Die etwas brüchige zweite SL kletterten wir auf der linken Variante (4 BH, 1 Baumschlinge, ca. 6), die unten schönen und festen Fels bietet. Weiter oben muss man aber auch hier auf ein paar lockere Steine achten. Ein umsichtiger Kletterstil ist auf jeden Fall kein Fehler. Aber was soll‘s, lieber geklettert als gewandert. Der Rest ist dann abwechslungsreiche Kletterei in bestem Fels immer entlang der SW-Kante mit ein paar kniffligen Stellen. Die steile Plattenstelle zur Ausstiegsverschneidung dürfte den unteren 7. Grad erfordern, für kleinere Menschen vielleicht auch etwas mehr. Highlight war wieder die tolle Ausstiegsverschneidung: anstrengende und anhaltende Piazerei im 6. Grad, teils vielleicht sogar etwas schwieriger. Wer hier schwitzt sollte wissen, dass Martin bei der Erstbegehung den kompletten Riss clean abgesichert vorgestiegen ist. Die heute steckenden 7 BH wurden alle von mir im Nachstieg gesetzt. Der Abstand ist aber immer noch so, dass ein paar mittlere Friends zwischen den Haken durchaus wohltuend wirken. Auch der abschließende Überhang ist durchaus hinterfotzig und verlangt noch einmal ordentliches Zupacken an kleinen Griffen bis man sich ins erneuerte Wandbuch eintragen kann. Mit der Bewertung scheint von den mittlerweile bald 140 Wiederholern zwar nicht jeder einverstanden zu sein, aber schwieriger ist die Tour auch nicht, nur weil vielleicht ein paar Haken weniger stecken. Da lässt sich ja gut mobil nachhelfen, was auch für den Rest der Tour gilt. In unseren Augen ein klassischer, zacher (oberer?) Sechser, der denen, die sich erfolgreich nach oben gearbeitet haben sicher länger im Gedächtnis bleiben wird, als manche reine Plaisirtour. Da es immer noch warm und trocken war, zogen wir das Seil in einer langen Graslänge erst am Grat, dann auf Bändern hinüber zur Stand unter der Seillänge zum Wandbuch der „Andi“ und henkelte diese in vergnüglich hinauf. Blick ins Wandbuch, und, weil’s bis auf ein paar verirrte Tropfen immer noch trocken war, über die plattige Westkante zum Vorgipfel. Erst oben auf dem Westgipfel begann ein leichtes Geniesel. Erstaunlicherweise hatten wir den ganzen Berg heut Nachmittag für uns allein – weder in der Wand noch am Wanderweg ließ sich ein Mensch blicken. Perfekt! Auf den Hauptgipfel verzichteten wir heute und machten uns an den noch relativ trockenen und schneefreien Abstieg über den Normalweg. 10 SL in meist gutem bis sehr gutem Fels am Freitagnachmittag, was will man mehr? Ein feiner, kleiner Berg, der Leo. Eine ½ Stunde später waren wir wieder im Tal und nach einer Brotzeit ging‘s zum Tegernseer Bergfilmfestival. Topos und weitere Infos zu den beiden Touren hier auf dieser Seite unter https://www.geiselstein.com/leonhardstein.html, auf www.bergsteigen.com oder im Panico-Kletterführer „Bayerische Voralpen Band 3“ von Markus Stadler. Zusätzlich zur üblichen Alpinkletterausrüstung sollte man etwa 10 Express, einen Satz Cams und ein 60m Doppelseil (falls man abseilen möchte). Wer den Fußabstieg wählt, kann sich Gewicht sparen und ein 40 oder 50m Vollseil mitnehmen. Die Route ist gut, aber nicht im Plaisirabstand mit Expressankern und ein paar nachzufädelnden Schlingen abgesichert. Der geforderte Schwierigkeitsgrad sollte beherrscht werden, sonst wird’s hart.
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Januar 2025
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